
Kommt ein Pferd in die Bar
von David Grossman
Dov Grinstein ist Stand-up-Comedian, Krakeeler, Alleinunterhalter und Publikumshure. In einem Saal im öden Industriegebiet von Netanja, einer Stadt zwischen Haifa und Tel Aviv, tritt er zu seiner – letzten – Vorstellung an. Er reizt sein Publikum, spricht es direkt an, wird offen beleidigend, entschuldigt sich tränenreich. Er reißt Possen, erzählt faule und geistreiche, vulgäre und unschuldige Witze. Die Shoah und ihre Opfer werden von seinem tabulosen Humor ebenso wenig verschont wie Israels Politik in den Palästinensergebieten. Dov kämpft fast zwei Stunden mit Furor um die Aufmerksamkeit der Leute, niemand darf verloren gehen. Denn er hat mehr zu bieten als eine gelungene Show: Er muss von seinem "persönlichen Tschernobyl" berichten, von dem Trauma, der Schuld, die sein Leben vergiftet hat.
David Grossman, 1954 in Jerusalem geboren, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern der israelischen Gegenwartsliteratur. 2008 erhielt er den Geschwister-Scholl-Preis, 2010 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2017 den Man Booker International Prize für seinen Roman Kommt ein Pferd in die Bar.
Deutschsprachige Erstaufführung
Salzburger Festspiele
8. August 2018
Berlin-Premiere
5. Mai 2019
Kammerspiele
Koproduktion mit den Salzburger Festspielen und dem Burgtheater Wien
Dauer: 2 Stunden 25 Minuten, keine Pause
Salzburger Festspiele
8. August 2018
Berlin-Premiere
5. Mai 2019
Kammerspiele
Koproduktion mit den Salzburger Festspielen und dem Burgtheater Wien
Dauer: 2 Stunden 25 Minuten, keine Pause
Samuel FinziDov Grinstein

Kathleen MorgeneyerPitz

Daniel Regenberg(Klavier)
Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Weltall Erde Mensch
Eine unwahrscheinliche Reise von Alexander Eisenach und Ensemble
Regie: Alexander Eisenach
DT Bühne
19.00 - 22.40
BERLIN-PREMIERE
Mit englischen Übertiteln
Kammer
19.30 - 21.15
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Was dieser famose Schauspieler zu leisten vermag, wie er umgeht mit den psychischen Brüchen und Deformationen des Dovele, darauf reagiert Dušan David Pařízek, der auch für die Bühne verantwortlich ist, mit dem denkbar kargsten Ambiente. Vor einer quadratischen Bretterwand wird Dovele zur Publikumsbeschimpfung anheben. [...]
Immer wieder hantiert er mit der Videokamera, wir sehen sein Gesicht im Großformat – ein vom Leben zerstörter, ein sich selbst zerstörender Egomane. Wirklich Egomane? Wenn er seine Zoten mit dem Publikum abspult (political correctness ist keine Tugend des Romans von David Grossman) gerät er wie zufällig an Pitz. [...]
Allein durch ihr Da-Sein wirft sie den verbitterten Mann gleichsam auf sich selbst zurück. "So war es nicht", sagt sie einige Male mit Bestimmtheit. Und sie wird selbst zur Sprühdose mit dem Bühnenblut greifen oder sich – wieder wie ein Spiegelbild zu ihm – als trauriger Clown schminken. Sie wird gehen, wenn er sie zurückhalten will, und sie wird trotzig sitzen bleiben, wenn er sie partout wegschicken möchte. Pitz ist, so erfahren wir, die Kurzform von Pitzkele, winzig. Im entscheidenden Moment wird sie jene kleinen Sandkörner streuen, die reiben auf den Schienen des Selbstdarstellers. [...]
[E]in ein- und nachdrücklicher Theaterabend, entsprechend bejubelt nach einem fast verblüffend positiven Ende. "Aber jetzt bin ich ab bissele müde" sagt der mit Haut und Haar in Dovele aufgegangene Samuel Finzi. Rechtschaffen müde. Samuel Finzi ist dieser Dovele, der einen Abend lang alles tut, um als Publikums- und Selbsthasser dazustehen. Und doch wird er alle Sympathie und nicht wenig Mitleid auf seine Seite ziehen im Lauf seiner "etwas alternativ geratenen Comedy Show". Ja, ein Comedian, der im Gegensatz zu Kabarettisten alten Zuschnitts nicht vorgibt, über den Dingen und mithin in deutlichem Abstand zu ihnen zu stehen. Dovele ist Kind geblieben, Kind seiner Zeit. Er steht mittendrin im Wahnsinn des Staates Israel, mittendrin in der eigenen Familie (Vater und Mutter waren die einzigen der Sippschaft, die den Holocaust überlebt haben). [...]
