
Der Idiot
nach Fjodor Dostojewskij
Was heißt es, die Welt anders wahrzunehmen, als es die Umwelt tut? Wie prägen frühe Erfahrungen ein Leben? Woran erinnert man sich, woran nicht? Wie determiniert ist das eigene Handeln, welche Freiheitsgrade zeichnen es aus? Und wie viele Facetten hat ein Ich? Im Zentrum von Dostojewskijs Roman steht Fürst Myschkin, jener "Idiot", der nach mehrjährigem Sanatoriumsaufenthalt in der Schweiz nach Russland zurückkehrt, nun scheinbar geheilt, sprach- und gesellschaftsfähig geworden. Der Text erzählt von Missbrauchsgeschichten, zeigt Figuren, deren Handlungen und Sprechakte zunächst erratisch anmuten, berichtet von Momenten größter Naivität und unmittelbarer Todesnähe. Für Regisseur Sebastian Hartmann auch eine zärtliche Reise hinein in den Kopf Dostojewskijs, hin zu seinen Obsessionen, Begierden und Ängsten.
Besonderes:
Im dritten Teil der Inszenierung gibt es laute Schussgeräusche.
Kostenloser Hörschutz ist am Einlass und an den Garderoben erhältlich.
Besonderes:
Im dritten Teil der Inszenierung gibt es laute Schussgeräusche.
Kostenloser Hörschutz ist am Einlass und an den Garderoben erhältlich.
Regie / Bühne Sebastian Hartmann
Kostüme Adriana Braga Peretzki
Musik Samuel Wiese
Bildregie Voxi Bärenklau
Animation Tilo Baumgärtel
Dramaturgie Claus Caesar
Premiere
3. November 2021
Deutsches Theater
Dauer: 4 Stunden 15 Minuten, zwei Pausen
3. November 2021
Deutsches Theater
Dauer: 4 Stunden 15 Minuten, zwei Pausen
Elias Arens

