Woyzeck

von Robert Wilson/Tom Waits/Kathleen Brennan nach Georg Büchner
Bühne / Kostüme Susanne Schuboth
Musikalische Leitung Philipp Haagen
Dramaturgie Claus Caesar
Premiere 2. Oktober 2009
Moritz GroveWoyzeck
Maren EggertMarie
Matthias NeukirchHauptmann
Helmut MooshammerDoctor
Christoph FrankenTambourmajor
Thomas SchumacherAndres
Claudia RennerMargreth
Markus GrafAusrufer/Karl
Philipp HaagenMusiker
John SchröderMusiker
Berliner Zeitung
Dirk Pilz, 05.10.2009
Vor neun Jahren wurde das Werk uraufgeführt, in Kopenhagen. Wilson nannte es damals ein "art musical", Waits ließ wissen, Büchners Stück sei "wild und geil und spannend und die Fantasie anregend". Das ist es, auch bei Jorinde Dröse. Auf einer Bretterarena aus mehreren Schrägen gönnt sie ihren durchweg funkelnden Schauspielern lauter Großauftritte: Christoph Franken seift den Tambourmajor mit greller Fiesheit ein, Helmut Mooshammer macht als Doctor dem Dr. Mabuse Konkurrenz, Markus Graf serviert uns einen Jahrmarktausrufer von diabolischer Herkunft, Maren Eggert ist als (deutlich aufgewertete) Marie gottlob nie auf einen Frauen- und Figurennenner zu bringen – sie spannt sie zwischen Liebchen und Luder aus. (…) Wenn er [Woyzeck] am Ende seiner Marie die Kehle durchschneidet, während er sie küsst, und sie stumm und tot die Schräge hinunterrutscht, die Musik vornehm schweigt und Woyzeck fiebrig schaut, spätestens dann hat Dröse den Zuschauer am Seelenkragen gepackt. (…) Ohnehin ist dies durchweg eine gekonnt wirkungsbewusste Inszenierung. Das technische Problem, wie sich die Songs zwischen die Szenen bauen lassen, löst die Regie mit staunenswerter Leichtigkeit. Die Live-Musiker sind allen Lobes wert, die Schauspieler sowieso, der Konfettieinsatz und das Lichtdesign auch. Vor neun Jahren wurde das Werk uraufgeführt, in Kopenhagen. Wilson nannte es damals ein "art musical", Waits ließ wissen, Büchners Stück sei "wild und geil und spannend und die Fantasie anregend". Das ist es, auch bei Jorinde Dröse. Auf einer Bretterarena aus mehreren Schrägen gönnt sie ihren durchweg funkelnden Schauspielern lauter Großauftritte: Christoph Franken seift den Tambourmajor mit greller Fiesheit ein, Helmut Mooshammer macht als Doctor dem Dr. Mabuse Konkurrenz, Markus Graf serviert uns einen Jahrmarktausrufer von diabolischer Herkunft, Maren Eggert ist als (deutlich aufgewertete) Marie gottlob nie auf einen Frauen- und Figurennenner zu bringen – sie spannt sie zwischen Liebchen und Luder aus. (…) Wenn er [Woyzeck] am Ende seiner Marie die Kehle durchschneidet, während er sie küsst, und sie stumm und tot die Schräge hinunterrutscht, die Musik vornehm schweigt und Woyzeck fiebrig schaut, spätestens dann hat Dröse den Zuschauer am Seelenkragen gepackt. (…) Ohnehin ist dies durchweg eine gekonnt wirkungsbewusste Inszenierung. Das technische Problem, wie sich die Songs zwischen die Szenen bauen lassen, löst die Regie mit staunenswerter Leichtigkeit. Die Live-Musiker sind allen Lobes wert, die Schauspieler sowieso, der Konfettieinsatz und das Lichtdesign auch.
Berliner Morgenpost
Peter Hans Göpfert, 05.10.2009
Wilsons Theaterfassung, mit der Textadaption von Ann-Christin Rommen und Wolfgang Wiens, blieb jahrelang für andere Regisseure gesperrt. Jetzt ist in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Jorinde Dröse, Jahrgang 1976, die erste, die daraus etwas Neues machen darf. Und wieder ist das Publikum begeistert. (…) Die Regisseurin holt diesen 'Woyzeck' aus dem schmucken Design-Fenster heraus. Und plötzlich steckt wieder erstaunlich viel Büchner in der theatralen Wundertüte! Das Ensemble stürzt sich mit karikierendem Witz und Spielbegeisterung in diese Aufführung. Hinter der Szene rechts sitzt eine kleine muntere Honkytonk-Kapelle und gibt mit viel Blech, Schlagwerk, Marimbaphon und Kontrabass den Songs von Tom Waits und Kathleen Brennan den süffig orgelnden Sound, mal rockig bitter, dann wieder ungeniert sentimental. Und die Spieler singen die moritatenhaften Lieder mit Hingabe, zärtlich weichgespült oder rauhkehlig und abgrundtief. Wilsons Theaterfassung, mit der Textadaption von Ann-Christin Rommen und Wolfgang Wiens, blieb jahrelang für andere Regisseure gesperrt. Jetzt ist in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Jorinde Dröse, Jahrgang 1976, die erste, die daraus etwas Neues machen darf. Und wieder ist das Publikum begeistert. (…) Die Regisseurin holt diesen 'Woyzeck' aus dem schmucken Design-Fenster heraus. Und plötzlich steckt wieder erstaunlich viel Büchner in der theatralen Wundertüte! Das Ensemble stürzt sich mit karikierendem Witz und Spielbegeisterung in diese Aufführung. Hinter der Szene rechts sitzt eine kleine muntere Honkytonk-Kapelle und gibt mit viel Blech, Schlagwerk, Marimbaphon und Kontrabass den Songs von Tom Waits und Kathleen Brennan den süffig orgelnden Sound, mal rockig bitter, dann wieder ungeniert sentimental. Und die Spieler singen die moritatenhaften Lieder mit Hingabe, zärtlich weichgespült oder rauhkehlig und abgrundtief.