Was dieser famose Schauspieler zu leisten vermag, wie er umgeht mit den psychischen Brüchen und Deformationen des Dovele, darauf reagiert Dušan David Pařízek, der auch für die Bühne verantwortlich ist, mit dem denkbar kargsten Ambiente. Vor einer quadratischen Bretterwand wird Dovele zur Publikumsbeschimpfung anheben. [...]
Immer wieder hantiert er mit der Videokamera, wir sehen sein Gesicht im Großformat – ein vom Leben zerstörter, ein sich selbst zerstörender Egomane. Wirklich Egomane? Wenn er seine Zoten mit dem Publikum abspult (political correctness ist keine Tugend des Romans von David Grossman) gerät er wie zufällig an Pitz. [...]
Allein durch ihr Da-Sein wirft sie den verbitterten Mann gleichsam auf sich selbst zurück. "So war es nicht", sagt sie einige Male mit Bestimmtheit. Und sie wird selbst zur Sprühdose mit dem Bühnenblut greifen oder sich – wieder wie ein Spiegelbild zu ihm – als trauriger Clown schminken. Sie wird gehen, wenn er sie zurückhalten will, und sie wird trotzig sitzen bleiben, wenn er sie partout wegschicken möchte. Pitz ist, so erfahren wir, die Kurzform von Pitzkele, winzig. Im entscheidenden Moment wird sie jene kleinen Sandkörner streuen, die reiben auf den Schienen des Selbstdarstellers. [...]
[E]in ein- und nachdrücklicher Theaterabend, entsprechend bejubelt nach einem fast verblüffend positiven Ende. "Aber jetzt bin ich ab bissele müde" sagt der mit Haut und Haar in Dovele aufgegangene Samuel Finzi. Rechtschaffen müde.
Regisseur Dušan David Pařízek wagt einen Kniff: Die im Buch vorkommende Figur des erzählenden Anwalts Avischai Lasar streicht er. In seiner Inszenierung tritt der Protagonist nicht nur vor das Publikum, sondern gleichzeitig auch vor das Hohe Gericht. Das ergibt eine spannende doppelte Ansprache. [...]
Tosender Applaus am Ende [...] Beeindruckende Schauspielleistung: Samuel Finzi [...] brilliert in der Dramatisierung von David Grossmans gleichnamigen Roman "Kommt ein Pferd in die Bar". [...]
Regisseur Dušan David Pařízek wagt einen Kniff: Die im Buch vorkommende Figur des erzählenden Anwalts Avischai Lasar streicht er. In seiner Inszenierung tritt der Protagonist nicht nur vor das Publikum, sondern gleichzeitig auch vor das Hohe Gericht. Das ergibt eine spannende doppelte Ansprache. [...]
Tosender Applaus am Ende [...]
Pařízek folgt nicht blindlings Grossmans Vorlage, sondern er webt die hauchzarte Pitz als Kindheitserinnerung aus der ehemaligen Nachbarschaft anstatt des Roman-Erzählers und Juristen Avischai Lasar ins Publikum ein. Sie erinnert Dov als "guten Jungen", der oft auf Händen ging. Als der kapitulierende Kabarettist dies nun wieder versucht, stürzt die riesige Holzrückwand, die den Bühnenraum zum schmalen Gang verknappt, nach hinten und öffnet eine neue Erzählebene samt gigantischem Raum in die Vergangenheit. Dovs Parforceritt durch die eigene Geschichte ist ergreifend traurig und grausam komisch – immer auf des Messers Schneide zwischen Tragödie und Farce. [...]
Samuel Finzi leckt auf grandiose Weise die Wunden seiner ramponierten Figur und lässt ihr die Kraft behutsam entweichen. Ein starkes Stück Theater. Pařízeks Erfolg ist schließlich auch jener des fabelhaften Samuel Finzi, der zweidreiviertel Stunden lang die Figur des abgetakelten Alleinunterhalters Dov "Dovele" Grinstein schrie, ächzte, schnaubte. Anstatt einen letzten unterhaltsamen Abend an seinem 57. Geburtstag in der Provinz zu verbringen, wirft Dov durch die Lupe seines eigenen Lebens grelle Lichtkegel auf die Beschädigungen einer israelischen Gesellschaft, die wegen der Fortwirkung des Holocausts und der Verrohung unentwegter Konflikte keine Ruhe findet. [...]
Pařízek folgt nicht blindlings Grossmans Vorlage, sondern er webt die hauchzarte Pitz als Kindheitserinnerung aus der ehemaligen Nachbarschaft anstatt des Roman-Erzählers und Juristen Avischai Lasar ins Publikum ein. Sie erinnert Dov als "guten Jungen", der oft auf Händen ging. Als der kapitulierende Kabarettist dies nun wieder versucht, stürzt die riesige Holzrückwand, die den Bühnenraum zum schmalen Gang verknappt, nach hinten und öffnet eine neue Erzählebene samt gigantischem Raum in die Vergangenheit. Dovs Parforceritt durch die eigene Geschichte ist ergreifend traurig und grausam komisch – immer auf des Messers Schneide zwischen Tragödie und Farce. [...]
