
Fräulein Julie
nach August Strindberg
Fassung von Timofej Kuljabin und Roman Dolzhanskij
Liebe und Macht, Selbstbehauptung und Unterwerfung, sozialer Status, Rollenerwartungen und deren Überschreitung: Mit kühler Präzision sezierte August Strindberg in Fräulein Julie (1889) die Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit der Geschlechterverhältnisse. Für ihre Überschreibung haben Timofej Kuljabin und Roman Dolzhanskij einen Ausgangspunkt gewählt, der sich von dem Strindbergs radikal unterscheidet. Indem sie mit Julies Verlobtem eine Figur auf die Bühne stellen, von der bei Strindberg nur gesprochen wird, erzählen Kuljabin und Dolzhanskij die Geschichte um Julie, ihren Angestellten Jean und dessen Freundin Christine als eine Geschichte über Einsamkeit, Egoismus, Gier und Verrat im Zeitalter der Überwachungstechnologie.
Timofej Kuljabin war künstlerischer Leiter am Theater Rote Fackel in Nowosibirsk und einer der aufregendsten Regisseure Russlands. Seit Ausbruch des Krieges Russlands gegen die Ukraine ist er nicht mehr in seine russische Heimat zurückgekehrt und lebt und arbeitet im Exil.
Liebe und Macht, Selbstbehauptung und Unterwerfung, sozialer Status, Rollenerwartungen und deren Überschreitung: Mit kühler Präzision sezierte August Strindberg in Fräulein Julie (1889) die Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit der Geschlechterverhältnisse. Für ihre Überschreibung haben Timofej Kuljabin und Roman Dolzhanskij einen Ausgangspunkt gewählt, der sich von dem Strindbergs radikal unterscheidet. Indem sie mit Julies Verlobtem eine Figur auf die Bühne stellen, von der bei Strindberg nur gesprochen wird, erzählen Kuljabin und Dolzhanskij die Geschichte um Julie, ihren Angestellten Jean und dessen Freundin Christine als eine Geschichte über Einsamkeit, Egoismus, Gier und Verrat im Zeitalter der Überwachungstechnologie.
Timofej Kuljabin war künstlerischer Leiter am Theater Rote Fackel in Nowosibirsk und einer der aufregendsten Regisseure Russlands. Seit Ausbruch des Krieges Russlands gegen die Ukraine ist er nicht mehr in seine russische Heimat zurückgekehrt und lebt und arbeitet im Exil.
Premiere
12. August 2021
Kammerspiele
Dauer: 1 Stunde, 25 Minuten, keine Pause
12. August 2021
Kammerspiele
Dauer: 1 Stunde, 25 Minuten, keine Pause
Felix Goeser

Božidar Kocevski

Franziska Machens

Linn Reusse

Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Weltall Erde Mensch
Eine unwahrscheinliche Reise von Alexander Eisenach und Ensemble
Regie: Alexander Eisenach
DT Bühne
19.00 - 22.40
BERLIN-PREMIERE
Mit englischen Übertiteln
Kammer
19.30 - 21.15
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Das lädt zu Meta-Betrachtungen des Theaters ein, ist oft witzig und bietet einen neuen Blickpunkt auf Julies Begehren. Wir können uns vorstellen, wie Jean auf Julie wirkt, die von dem Headset-Flüsterer nichts weiß, nur Zeugin wird, wie der Mann vor ihr mit seinen Sätzen kämpft, seltsame Lücken in ihnen lässt, abwesend und hochkonzentriert zugleich wirkt. Er klingt fremd und fremdgesteuert, liefert aber pick-up-artist-mäßig genau die richtigen maßgeschneiderten Sätze, die Julies Ex-Verlobter mit guter Kenntnis ihrer Person vorgibt. Vielleicht ist es gerade dieses seltsame Mischung aus etwas nicht einzuordnendem und Vertrautheit, die sie plötzlich anzieht.
[...] Wir hören, wie Jean als widerwilliges Echo die Sätze nachspricht, sie manchmal variiert und dabei wirkt wie ein Schauspieler, der zum ersten Mal Text liest und merkt, dass die Worte nicht in den Mund wollen.
Das lädt zu Meta-Betrachtungen des Theaters ein, ist oft witzig und bietet einen neuen Blickpunkt auf Julies Begehren. Wir können uns vorstellen, wie Jean auf Julie wirkt, die von dem Headset-Flüsterer nichts weiß, nur Zeugin wird, wie der Mann vor ihr mit seinen Sätzen kämpft, seltsame Lücken in ihnen lässt, abwesend und hochkonzentriert zugleich wirkt. Er klingt fremd und fremdgesteuert, liefert aber pick-up-artist-mäßig genau die richtigen maßgeschneiderten Sätze, die Julies Ex-Verlobter mit guter Kenntnis ihrer Person vorgibt. Vielleicht ist es gerade dieses seltsame Mischung aus etwas nicht einzuordnendem und Vertrautheit, die sie plötzlich anzieht.
Machtgelüsten, dann eine verwundete Seele, die keinen Ausweg mehr sieht. Felix Goeser als Jean hingegen ist hinreißend komisch, immerzu überfordert von der sich rasant verändernden Situation.
In dieser Inszenierung ist niemand Herr der Lage. Das ist das eigentliche Thema. Eine Intrige wird eingefädelt, gerät aber trotz permanenter Kameraüberwachung außer Kontrolle. Die Figuren balancieren am Rande eines Abgrunds und es ist nicht klar, ob sie abstürzen werden. Eine erfrischend neue Sicht auf einen viel gespielten Klassiker.
Vor allem Linn Reusse als Julie ist überragend – erst ist sie die verwöhnte Millionärstochter mit
Machtgelüsten, dann eine verwundete Seele, die keinen Ausweg mehr sieht. Felix Goeser als Jean hingegen ist hinreißend komisch, immerzu überfordert von der sich rasant verändernden Situation.
In dieser Inszenierung ist niemand Herr der Lage. Das ist das eigentliche Thema. Eine Intrige wird eingefädelt, gerät aber trotz permanenter Kameraüberwachung außer Kontrolle. Die Figuren balancieren am Rande eines Abgrunds und es ist nicht klar, ob sie abstürzen werden. Eine erfrischend neue Sicht auf einen viel gespielten Klassiker.
[...]
Inszeniert ist "Fräulein Julie" als Theaterthriller, in dem Linn Reusse als Julie tobt und trauert, Felix Goeser als Jean herrscht und heuchelt, Bozidar Kocevksi als Thomas manipuliert und verliert, Franziska Machens als Christine putzt und pöbelt.
Timofej Kuljabin ist einer der wohl derzeit aufregendsten Regisseure Russlands.
[...]
Inszeniert ist "Fräulein Julie" als Theaterthriller, in dem Linn Reusse als Julie tobt und trauert, Felix Goeser als Jean herrscht und heuchelt, Bozidar Kocevksi als Thomas manipuliert und verliert, Franziska Machens als Christine putzt und pöbelt.