Neues Deutschland
Gunnar Decker, 28.10.2009
Ergreifend, wie sinnlich und zugleich klardenkend Maren Eggert die kurze Wegstrecke zwischen Hoffnung auf eigenes Glück, stille Revolte gegen fremde Instrumentalisierung und stolze Hingabe in den unvermeidlichen Untergang auszumessen vermag! Ergreifend, wie sinnlich und zugleich klardenkend Maren Eggert die kurze Wegstrecke zwischen Hoffnung auf eigenes Glück, stille Revolte gegen fremde Instrumentalisierung und stolze Hingabe in den unvermeidlichen Untergang auszumessen vermag!
Musicals
Jürgen Büsselberg, 01.04.2010
Keine leichte Aufgabe für einen Theatermacher, diese Lieder nicht wie absolute Fremdkörper wirken zu lassen. In den Kammerspielen des Deutschen Theaters gelingt es Jorinde Dröse, diese Lieder spielerisch in die Handlung zu integrieren. Nie hat man Das Gefühl, ihre Schauspieler würden aus ihrer Rolle heraustreten, es ist, als hätten sie für einen Moment eine neue Fähigkeit dazugewonnen – eben zu singen, und das auch noch in einer fremden Sprache. Und uns mit ihrem Gesang einzufangen, das gelingt vor allem Maren Eggert als Marie und Moritz Grove als Woyzeck. Keine leichte Aufgabe für einen Theatermacher, diese Lieder nicht wie absolute Fremdkörper wirken zu lassen. In den Kammerspielen des Deutschen Theaters gelingt es Jorinde Dröse, diese Lieder spielerisch in die Handlung zu integrieren. Nie hat man Das Gefühl, ihre Schauspieler würden aus ihrer Rolle heraustreten, es ist, als hätten sie für einen Moment eine neue Fähigkeit dazugewonnen – eben zu singen, und das auch noch in einer fremden Sprache. Und uns mit ihrem Gesang einzufangen, das gelingt vor allem Maren Eggert als Marie und Moritz Grove als Woyzeck.
www.siegessäule.de
Gunnar König, 01.12.2009
In Jorinde Dröses Inszenierung sieht man sich versetzt in eine bretterbudenartige Zirkus- und Rummelwelt, in der die Figuren agieren, wie im Kuriositätenkabinett: Der melancholische Hauptmann, die zarte Marie und natürlich Woyzeck selbst, der Gedemütigte, Gejagte. Wie in einem überkandidelten Puppenspiel werden die Figuren mit Begeisterung und Selbstironie vorgeführt, trotzdem erkennt man dahinter immer noch die einzelnen Menschen. Die Musik von Tom Waits und Kathleen Brennan: moritatenhafte Songs, von der Band kirmeshaft laut, aber auch mal sentimental romantisch begleitet: ‚I’d Sell Your Heart To A Junk Man, Baby‘ oder ‚My Coney Island Baby‘ klingen so, als hätten sie von Anbeginn zu Büchners Stück  gehört. In Jorinde Dröses Inszenierung sieht man sich versetzt in eine bretterbudenartige Zirkus- und Rummelwelt, in der die Figuren agieren, wie im Kuriositätenkabinett: Der melancholische Hauptmann, die zarte Marie und natürlich Woyzeck selbst, der Gedemütigte, Gejagte. Wie in einem überkandidelten Puppenspiel werden die Figuren mit Begeisterung und Selbstironie vorgeführt, trotzdem erkennt man dahinter immer noch die einzelnen Menschen. Die Musik von Tom Waits und Kathleen Brennan: moritatenhafte Songs, von der Band kirmeshaft laut, aber auch mal sentimental romantisch begleitet: ‚I’d Sell Your Heart To A Junk Man, Baby‘ oder ‚My Coney Island Baby‘ klingen so, als hätten sie von Anbeginn zu Büchners Stück  gehört.
Neuer Merker
Ursula Wiegand, 11.10.2009
Büchners ‚Woyzeck‘ wird zum Volltreffer. Zu verdanken ist das der jungen Regisseurin Jorinde Dröse. Die 33-Jährige besitzt offenbar ein Gespür für das, was in Büchners Fragment – geschrieben nach einer ähnlichen wahren Begebenheit – enthalten ist. Sie vermittelt uns das Anrennen gegen das Elend ebenso wie den Sarkasmus und die garstige Komik dieses Werkes. Büchners ‚Woyzeck‘ wird zum Volltreffer. Zu verdanken ist das der jungen Regisseurin Jorinde Dröse. Die 33-Jährige besitzt offenbar ein Gespür für das, was in Büchners Fragment – geschrieben nach einer ähnlichen wahren Begebenheit – enthalten ist. Sie vermittelt uns das Anrennen gegen das Elend ebenso wie den Sarkasmus und die garstige Komik dieses Werkes.

Außerdem im Spielplan

Mit englischen Übertiteln
von Rainald Goetz
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40