
Lenz
von Georg Büchner
"Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nicht's am Weg, bald auf - bald abwärts. Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, daß er nicht auf dem Kopf gehn konnte."
1778. Der junge Dichter Jakob Lenz wandert durchs Gebirge, auf dem Weg zum Pfarrer Oberlin, der ihn in sein Haus aufnehmen wird. Dort will Lenz zur Ruhe kommen, will nicht mehr dran denken, woher er kommt und wohin er zu gehen beabsichtigt. Doch Briefe von seinem despotischen Vater, Wiederbegegnungen mit Menschen, die ihn von früher kennen und die Abwesenheit des Pfarrers, der auf eine Reise muss, führen zu einem sich zusehends verschlechternden Geisteszustand.
Beklemmend intensiv beschreibt Georg Büchner die Verlorenheit und Einsamkeit eines entwurzelten Menschen und stützt sich dabei auf Quellen von Zeitgenossen des Schriftstellers Jakob Michael Reinhold Lenz, der 1792 nach Jahren der Verelendung tot auf einer Straße in Moskau aufgefunden wurde, und der als einer der bedeutendsten Vertreter des 'Sturm und Drang' gilt.
1778. Der junge Dichter Jakob Lenz wandert durchs Gebirge, auf dem Weg zum Pfarrer Oberlin, der ihn in sein Haus aufnehmen wird. Dort will Lenz zur Ruhe kommen, will nicht mehr dran denken, woher er kommt und wohin er zu gehen beabsichtigt. Doch Briefe von seinem despotischen Vater, Wiederbegegnungen mit Menschen, die ihn von früher kennen und die Abwesenheit des Pfarrers, der auf eine Reise muss, führen zu einem sich zusehends verschlechternden Geisteszustand.
Beklemmend intensiv beschreibt Georg Büchner die Verlorenheit und Einsamkeit eines entwurzelten Menschen und stützt sich dabei auf Quellen von Zeitgenossen des Schriftstellers Jakob Michael Reinhold Lenz, der 1792 nach Jahren der Verelendung tot auf einer Straße in Moskau aufgefunden wurde, und der als einer der bedeutendsten Vertreter des 'Sturm und Drang' gilt.
Regie Lilja Rupprecht
Bühne Anne Ehrlich
Kostüme Pauline Hüners
Musik Romain Frequency
Video Moritz Grewenig
Dramaturgie Anika Steinhoff
Premiere 9. Dezember 2012
Dauer: 1 Stunde 40 Minuten
Dauer: 1 Stunde 40 Minuten
Ole LagerpuschLenz

Harald BaumgartnerOberlin / Madame Oberlin / Indianer

Lenz
Oberlin / Madame Oberlin / Indianer
rbb-online.de
Die Beklemmung steht auf der Bühne, sie schreit, schweigt, und manchmal lacht sie sogar in dieser Inszenierung von Lilja Rupprecht. Die innere Leere, das mal schmerzvolle, mal schmerzlose Verlorensein, Lenzens Unmöglichkeit Griffe zu finden, um sich zurück ins Diesseits zu ziehen – Rupprecht konzentriert sich ganz auf diesen Kampf und stellt mit Pfarrer Oberlin dem Lenz einen emphatischen, tief im Leben stehenden Mann zur Seite, der genug bei sich ist, um auch bei Lenz zu sein. Das belehrt nicht, sucht keine unnötige Dramatisierung. […] Das geht nicht nur auf, es hallt nach. […] Intensiv von Beginn an und spannend bis zum Schluss: Es lohnt nicht, Ole Lagerpusch (Lenz) und Harald Baumgartner (Oberlin sowie alle anderen Rollen) miteinander zu vergleichen. Sie spielen so natürlich mit und gegeneinander, wie es ein solches Kammerstück nur ermöglichen kann. Baumgartner gut, Lagerpusch gut – gut,gut,gut.
Die Beklemmung steht auf der Bühne, sie schreit, schweigt, und manchmal lacht sie sogar in dieser Inszenierung von Lilja Rupprecht. Die innere Leere, das mal schmerzvolle, mal schmerzlose Verlorensein, Lenzens Unmöglichkeit Griffe zu finden, um sich zurück ins Diesseits zu ziehen – Rupprecht konzentriert sich ganz auf diesen Kampf und stellt mit Pfarrer Oberlin dem Lenz einen emphatischen, tief im Leben stehenden Mann zur Seite, der genug bei sich ist, um auch bei Lenz zu sein. Das belehrt nicht, sucht keine unnötige Dramatisierung. […] Das geht nicht nur auf, es hallt nach. […] Intensiv von Beginn an und spannend bis zum Schluss: Es lohnt nicht, Ole Lagerpusch (Lenz) und Harald Baumgartner (Oberlin sowie alle anderen Rollen) miteinander zu vergleichen. Sie spielen so natürlich mit und gegeneinander, wie es ein solches Kammerstück nur ermöglichen kann. Baumgartner gut, Lagerpusch gut – gut,gut,gut.
