
Lange Nacht der Autor:innen
Drei neue Stücke am Stück
Dem Marder die Taube / Gaia am Deutschen Theater (GÖ) / Verführung
Dem Marder die Taube / Gaia am Deutschen Theater (GÖ) / Verführung
von Caren Jeß, Nele Stuhler und Lukas Bärfuss
Ein Ticket, eine Bühne, drei Uraufführungen!
Alle, die nicht genug bekommen können von neuen Stücken und viel Theater, laden wir zu einem einzigartigen Theatermarathon ein: Zu Beginn der diesjährigen Autor:innentheatertage, unserem Festival für neue Dramatik, kommen drei neue Stücke in einer einzigen Nacht auf der Bühne des Deutschen Theaters zur Uraufführung. Fast fünf Stunden Theater mit Pausen für Snacks und Drinks und jeder Menge Begegnungen. Die Lange Nacht der Autor:innen ist an insgesamt fünf Terminen zu erleben.
Alle, die nicht genug bekommen können von neuen Stücken und viel Theater, laden wir zu einem einzigartigen Theatermarathon ein: Zu Beginn der diesjährigen Autor:innentheatertage, unserem Festival für neue Dramatik, kommen drei neue Stücke in einer einzigen Nacht auf der Bühne des Deutschen Theaters zur Uraufführung. Fast fünf Stunden Theater mit Pausen für Snacks und Drinks und jeder Menge Begegnungen. Die Lange Nacht der Autor:innen ist an insgesamt fünf Terminen zu erleben.
Dem Marder die Taube
von Caren Jeß
"Ich habe jemanden kennengelernt", erzählt Erike ihren Eltern. Sie meint damit keinen Mann, sondern eine Frau, die sie später ihre "Schwester" nennen wird, obwohl die deutlich ältere Theta einer anderen Generation angehört. Ihr Kontakt kommt durch eine Annonce zustande: "Nylonstrümpfe gesucht!" Und Erike hat Unmengen davon abzugeben. Es ist der Beginn einer wundersamen Freundschaft zweier Frauen, die kaum unterschiedlicher sein könnten: Theta, Berliner Museumskuratorin a. D., hat sich in die norddeutsche Provinz zurückgezogen, um ihre Zeit mit Taubenzucht zu verbringen; Erike, die junge Elmshornerin, die angeblich als Pflegerin arbeitet, hat keine Ambitionen auf die große weite Welt. Tastend kommen die beiden sich näher, ohne dass die Fremdheit zwischen ihnen verschwindet.
Mit einem scharfen Blick für das Brüchige und Prekäre ihrer Annäherung erzählt Caren Jeß die Geschichte einer Frauenfreundschaft. Wer der Marder unter den Figuren ist und wer die Taube, wer Täter, wer Opfer – auf diese Fragen gibt das Stück keine simple allegorische Antwort. Es ist das Vexierspiel einer ungewissen Wirklichkeit zwischen Sprachschichten und verschobenen Ebenen. Und das scheinbar überschaubare Elmshorn wird darin zum "Uncanny Valley".
Entstanden im Rahmen des Berliner Ensemble-Dramatiker:innen-Fonds, unterstützt durch die Heinz und Heide Dürr Stiftung.
"Ich habe jemanden kennengelernt", erzählt Erike ihren Eltern. Sie meint damit keinen Mann, sondern eine Frau, die sie später ihre "Schwester" nennen wird, obwohl die deutlich ältere Theta einer anderen Generation angehört. Ihr Kontakt kommt durch eine Annonce zustande: "Nylonstrümpfe gesucht!" Und Erike hat Unmengen davon abzugeben. Es ist der Beginn einer wundersamen Freundschaft zweier Frauen, die kaum unterschiedlicher sein könnten: Theta, Berliner Museumskuratorin a. D., hat sich in die norddeutsche Provinz zurückgezogen, um ihre Zeit mit Taubenzucht zu verbringen; Erike, die junge Elmshornerin, die angeblich als Pflegerin arbeitet, hat keine Ambitionen auf die große weite Welt. Tastend kommen die beiden sich näher, ohne dass die Fremdheit zwischen ihnen verschwindet.
Mit einem scharfen Blick für das Brüchige und Prekäre ihrer Annäherung erzählt Caren Jeß die Geschichte einer Frauenfreundschaft. Wer der Marder unter den Figuren ist und wer die Taube, wer Täter, wer Opfer – auf diese Fragen gibt das Stück keine simple allegorische Antwort. Es ist das Vexierspiel einer ungewissen Wirklichkeit zwischen Sprachschichten und verschobenen Ebenen. Und das scheinbar überschaubare Elmshorn wird darin zum "Uncanny Valley".
Entstanden im Rahmen des Berliner Ensemble-Dramatiker:innen-Fonds, unterstützt durch die Heinz und Heide Dürr Stiftung.
Regie Stephan Kimmig
Bühnenbild Katja Haß
Kostüme Sigi Colpe
Musik Michael Verhovec
Licht Robert Grauel
Dramaturgie John von Düffel
Gaia am Deutschen Theater (GÖ)
von Nele Stuhler
Die Welt ist ausgebeutet und die Menschheit ausgestorben. Bloß im Deutschen Theater haben die Leute das nicht mitbekommen. Dort wurden Ensemble, Mitarbeiter:innen und Jugendclub aus Versehen verschont. Da muss die Weltenschöpferin Gaia nochmal ran, um sie abzuschaffen, endgültig.
Auf ein letztes Spiel lässt sich die Göttin aber ein mit den Menschen. Ein Lehrstück über ihre gesamte Schöpfung soll auf die Bühne kommen, als Chance für die Menschheit, sich vielleicht doch noch zu bessern oder zumindest das eigene Ende einzusehen. Und so spielt Gaia auf zum großen Welttheater. Denn: Wo ließe sich besser über Anfang und Neu-Anfang verhandeln als auf den Brettern, die die Welt bedeuten?