Samuel Finzi leckt auf grandiose Weise die Wunden seiner ramponierten Figur und lässt ihr die Kraft behutsam entweichen. Ein starkes Stück Theater.
Finzi rackert und redet drei Stunden lang, steht schon vor Beginn auf der Bühne und singt zur Klavierbegleitung, von Police bis Radiohead. Er ist, beinahe im Sinn Lermontows, "ein Held unserer Zeit", weil die Zeit, die Geschichte, durch den elenden Körper hindurchfährt: Leid, Lust, Eros, all das will dieser schwitzende, um sich schlagende Typ erfahren haben. Und er hätte es gern hinter sich, vor allem dieses ewige Leiden an sich selbst. Dass Finzi in diesem Modus so lange durchhält und den Faden nicht verliert, grenzt an ein Wunder. [...]
Verhandelt wurde an diesem Abend mehr als das Schicksal Israels. Der Witz, so die Erkenntnis, legt frei. Und hilft dabei, das schonungslos Aufgedeckte wieder in eine überlebensnötige Distanz zu bringen. [...] Der Grenzgang eines Stand-up-Comedians zur Geschichte Israels, der Schoah und dem aktuellen Nahost-Konflikt wurde zu einem knapp dreistündigen Marathonabend für Schauspieler Samuel Finzi, dessen Tabubrüche viele Zuseher verstörten. Das war Konzept – und machte erst die Zerbrechlichkeit von Familiengeschichte und Historie sichtbar. [...]
Finzi rackert und redet drei Stunden lang, steht schon vor Beginn auf der Bühne und singt zur Klavierbegleitung, von Police bis Radiohead. Er ist, beinahe im Sinn Lermontows, "ein Held unserer Zeit", weil die Zeit, die Geschichte, durch den elenden Körper hindurchfährt: Leid, Lust, Eros, all das will dieser schwitzende, um sich schlagende Typ erfahren haben. Und er hätte es gern hinter sich, vor allem dieses ewige Leiden an sich selbst. Dass Finzi in diesem Modus so lange durchhält und den Faden nicht verliert, grenzt an ein Wunder. [...]
Verhandelt wurde an diesem Abend mehr als das Schicksal Israels. Der Witz, so die Erkenntnis, legt frei. Und hilft dabei, das schonungslos Aufgedeckte wieder in eine überlebensnötige Distanz zu bringen. [...]
Ein großer Abend [...]
Grinstein (Samuel Finzi) steht vor einer Bretterwand, beinahe das einzige Requisit ist eine Handkamera, mit der er sich selbst filmt. Die Bilder sind dann auf der Wand, später auf dem rohen Bühnenhintergrund zu sehen. Das Publikum von Nentanja/Salzburg lacht und macht bereitwillig mit. Grinstein/Finzi lässt sogar eine Wodkaflasche herumgehen, aus der er sich zuvor selbst bedient hat: Echter Wodka, kein Bühnenwasser. Dann beginnt der Abend zu kippen. Spätestens, als Grinstein sich in einem auto-aggressiven Akt den Kopf gegen die Bretterwand schlägt, steht da kein Comedian mehr, sondern ein offensichtlich schwer an sich und der Welt leidender Mensch, der einem zunehmend konsternierten Publikum sein Innerstes öffnet. [...]
Finzi erzählt das in einem sich steigernden Stakkato, dabei dreht er sich auf der gegenläufig sich bewegenden Bühne, die Handkamera aufs eigene Gesicht gerichtet, um die eigene Achse, dass einem schwindelig wird. [...]
Einzige Mitspielerin in diesem fast dreistündigen Zweipersonenstück ohne Pause ist Pitz, eine Nachbarin aus Kindertagen, die im Publikum seiner Abschiedsshow sitzt. [...]
Riesenapplaus für den furiosen Samuel Finzi, [...] Regisseur Dušan David Pařízek sowie den Autor, der etwas schüchtern die Ovationen des Publikums von Netanja/Salzburg entgegennimmt. [...] Samuel Finzi brilliert bei Salzburger Festspielen [...]
Ein großer Abend [...]
Grinstein (Samuel Finzi) steht vor einer Bretterwand, beinahe das einzige Requisit ist eine Handkamera, mit der er sich selbst filmt. Die Bilder sind dann auf der Wand, später auf dem rohen Bühnenhintergrund zu sehen. Das Publikum von Nentanja/Salzburg lacht und macht bereitwillig mit. Grinstein/Finzi lässt sogar eine Wodkaflasche herumgehen, aus der er sich zuvor selbst bedient hat: Echter Wodka, kein Bühnenwasser. Dann beginnt der Abend zu kippen. Spätestens, als Grinstein sich in einem auto-aggressiven Akt den Kopf gegen die Bretterwand schlägt, steht da kein Comedian mehr, sondern ein offensichtlich schwer an sich und der Welt leidender Mensch, der einem zunehmend konsternierten Publikum sein Innerstes öffnet. [...]