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Berliner Zeitung
Ole Lagerpusch brilliert als Lenz. […] Man hört es fast schmatzen, wenn Lagerpusch die Lider von den dunkel glänzenden, Orientierungslosigkeit signalisierenden Augen zieht. Er lässt seinen Körper virtuos herumschlenkern, er zerwühlt sich die Haare, schmiert sich mit weißer Schminke und schwarzer Kohle voll, überschüttet sich mit Wasser, säuselt, weint, lässt die Stimme krachen. Und wenn den Dichter Stimmen quälen, kratzt er sich am Ohr – das gibt den Einsatz für ausgetüftelte Bildstörungsprojektionen und Soundeinspielungen samt Elektrobrizzelei. Väterlicher Sparringpartner ist Harald Baumgartner. Mit gekonnt-routinierten Verkleidungs- und Verstellungsmätzchen verkörpert er gleich eine Handvoll von Figuren, solche, die bei Büchner vorkommen und solche, die die Regisseurin dazugesellt hat.
Ole Lagerpusch brilliert als Lenz. […] Man hört es fast schmatzen, wenn Lagerpusch die Lider von den dunkel glänzenden, Orientierungslosigkeit signalisierenden Augen zieht. Er lässt seinen Körper virtuos herumschlenkern, er zerwühlt sich die Haare, schmiert sich mit weißer Schminke und schwarzer Kohle voll, überschüttet sich mit Wasser, säuselt, weint, lässt die Stimme krachen. Und wenn den Dichter Stimmen quälen, kratzt er sich am Ohr – das gibt den Einsatz für ausgetüftelte Bildstörungsprojektionen und Soundeinspielungen samt Elektrobrizzelei. Väterlicher Sparringpartner ist Harald Baumgartner. Mit gekonnt-routinierten Verkleidungs- und Verstellungsmätzchen verkörpert er gleich eine Handvoll von Figuren, solche, die bei Büchner vorkommen und solche, die die Regisseurin dazugesellt hat.
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Der Tagesspiegel
Die Videoeinspielungen hin und wieder, ab und an ein psychotisches Knistern oder Knallen aus den Boxen und der Sperrholzzelle mit den gerissenen Wänden (nichts anderes als der Lenz’sche dünnwandige Kopfraum) – das ist der einzige Luxus, den sich dieser Abend leistet: Ansonsten ist er konsequent und einfach und von beißender Klarheit wie Winterluft. […] Ole Lagerpusch spielt diesen irrlichternden Schmerzensmann (Lenz), hin- und hergestoßen zwischen religiösen Heilsphantasien, Apathie und Schuldgefühlen, mit etwas, was Lenz völlig abgeht: mit Maß. Lagerpusch starrt ins Nichts, grimassiert mitunter wie der Komiker Jim Carrey oder schlurft, vom Geschrei der Gestalten im Zeitraffer gealtert, wie ein alter Mann durch seine Holzhütte, doch er zügelt sich dabei, hält immer etwas zurück. Lagerpusch zeigt das innere Wüten, ohne selbst wüten zu müssen, und bewahrt der ausgelieferten Figur etwas unergründlich Rätselhaftes. An seiner Seite Harald Baumgartner, der nicht nur Oberlin, sondern auch alle anderen Figuren in wechselnden Kostümen mehr an- als ausspielt: mal mitfühlende Vaterfigur, mal kühl beobachtender Wissenschaftler, mal Erzähler, der den vorwärtshetzenden Sätzen Büchners kaum hinterherkommt. Keine Heute-Bezüge, keine raffinierten Textimplantate. Ole Lagerpusch, Harald Baumgartner und ab und an ein psychotisches Knistern aus den Boxen. Mehr braucht es gar nicht, um zeitlose Ausweglosigkeit zu gegenwärtigen.
Die Videoeinspielungen hin und wieder, ab und an ein psychotisches Knistern oder Knallen aus den Boxen und der Sperrholzzelle mit den gerissenen Wänden (nichts anderes als der Lenz’sche dünnwandige Kopfraum) – das ist der einzige Luxus, den sich dieser Abend leistet: Ansonsten ist er konsequent und einfach und von beißender Klarheit wie Winterluft. […] Ole Lagerpusch spielt diesen irrlichternden Schmerzensmann (Lenz), hin- und hergestoßen zwischen religiösen Heilsphantasien, Apathie und Schuldgefühlen, mit etwas, was Lenz völlig abgeht: mit Maß. Lagerpusch starrt ins Nichts, grimassiert mitunter wie der Komiker Jim Carrey oder schlurft, vom Geschrei der Gestalten im Zeitraffer gealtert, wie ein alter Mann durch seine Holzhütte, doch er zügelt sich dabei, hält immer etwas zurück. Lagerpusch zeigt das innere Wüten, ohne selbst wüten zu müssen, und bewahrt der ausgelieferten Figur etwas unergründlich Rätselhaftes. An seiner Seite Harald Baumgartner, der nicht nur Oberlin, sondern auch alle anderen Figuren in wechselnden Kostümen mehr an- als ausspielt: mal mitfühlende Vaterfigur, mal kühl beobachtender Wissenschaftler, mal Erzähler, der den vorwärtshetzenden Sätzen Büchners kaum hinterherkommt. Keine Heute-Bezüge, keine raffinierten Textimplantate. Ole Lagerpusch, Harald Baumgartner und ab und an ein psychotisches Knistern aus den Boxen. Mehr braucht es gar nicht, um zeitlose Ausweglosigkeit zu gegenwärtigen.
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Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Weltall Erde Mensch
Eine unwahrscheinliche Reise von Alexander Eisenach und Ensemble
Regie: Alexander Eisenach
DT Bühne
19.00 - 22.40
BERLIN-PREMIERE
Mit englischen Übertiteln
Kammer
19.30 - 21.15
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
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