Nele Stuhler hat sich im Rahmen der Autor:innentheatertage mehrfach mit dem Gaia-Mythos beschäftigt. In den vergangenen Jahren ist die Weltschöpferin zur Haus- und Hofgöttin geworden: Die ersten beiden Teile von Nele Stuhlers Gaia-Trilogie, Gaia googelt nicht und Gaia rettet die Welt, waren im Deutschen Theater, in den Kammerspielen und Open Air zu sehen. Für die Autor:innen theatertage 2023 kommt die Trilogie mit Schauspieler:innen aus dem DT-Ensemble und dem Jungen DT zu ihrem Abschluss.
Die Welt ist ausgebeutet und die Menschheit ausgestorben. Bloß im Deutschen Theater haben die Leute das nicht mitbekommen. Dort wurden Ensemble, Mitarbeiter:innen und Jugendclub aus Versehen verschont. Da muss die Weltenschöpferin Gaia nochmal ran, um sie abzuschaffen, endgültig.
Auf ein letztes Spiel lässt sich die Göttin aber ein mit den Menschen. Ein Lehrstück über ihre gesamte Schöpfung soll auf die Bühne kommen, als Chance für die Menschheit, sich vielleicht doch noch zu bessern oder zumindest das eigene Ende einzusehen. Und so spielt Gaia auf zum großen Welttheater. Denn: Wo ließe sich besser über Anfang und Neu-Anfang verhandeln als auf den Brettern, die die Welt bedeuten?
Nele Stuhler hat sich im Rahmen der Autor:innentheatertage mehrfach mit dem Gaia-Mythos beschäftigt. In den vergangenen Jahren ist die Weltschöpferin zur Haus- und Hofgöttin geworden: Die ersten beiden Teile von Nele Stuhlers Gaia-Trilogie, Gaia googelt nicht und Gaia rettet die Welt, waren im Deutschen Theater, in den Kammerspielen und Open Air zu sehen. Für die Autor:innen theatertage 2023 kommt die Trilogie mit Schauspieler:innen aus dem DT-Ensemble und dem Jungen DT zu ihrem Abschluss.
Regie Sarah Kurze
Bühne Janja Valjarević
Kostüme Vanessa Vadineanu
Musik Samuel Wiese
Licht Robert Grauel
Dramaturgie Sima Djabar Zadegan
Dramaturgische Begleitung Junges DT Maura Meyer
Verführung
von Lukas Bärfuss
Hauke Born, ein Heiratsschwindler und Hochstapler, sitzt in einem trostlosen Zimmer. Er trägt eine Fußfessel. Nach sechs Jahren Gefängnis soll er sich wieder in die Gesellschaft integrieren. Seine Therapeutin Tania begleitet ihn seit Jahren auf seinem Weg zurück in die Freiheit. Er hat es fast geschafft, als sich Sonja Schwarz zu einem Besuch anmeldet. Sie behauptet, seine Tochter zu sein. Hauke ist überrascht und skeptisch. Die zwei treffen sich und nähern sich an. Sucht Sonja einen Vater? Braucht Hauke die Tochter? Und interessieren diese vielleicht nur die sieben Millionen, von denen niemand weiß, wo sie abgeblieben sind.
Hauke behauptet, sie nicht mehr zu besitzen. Es war schmutziges Geld. Denn die Frau, von der er das Geld ergaunert hat, ist eine reiche Industriellenerbin und deren Familie wurde mit Hilfe von polnischen und jüdischen Zwangsarbeiter:innen in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts reich.
Lukas Bärfuss widmet sich in seinem Stück der Kunst der Verführung. Wer will verführt werden? Wer lässt sich verführen? Spielen politische, amouröse, finanzielle oder moralische Motive eine Rolle? Und werden schreckliche menschliche Schicksale nur benutzt und verkommen zu Anekdoten, wenn die Zeitzeugen nicht mehr selbst zu Wort kommen können?
Hauke Born, ein Heiratsschwindler und Hochstapler, sitzt in einem trostlosen Zimmer. Er trägt eine Fußfessel. Nach sechs Jahren Gefängnis soll er sich wieder in die Gesellschaft integrieren. Seine Therapeutin Tania begleitet ihn seit Jahren auf seinem Weg zurück in die Freiheit. Er hat es fast geschafft, als sich Sonja Schwarz zu einem Besuch anmeldet. Sie behauptet, seine Tochter zu sein. Hauke ist überrascht und skeptisch. Die zwei treffen sich und nähern sich an. Sucht Sonja einen Vater? Braucht Hauke die Tochter? Und interessieren diese vielleicht nur die sieben Millionen, von denen niemand weiß, wo sie abgeblieben sind.
Hauke behauptet, sie nicht mehr zu besitzen. Es war schmutziges Geld. Denn die Frau, von der er das Geld ergaunert hat, ist eine reiche Industriellenerbin und deren Familie wurde mit Hilfe von polnischen und jüdischen Zwangsarbeiter:innen in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts reich.
Lukas Bärfuss widmet sich in seinem Stück der Kunst der Verführung. Wer will verführt werden? Wer lässt sich verführen? Spielen politische, amouröse, finanzielle oder moralische Motive eine Rolle? Und werden schreckliche menschliche Schicksale nur benutzt und verkommen zu Anekdoten, wenn die Zeitzeugen nicht mehr selbst zu Wort kommen können?
Regie András Dömötör
Bühne Magda Willi
Kostüme Fruzsina Nagy
Musik Tamás Matkó
Licht Robert Grauel
Dramaturgie Juliane Koepp
Lange Nacht der Autor:innen
30. April 2023
Weitere Termine:
13. und 27. Mai; 10. und 24. Juni
Dauer: ca. 4 Stunden, 50 Minten inkl. zwei Pausen
30. April 2023
Weitere Termine:
13. und 27. Mai; 10. und 24. Juni
Dauer: ca. 4 Stunden, 50 Minten inkl. zwei Pausen
Paul Grill