Finzi erzählt das in einem sich steigernden Stakkato, dabei dreht er sich auf der gegenläufig sich bewegenden Bühne, die Handkamera aufs eigene Gesicht gerichtet, um die eigene Achse, dass einem schwindelig wird. [...]
Einzige Mitspielerin in diesem fast dreistündigen Zweipersonenstück ohne Pause ist Pitz, eine Nachbarin aus Kindertagen, die im Publikum seiner Abschiedsshow sitzt. [...]
Riesenapplaus für den furiosen Samuel Finzi, [...] Regisseur Dušan David Pařízek sowie den Autor, der etwas schüchtern die Ovationen des Publikums von Netanja/Salzburg entgegennimmt. [...]
Eindringlich wird es, wenn Finzi zum Monolog anhebt, furios fiebrig durch seine und unsere Gemütszustände reitet. Viel Beifall. [...] In "Kommt ein Pferd in die Bar" rechnet ein Mann mit sich und seinem Leben ab. Samuel Finzi brilliert in Salzburg in einem fiebrigen Parforceritt. [...]
Eindringlich wird es, wenn Finzi zum Monolog anhebt, furios fiebrig durch seine und unsere Gemütszustände reitet. Viel Beifall. [...]
Es ist eine schlichte, doch beeindruckend treffende Bühne, die sich Dušan David Pařízek [...] gebaut hat.
Pařízeks Inszenierung ist eine Herausforderung; eine Arbeit, die nach Grenzen sucht. "Kommt ein Pferd in die Bar" ist vor allem aber der Abend des Samuel Finzi. Es ist herausragend, eine schier unglaubliche Leistung an Kondition und Konzentration, wie dieser Schauspieler seine Figur über beinahe drei Stunden hinweg formt. Ob als arroganter Publikumshasser oder abgehalfterter Künstler am Ende seiner Karriere, ob als gnadenloser Zyniker oder tief Traumatisierter – Finzi zeigt eine Tour de Force durch Grinsteins seelische Abgründe. Samuel Finzi liefert eine beeindruckende Tour de Force durch die seelischen Abgründe des Comedians Dov Grinstein. [...]
Es ist eine schlichte, doch beeindruckend treffende Bühne, die sich Dušan David Pařízek [...] gebaut hat.
Pařízeks Inszenierung ist eine Herausforderung; eine Arbeit, die nach Grenzen sucht. "Kommt ein Pferd in die Bar" ist vor allem aber der Abend des Samuel Finzi. Es ist herausragend, eine schier unglaubliche Leistung an Kondition und Konzentration, wie dieser Schauspieler seine Figur über beinahe drei Stunden hinweg formt. Ob als arroganter Publikumshasser oder abgehalfterter Künstler am Ende seiner Karriere, ob als gnadenloser Zyniker oder tief Traumatisierter – Finzi zeigt eine Tour de Force durch Grinsteins seelische Abgründe.
Chapeau! Chapeau für Samuel Finzi und seinen Parforceritt durch diese faszinierende Geschichte über die Einsamkeit eines Kindes geschundener Eltern, über das einsame Verzweifeln in einem kriegsführenden Land und über Sarkasmus und Humor. Mit heftigen Witzen, die bald vulgär werden, trumpft der Schauspieler Samuel Finzi auf. Als Stand-up-comedian Dovele Grinstein hat er einen langen Abend vor sich. Dafür legt Samuel Finzi einen prächtigen Start hin. Er changiert blitzschnell von zornig zu charmant, von melancholisch zu sarkastisch, von verbittert zu frech. In Sprache und Geste trägt er dick auf. Er ist ja der Darsteller eines Darstellers, der als Alleinunterhalter sein zahlendes Publikum zum Lachen bringen muss. Immeer wilder und schamloser reitet er durch seine immer obszöner werdenden Witze. [...]
Chapeau! Chapeau für Samuel Finzi und seinen Parforceritt durch diese faszinierende Geschichte über die Einsamkeit eines Kindes geschundener Eltern, über das einsame Verzweifeln in einem kriegsführenden Land und über Sarkasmus und Humor.
Samuel Finzi spielt mit jedem Körperteil, locker, nicht aufdringlich, eine Bravourleistung fürwahr. [...] Der überwiegende Anteil des Textes – immerhin genug für mehr als zweieinhalb Stunden – bleibt Dovele vobehalten, und den verkörpert Samuel Finzi, den nun alle, die es bisher nicht wussten, als einen der Schauspielgiganten des deutschen Theaters registrieren dürfen. [...]
Samuel Finzi spielt mit jedem Körperteil, locker, nicht aufdringlich, eine Bravourleistung fürwahr. [...]