Bea Brocks

Manuel Harder

Peter René Lüdicke

Linda Pöppel

Ruth Reinecke
Birgit Unterweger

Niklas Wetzel

Arno WaschkLive-Musik
Samuel WieseLive-Musik

Elias Arens, Bea Brocks, Manuel Harder, Peter René Lüdicke, Linda Pöppel, Ruth Reinecke, Birgit Unterweger, Niklas Wetzel
Live-Musik
Stückeinführung von Dramaturg Claus Caesar
Außerdem im Spielplan
PREMIERE
Box
19.30
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln
Regie: Anne Lenk
DT Bühne
19.30 - 21.25
Eine Inszenierung des DT Jung*
Nathan
Regie: Joanna Praml
Kammer
20.00 - 21.45
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Wiederaufnahme
Regie: Friederike Drews
Raum 315 – Treffpunkt Haupteingang
20.00 - 21.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
[…]
Derartige Stimmung herrschte lange nicht mehr in einem Berliner Theatersaal; Wetzel tritt mit rockkonzertverdächtigem Szenenapplaus von dieser Nummer ab.
[…]
Opulenter Assoziations- und Videorausch in der grandiosen Bildregie von Voxi Bärenklau. Permanente Deutungsüberschüsse. Ein Theater, das endlich mal wieder nicht alles erklärt, was man sieht.
[…]
Besonders bemerkenswert: Hartmann und das durchweg in Bestform agierende DT-Ensemble kontern die Existenzialismen immer wieder mit einer Kulturtechnik aus, die im echten Leben genauso hilfreich ist wie im Theater mit Daseinsanspruch: Witz und (Selbst-)Ironie.
[…]
Auch das also zeigt dieser Abend: dass sich (Selbst-)Ironie auch bei Fragen wie der lohnt, wer für wen leiden und wer sich unter wessen Regie (nicht) ausziehen darf
Hartmanns "Idiot" raunt nicht. Er entfaltet seine angewandte Existenzphilosophie aus einem speziellen Romanmotiv – dem für Dostojewskij, der selbst einmal in letzter Sekunde doch nicht hingerichtet wurde, autobiografischen Exekutionsepos.
[…]
Derartige Stimmung herrschte lange nicht mehr in einem Berliner Theatersaal; Wetzel tritt mit rockkonzertverdächtigem Szenenapplaus von dieser Nummer ab.
[…]
Opulenter Assoziations- und Videorausch in der grandiosen Bildregie von Voxi Bärenklau. Permanente Deutungsüberschüsse. Ein Theater, das endlich mal wieder nicht alles erklärt, was man sieht.
[…]
Besonders bemerkenswert: Hartmann und das durchweg in Bestform agierende DT-Ensemble kontern die Existenzialismen immer wieder mit einer Kulturtechnik aus, die im echten Leben genauso hilfreich ist wie im Theater mit Daseinsanspruch: Witz und (Selbst-)Ironie.
[…]
Auch das also zeigt dieser Abend: dass sich (Selbst-)Ironie auch bei Fragen wie der lohnt, wer für wen leiden und wer sich unter wessen Regie (nicht) ausziehen darf
Dieser Idiot ist ein durchkomponiertes Gesamtkunstwerk prall voll mit Träumen und Traumata, ein Oratorium ohne roten Faden. […] Das achtköpfige Ensemble geht bis hart an den Rand noch zumutbarer Selbstentäußerung und -entblößung, spielt sich wie getrieben in einen Rausch. […] Dieser in intensive Gefühle aufgebrochene Kraftakt ist eine Zumutung. Er schwankt zwischen genial und voll daneben. […]
Dieser Idiot ist ein durchkomponiertes Gesamtkunstwerk prall voll mit Träumen und Traumata, ein Oratorium ohne roten Faden. […]
Beim "Idiot", so der Regisseur im Programmheft, interessiere ihn die Grenze zu Traum und Traumagedächtnis; die Inszenierung sei der Versuch, die Ebenen zu verschieben "wie in einer Aura kurz vor dem epileptischen Anfall". [...] Nach der ersten Pause gibt Ensemble-Neuzugang Niklas Wetzel mit künstlichem "Russen"-Akzent vor wirren Graffiti-Schaubildern (Licht und Bildregie: Voxi Bärenklau) und Auszügen aus Godards letztem Film "Bilderbuch" in einem Wahnsinnstempo eine Zusammenfassung der Romanhandlung, bis er am Ende nur noch miauen kann – und dabei traumlogisch an einen kurzen Animationsfilm von Tilo Baumgärtel anknüpft, der Pferde und Katzen in einer Villa ins Bettchen legt.
Die zweite Szene folgt auf die lange, elegische Abnahme Linda Pöppels vom Bühnenhimmel und ihren Opfertod in den Armen des gleichfalls nackten Elias Arens. Da holt Ruth Reinecke den vorn an der Rampe brütenden Manuel Harder aus der Inszenierungswelt in die nicht minder gespielte Probenrealität: "Sag mal, was macht ihr da eigentlich? Linda friert!" [...] Fest steht, dass das daraufhin einsetzende hektische Kümmern und Treiben dazu führt, dass Pöppel wie der Christus von Holbein – ein Bild, das auch im Roman erwähnt wird und Dostojewski tiefbeeindruckt hat – auf einen Tisch gelegt wird, dass dazu Simon Wiese Mozarts "Requiem" technoid verfremdet und die Bühne in rotes und blaues Licht getaucht wird – bis für Momente jenes Flimmern der Ebenen einsetzt [...].
Eine nach dem anderen darf auf seine oder ihre virtuose Weise eine Arie sprechen: Elias Arens stürmt mit düsterer Nervosität an die Rampe, [...] Birgit Unterweger fixiert das Publikum mit staunendem Ernst vom Videoscreen. Ruth Reinecke tritt im bodenlangen Abendkleid auf (Kostüme Adriana Braga Peretzki) und berichtet eindringlich von der ausgestoßenen Marie, die am Ende ihres traurigen Lebens wenigstens von den Dorfkindern geliebt wurde, nachdem Myschkin ihnen ins Gewissen redete. [...]
Beim "Idiot", so der Regisseur im Programmheft, interessiere ihn die Grenze zu Traum und Traumagedächtnis; die Inszenierung sei der Versuch, die Ebenen zu verschieben "wie in einer Aura kurz vor dem epileptischen Anfall". [...] Nach der ersten Pause gibt Ensemble-Neuzugang Niklas Wetzel mit künstlichem "Russen"-Akzent vor wirren Graffiti-Schaubildern (Licht und Bildregie: Voxi Bärenklau) und Auszügen aus Godards letztem Film "Bilderbuch" in einem Wahnsinnstempo eine Zusammenfassung der Romanhandlung, bis er am Ende nur noch miauen kann – und dabei traumlogisch an einen kurzen Animationsfilm von Tilo Baumgärtel anknüpft, der Pferde und Katzen in einer Villa ins Bettchen legt.
Die zweite Szene folgt auf die lange, elegische Abnahme Linda Pöppels vom Bühnenhimmel und ihren Opfertod in den Armen des gleichfalls nackten Elias Arens. Da holt Ruth Reinecke den vorn an der Rampe brütenden Manuel Harder aus der Inszenierungswelt in die nicht minder gespielte Probenrealität: "Sag mal, was macht ihr da eigentlich? Linda friert!" [...] Fest steht, dass das daraufhin einsetzende hektische Kümmern und Treiben dazu führt, dass Pöppel wie der Christus von Holbein – ein Bild, das auch im Roman erwähnt wird und Dostojewski tiefbeeindruckt hat – auf einen Tisch gelegt wird, dass dazu Simon Wiese Mozarts "Requiem" technoid verfremdet und die Bühne in rotes und blaues Licht getaucht wird – bis für Momente jenes Flimmern der Ebenen einsetzt [...].