Linn Reusse

Anja Schneider

Sidney Fahlisch

Ananda Luna Cruz Grünbauer

Elias Arens

Harald Baumgartner

Maren Eggert

Lorena Handschin

Lisa Hrdina

Bernd Moss

Linda Pöppel

Caner Sunar

Lilli Dezius

Jurek Lane Mio Südhoff

Marlene Engberding

Joséphine Lou Falkenstein

Malia Kassin

Samuel WieseLive-Musik

Ulrich Matthes

Birgit Unterweger

Julia Windischbauer

Tamás MatkóLive-Musik

Dem Marder die Taube
Gaia am Deutschen Theater (GÖ)
Elias Arens, Harald Baumgartner, Maren Eggert, Lorena Handschin, Lisa Hrdina, Bernd Moss, Linda Pöppel, Caner Sunar, Lilli Dezius, Jurek Lane Mio Südhoff, Marlene Engberding, Joséphine Lou Falkenstein, Malia Kassin
Live-Musik
Verführung
Live-Musik
Bei der Matinee Früh-Stücke (16. April 2023) gaben das Kurator:innenteam der Autor:innentheatertage, die Autor:innen Caren Jeß und Nele Stuhler sowie die Schauspielenden Ulrich Matthes und Julia Windischbauer erste Auszüge aus der Langen Nacht und ihren Stücken zum Besten. Die Matinee können Sie hier als Podcast nachhören.
Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Weltall Erde Mensch
Eine unwahrscheinliche Reise von Alexander Eisenach und Ensemble
Regie: Alexander Eisenach
DT Bühne
19.00 - 22.40
BERLIN-PREMIERE
Mit englischen Übertiteln
Kammer
19.30 - 21.15
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Nele Stuhlers Text ["Gaia am Deutschen Theater (GÖ)] ist ein zum Stück ausgedehnter Dernierenspaß. […] Maren Eggert gibt die in elegantes Giftgrün gewandete Göttin mit Grandezza. […] Nele Stuhler zitiert in ihrem überbordenden Text frisch, frei, fröhlich aus dem Kanon. Mal klingt das nach Jelinek, dann gibt es eine Szene mit Büchner-Anklang oder im "Jedermann"-Reim. Und die Theater-Debatten der letzten Jahre finden ihren Niederschlag. […]
Wohltuend klar ist […] Lukas Bärfuss' "Verführung", ein geradezu konventionelles Konversationsstück und ökonomisch erzähltes well made play, das immer noch eine überraschende Wendung in petto hat. […] Sorgfältige Zweier- und Dreieckskonstellationen baut András Dömötör für den weitgehend dialogischen Text. Stilvoll perlt die Piano-Begleitung von Tamás Matkó.
Endlich kann man sich dem eigenen Nabel noch unbehelligter widmen! Tatsächlich gelingen Stuhler ein paar witzige Beobachtungen und Spitzen gegen den innerbetrieblichen Hang zur Selbstbespiegelung. Und das Ensemble – allen voran Lisa Hrdina als Intendantin, die der Göttin mit mephistophelischen Augenbrauen und ebensolcher Rhetorik eine Art faustischen Überlebensdeal abtrotzt – wirft sich mit Verve ins eigenparodistische Geschehen, das Regisseurin Sarah Kurze mit großem Ausstattungsaufwand und viel inszenatorischem Budenzauber auf die Bretter gewuchtet hat.