Finzi schwitzt und berserkert wie wild an diesem Abend, der zweidreiviertel Stunden dauert, rast und stolpert über Sätze. Er schmeißt sich so entschlossen brutal in die Rolle hinein wie anfangs gegen die Wand, wobei er sich gar nicht groß anstrengt, den um Lacher buhlenden Stand-up-Comedian zu geben. Finzi macht lieber Theater. Je innerlicher sein Monolog wird, desto mehr. [...] Samuel Finzi ist der rüde Mann, der diesem Abend sein Gesicht buchstäblich als Stempel aufdrückt. Er spielt den israelischen Comedian Dov "Dovele" Grinstein, Protagonist in David Grossmans 2014 erschienenem Roman "Kommt ein Pferd in die Bar". Das Buch schildert einen Theaterabend wie in Echtzeit. Grossman beschreibt, wie der Comedy-Auftritt in der israelischen Kleinstadt Netanja entgleist und zu einer selbstquälerischen Lebensabrechnung wird, zu einer bitteren Geschichte über Schuld, Verrat, Persönlichkeitsprägung. Es ist ein beklemmendes Buch, das Schmerz- und Schamgrenzen überschreitet und in den Wunden der Vergangenheit bohrt. In Doveles Familiengeschichte spiegelt sich die Geschichte und Politik Israels, die Hölle des Holocausts, die Situation eines Landes im Angst- und Kriegszustand. [...]
Finzi schwitzt und berserkert wie wild an diesem Abend, der zweidreiviertel Stunden dauert, rast und stolpert über Sätze. Er schmeißt sich so entschlossen brutal in die Rolle hinein wie anfangs gegen die Wand, wobei er sich gar nicht groß anstrengt, den um Lacher buhlenden Stand-up-Comedian zu geben. Finzi macht lieber Theater. Je innerlicher sein Monolog wird, desto mehr. [...]
Die Performance gerät zum pausenlosen, fast dreistündigen Monolog des Schauspielers Samuel Finzi, der diese Textlawine mit unfassbarer Präzision und Wahrhaftigkeit bewältigt. [...]
Pařízek verwendet wie Castorf Videos zur verschärften Sicht der Dinge. Details des Intimen, des Grausamen in meterhohen Augen, blutüberströmten Stirnen oder überroten Lippen neben der nahezu übermenschlichen Leistung Finzis in der Zuschauerstellung von Bewusstseinsströmen. [...] Samuel Finzi leistet Großes in "Kommt ein Pferd in die Bar" [...]
Die Performance gerät zum pausenlosen, fast dreistündigen Monolog des Schauspielers Samuel Finzi, der diese Textlawine mit unfassbarer Präzision und Wahrhaftigkeit bewältigt. [...]
Pařízek verwendet wie Castorf Videos zur verschärften Sicht der Dinge. Details des Intimen, des Grausamen in meterhohen Augen, blutüberströmten Stirnen oder überroten Lippen neben der nahezu übermenschlichen Leistung Finzis in der Zuschauerstellung von Bewusstseinsströmen. [...]
Jahrzehntelang lebte Dov Grienstein davon, sich über andere lustig zu machen. An dieser Boshaftigkeit zerbricht er schließlich selbst. Mit 57 Jahren ist er auf dem Tiefpunkt seiner Karriere angekommen. Er spielt in dem heruntergekommenen Vorort Netanju, in tiefster Provinz. All dem zum Trotz liefert der Schauspieler Samuel Finzi dem Publikum die Show seines Lebens. In der Koproduktion der Festspiele mit dem Deutschen Theater Berlin und dem Wiener Burgtheater spiegelt Kamila Polívková mit ihren Kostümen Stimmungen. [...]
Großartig jongliert Finzi mit den Lebenslügen, an die sich sein Protagonist klammert. [...]
Auf die Holzwand, die Pařízek ins Zentrum des von ihm selbst geschaffenen Bühnenbilds stellt, werden Gesichter und Körper in Nahaufnahme projiziert. Jedes Zucken von Dovs Mundwinkeln verfolgen die Zuschauer in voyeuristischer Manier. Krisha Piplits Lichtdesign hebt verräterische Details hervor. [...]
Pařízeks stringente Regie lenkt den Blick auf die Menschen und auf ihre verwundeten Seelen. Dafür hat der sensible Regisseur ein echtes Händchen. Sein Protagonist Samuel Finzi zeigt den jüdischen Comedian als einen, den die eigene, gefühlte Schuld zermürbt. Die zarten Blüten des blutroten Mohns, die Dov nach solcher Erkenntnis in Händen hält, sind ein griffiges Bild gegen das Vergessen. Mit de[m] Schauspielstar Samuel Finzi gelingt Pařízek ein verstörendes Tribunal gegen die Selbstgerechtigkeit. [...]
Jahrzehntelang lebte Dov Grienstein davon, sich über andere lustig zu machen. An dieser Boshaftigkeit zerbricht er schließlich selbst. Mit 57 Jahren ist er auf dem Tiefpunkt seiner Karriere angekommen. Er spielt in dem heruntergekommenen Vorort Netanju, in tiefster Provinz. All dem zum Trotz liefert der Schauspieler Samuel Finzi dem Publikum die Show seines Lebens. In der Koproduktion der Festspiele mit dem Deutschen Theater Berlin und dem Wiener Burgtheater spiegelt Kamila Polívková mit ihren Kostümen Stimmungen. [...]
Großartig jongliert Finzi mit den Lebenslügen, an die sich sein Protagonist klammert. [...]
Auf die Holzwand, die Pařízek ins Zentrum des von ihm selbst geschaffenen Bühnenbilds stellt, werden Gesichter und Körper in Nahaufnahme projiziert. Jedes Zucken von Dovs Mundwinkeln verfolgen die Zuschauer in voyeuristischer Manier. Krisha Piplits Lichtdesign hebt verräterische Details hervor. [...]
Pařízeks stringente Regie lenkt den Blick auf die Menschen und auf ihre verwundeten Seelen. Dafür hat der sensible Regisseur ein echtes Händchen. Sein Protagonist Samuel Finzi zeigt den jüdischen Comedian als einen, den die eigene, gefühlte Schuld zermürbt. Die zarten Blüten des blutroten Mohns, die Dov nach solcher Erkenntnis in Händen hält, sind ein griffiges Bild gegen das Vergessen.
Samuel Finzi macht das großartig, schwitzt seine Anstrengung förmlich heraus, entblößt fast mehr als Doveles Innerstes. Dušan David Pařízek, seit einiger Zeit Darling vieler Bühnen, verzichtet in seiner Inszenierung diesmal auf den Einsatz seines Overheadprojektors, nicht aber auf eine Videokamera. Von den beiden Protagonisten des Abends [...] wird diese oft und gnadenlos, hautnah, auch mit eindriglichen Standbildern, in Anschlag gebracht. [...]
Samuel Finzi macht das großartig, schwitzt seine Anstrengung förmlich heraus, entblößt fast mehr als Doveles Innerstes.
David Grossmans Roman "Kommt ein Pferd in die Bar" wandert auf dem schmalen Grat zwischen entlarvender Komik und existentiellem Klamauk. Das Buch des israelischen Autors und Friedenspreisträgers des Deutschen Buchhandels kann niemanden unberührt lassen. Die Bühnenfassung, die am Sonntag in der Regie von Dušan David Pařízek in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Premiere hatte, trifft den kaum erträglichen Kern, den fiesen Humor und den verzweifelten Gestus der Vorlage so genau, dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. [...]
Doveles Wut und Zorn werden nur von Piz, einer Freundin aus Kindertagen, leise und zärtlich verkörpert von Kathleen Morgeneyer, im Zaum gehalten. Sie sitzt im Publikum und schenkt ihrem alten Freund Vergebung und Zuneigung. Erinnert ihn an vergessene schöne Tage. Bringt ihn zur Räson und sorgt dafür, dass die Witze, die Dovele über den Holocaust und die Selektion an der Rampe, über die Gewalt in Israel und den Terror der Palästinenser macht, nicht allzu sehr entgleiten.
Zum Schluss steht er blutig und zerschunden in einem Meer aus roten Rosen, müde und einsam. Mit seiner letzten Vorstellung hat er die Zuschauer in Netanja aus dem Saal vertrieben, uns aber hat er auf verstörend-herzzerreißende Weise angerührt und, ja, warum nicht, glücklich gemacht und mit dem Leben und dem Theater versöhnt. Samuel Finzi ist ein Berserker der theatralischen Entblößung und schauspielerischen Entgrenzung. Großartig in der Bühnenfassung von David Grossmans Roman "Kommt ein Pferd in die Bar" am Deutschen Theater. [...]
David Grossmans Roman "Kommt ein Pferd in die Bar" wandert auf dem schmalen Grat zwischen entlarvender Komik und existentiellem Klamauk. Das Buch des israelischen Autors und Friedenspreisträgers des Deutschen Buchhandels kann niemanden unberührt lassen. Die Bühnenfassung, die am Sonntag in der Regie von Dušan David Pařízek in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Premiere hatte, trifft den kaum erträglichen Kern, den fiesen Humor und den verzweifelten Gestus der Vorlage so genau, dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. [...]
Doveles Wut und Zorn werden nur von Piz, einer Freundin aus Kindertagen, leise und zärtlich verkörpert von Kathleen Morgeneyer, im Zaum gehalten. Sie sitzt im Publikum und schenkt ihrem alten Freund Vergebung und Zuneigung. Erinnert ihn an vergessene schöne Tage. Bringt ihn zur Räson und sorgt dafür, dass die Witze, die Dovele über den Holocaust und die Selektion an der Rampe, über die Gewalt in Israel und den Terror der Palästinenser macht, nicht allzu sehr entgleiten.
Zum Schluss steht er blutig und zerschunden in einem Meer aus roten Rosen, müde und einsam. Mit seiner letzten Vorstellung hat er die Zuschauer in Netanja aus dem Saal vertrieben, uns aber hat er auf verstörend-herzzerreißende Weise angerührt und, ja, warum nicht, glücklich gemacht und mit dem Leben und dem Theater versöhnt.
Ein Entertainer, der auch aus schlechten Witzen noch das Beste herausholen kann. Ein großspuriger Zampano, dem nur manchmal der Faden entgleitet.
Masken sind das, die manchmal wegbrechen. Einmal steht er vor der großen hellen Holzwand, die später krachend umstürzt, und sieht ganz alt aus, verwittert. Fast versinken die kleinen müden Augen im grauen Gesicht. Wie er uns dann an die Hand und ins Herz der Finsternis mitnimmt, ist großartig!
Als sein Sidekick tupft Kathleen Morgeneyer eine traumverlorene Pitz hin. Im Roman ist sie eine körperbehinderte Frau in Doveles Alter, die eisern an das Gute in ihm glaubt. Pařízek hat für die Bühnenfassung zusammen mit Dramaturgin Eva-Maria Voigtländer ihre Figur aufgewertet, sie zu einer Art feenhaften Assistentin gemacht, die sich ins Spiel einmischt. [...]
Als Regisseur und Bühnenbildner nimmt Pařízek sich zurück, setzt ganz auf seine Schauspieler und eine nahezu leere Bühne. Kamila Polívková hat Finzi in einen eleganten Anzug gesteckt, der bald aus dem Leim geht, in seine Einzelteile zerfällt wie Dovoles Leben, ein Fall für dessen Vater, der mit Lumpen Geld machte.
Kurz: Vieles stimmt an diesem pausenlosen Zweieinhalbstünder. Für Samuel Finzi aber ist es ein Triumph. Ein Abend, der auf Samuel Finzi zugeschnitten ist, ganz von ihm getragen wird. Finzi präsentiert einen Taschenspieler, der seine Tricks offen herzeigt, der immer wieder tief in die Showkiste greift, dann abschweift, sich verzettelt, den Kontakt zum Publikum verliert, dann das Steuer herumreißt – ganz wie der Dovele des Romans. [...]
Ein Entertainer, der auch aus schlechten Witzen noch das Beste herausholen kann. Ein großspuriger Zampano, dem nur manchmal der Faden entgleitet.
Masken sind das, die manchmal wegbrechen. Einmal steht er vor der großen hellen Holzwand, die später krachend umstürzt, und sieht ganz alt aus, verwittert. Fast versinken die kleinen müden Augen im grauen Gesicht. Wie er uns dann an die Hand und ins Herz der Finsternis mitnimmt, ist großartig!
Als sein Sidekick tupft Kathleen Morgeneyer eine traumverlorene Pitz hin. Im Roman ist sie eine körperbehinderte Frau in Doveles Alter, die eisern an das Gute in ihm glaubt. Pařízek hat für die Bühnenfassung zusammen mit Dramaturgin Eva-Maria Voigtländer ihre Figur aufgewertet, sie zu einer Art feenhaften Assistentin gemacht, die sich ins Spiel einmischt. [...]
Als Regisseur und Bühnenbildner nimmt Pařízek sich zurück, setzt ganz auf seine Schauspieler und eine nahezu leere Bühne. Kamila Polívková hat Finzi in einen eleganten Anzug gesteckt, der bald aus dem Leim geht, in seine Einzelteile zerfällt wie Dovoles Leben, ein Fall für dessen Vater, der mit Lumpen Geld machte.
Kurz: Vieles stimmt an diesem pausenlosen Zweieinhalbstünder. Für Samuel Finzi aber ist es ein Triumph.
In diese Aufführung legt er nun auch sein ganzes Können und all seine Leidenschaft. Er zieht alle Register, um den kaputten Comedian Dovele Grinstein in seiner Fragwürdigkeit, seinem Zynismus und mit seinen Verletzungen lebendig zu machen. Finzi singt und tänzelt, heult und greint, lästert und schimpft, poltert und grollt. Als trauriger Clown schont er weder sich noch sein Publikum. In dieser Koproduktion zwischen Salzburger Festspielen, Burgtheater Wien und Deutschem Theater steht Samuel Finzi auf der Bühne, der ein ausgezeichneter wie allseits beliebter Schauspieler ist. Grossman persönlich nahm zu ihm Kontakt wegen einer Theaterversion auf. Da war Finzi tatsächlich ein bisschen aus dem Häuschen, bewundert er den israelischen Schriftsteller und Homo politicus doch sehr.
In diese Aufführung legt er nun auch sein ganzes Können und all seine Leidenschaft. Er zieht alle Register, um den kaputten Comedian Dovele Grinstein in seiner Fragwürdigkeit, seinem Zynismus und mit seinen Verletzungen lebendig zu machen. Finzi singt und tänzelt, heult und greint, lästert und schimpft, poltert und grollt. Als trauriger Clown schont er weder sich noch sein Publikum.
Auf der Bühne steht Samuel Finzi, dessen osteuropäischer Akzent tatsächlich Sinn macht (die Grinsteins im Roman sind polnische Juden).
[...] Mit vollem Körpereinsatz bewältigt er die ohnehin schon zusammengekürzten Textmassen. Kathleen Morgeneyer gibt den einfühlsamen Sidekick. [...]
Für Finzi ist dieser Abend eine Gelegenheit, seine ganze Schauspielkunst zu zeigen. Im Mittelpunkt des Stücks steht die Konstruktion und Dekonstruktion eines gebrochenen männlichen Clowns.
Auf der Bühne steht Samuel Finzi, dessen osteuropäischer Akzent tatsächlich Sinn macht (die Grinsteins im Roman sind polnische Juden).
[...] Mit vollem Körpereinsatz bewältigt er die ohnehin schon zusammengekürzten Textmassen. Kathleen Morgeneyer gibt den einfühlsamen Sidekick. [...]
Für Finzi ist dieser Abend eine Gelegenheit, seine ganze Schauspielkunst zu zeigen.
Dov Grinstein macht Stand-up-Comedy. So auch an seinem 57. Geburtstag in der israelischen Küstenstadt Netanja. Doch diese Vorstellung gerät aus den Fugen. So wie Grinsteins Leben. [...]
Als Grinstein erfährt, dass ein Elternteil gestorben ist (er weiß noch nicht, welches), helfen Witze, um die aufkommende Trauer zu verdrängen. Finzi spielt diese Szene wie den gesamten Abend mit großer Eindringlichkeit. [...]
Als eine Figur aus der Vergangenheit taucht dann noch die von Kathleen Morgeneyer gespielte Pitz auf. Sie erinnert sich an Dov als Kind, das immer auf den Händen lief, weil es die Welt auf den Kopf stellen wollte.
Bei aller Bitterkeit und auch Traurigkeit ist das wohl die Botschaft: Der Humor entspringt zwar der Verdrängung, weist aber auch über sie hinaus. Er ist »ein kleines Polster gegen die Wucht der Ereignisse«, wie Grinstein sagt, aber auch ein kleines bisschen Verkehrung der schlechten Welt ins Bessere. So erklärt sich das letzte Bild der Vorstellung. Nachdem zahlreiche Blumen von oben nach unten gefallen sind, ist es eine, die den umgekehrten Weg nimmt. Die unwahrscheinliche Hoffnung, die aber doch im Komischen bewahrt ist. Während das Publikum in den Saal strömt, schlägt der Pianist die Tasten an. Samuel Finzi, im seidig-glänzenden Anzug und weißen Hemd, steht daneben, auf seiner Nase eine Sonnenbrille mit glitzerndem Aufsatz, auf der Halterung vor ihm ein Mikrofon mit verchromter Umschalung wie aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Er singt ein paar Jazzklassiker an. Kaum haben die Zuschauer in den Kammerspielen des Deutschen Theaters in Berlin die Plätze eingenommen, werden sie von Finzi begrüßt, der an diesem Abend den Alleinunterhalter Dov Grinstein gibt. [...]
Dov Grinstein macht Stand-up-Comedy. So auch an seinem 57. Geburtstag in der israelischen Küstenstadt Netanja. Doch diese Vorstellung gerät aus den Fugen. So wie Grinsteins Leben. [...]
Als Grinstein erfährt, dass ein Elternteil gestorben ist (er weiß noch nicht, welches), helfen Witze, um die aufkommende Trauer zu verdrängen. Finzi spielt diese Szene wie den gesamten Abend mit großer Eindringlichkeit. [...]
Als eine Figur aus der Vergangenheit taucht dann noch die von Kathleen Morgeneyer gespielte Pitz auf. Sie erinnert sich an Dov als Kind, das immer auf den Händen lief, weil es die Welt auf den Kopf stellen wollte.
Bei aller Bitterkeit und auch Traurigkeit ist das wohl die Botschaft: Der Humor entspringt zwar der Verdrängung, weist aber auch über sie hinaus. Er ist »ein kleines Polster gegen die Wucht der Ereignisse«, wie Grinstein sagt, aber auch ein kleines bisschen Verkehrung der schlechten Welt ins Bessere. So erklärt sich das letzte Bild der Vorstellung. Nachdem zahlreiche Blumen von oben nach unten gefallen sind, ist es eine, die den umgekehrten Weg nimmt. Die unwahrscheinliche Hoffnung, die aber doch im Komischen bewahrt ist.