Vier Tage im Juli – Blackbox G20

Ein Projekt von Gernot Grünewald und Ensemble
Bühne und Kostüme Michael Köpke
Dramaturgie Bendix Fesefeldt
Uraufführung
12. Mai 2018, Box
Elias Arens
Katharina Schenk
Caner Sunar
Nachtkritik
Frauke Adrians, 13.05.2018
Theater besucht Gipfel, um Gipfeltheater zu machen? Warum nicht. Anfang Juli 2017 schickte Regisseur Gernot Grünewald drei Berliner Schauspieler für vier Tage zum G20-Gipfel nach Hamburg, auf dass sie vorausgewählte Beteiligte – Durchschnitts-Demonstranten, eine Attac-Aktivistin, einen Autonomen aus der Roten Flora – begleiteten und sich ein eigenes Bild machten. [...]

Die Frage, mit der der kurze Abend in der Box des Deutschen Theaters schloss, war typisch für das ganze Projekt: "Was für eine Form von Protest braucht die Zeit von uns?" [...]

Das Schauspielertrio tanzt minutiös zu den Videoeinblendungen auf drei Wände der Box und wirft taktgenau imaginäre Steine.
Theater besucht Gipfel, um Gipfeltheater zu machen? Warum nicht. Anfang Juli 2017 schickte Regisseur Gernot Grünewald drei Berliner Schauspieler für vier Tage zum G20-Gipfel nach Hamburg, auf dass sie vorausgewählte Beteiligte – Durchschnitts-Demonstranten, eine Attac-Aktivistin, einen Autonomen aus der Roten Flora – begleiteten und sich ein eigenes Bild machten. [...]

Die Frage, mit der der kurze Abend in der Box des Deutschen Theaters schloss, war typisch für das ganze Projekt: "Was für eine Form von Protest braucht die Zeit von uns?" [...]

Das Schauspielertrio tanzt minutiös zu den Videoeinblendungen auf drei Wände der Box und wirft taktgenau imaginäre Steine.
theater:pur
Eva Britsch, 16.05.2018
Ungerechtigkeit regiert die Welt, und was soll man dagegen tun, wenn aus Sicht kritischer, junger Theatermacher Merkel und Co. nicht die richtigen Antworten für die Herausforderungen der modernen Welt haben? Zum Beispiel Theater machen. Das gelingt in der Box, wo die Schauspieler ganz nah am Publikum spielen und die Worte teils drängend, teils mit Witz vorgetragen werden, durchaus ansehnlich. [...]

Im Mittelpunkt steht die Frage „Wie steht es um unsere Demokratie und wo stehe ich?“ – und richtig interessant wird es eigentlich, wenn die Macherinnen und Macher des Abends die Diskussion mit dem Publikum suchen. Hier wird klar: In den kritischen Reihen der Zuschauerinnen und Zuschauer hat sich einiges aufgestaut.
Ungerechtigkeit regiert die Welt, und was soll man dagegen tun, wenn aus Sicht kritischer, junger Theatermacher Merkel und Co. nicht die richtigen Antworten für die Herausforderungen der modernen Welt haben? Zum Beispiel Theater machen. Das gelingt in der Box, wo die Schauspieler ganz nah am Publikum spielen und die Worte teils drängend, teils mit Witz vorgetragen werden, durchaus ansehnlich. [...]

Im Mittelpunkt steht die Frage „Wie steht es um unsere Demokratie und wo stehe ich?“ – und richtig interessant wird es eigentlich, wenn die Macherinnen und Macher des Abends die Diskussion mit dem Publikum suchen. Hier wird klar: In den kritischen Reihen der Zuschauerinnen und Zuschauer hat sich einiges aufgestaut.
Berliner Morgenpost
Elisa von Hof, 17.05.2018
Während Merkel und Putin, Trump und Macron über Handelszölle und Terrorabwehr verhandeln, abgekanzelt von dem Rest der Stadt, demolieren Randalierer das Schanzenviertel, plündern Geschäfte und posieren für Selfies vor brennenden Autos. [...]

Regisseur Gernot Grünewald und sein Ensemble haben ein anderes Hamburg erlebt und daraus ein Stück gemacht. "Vier Tage im Juli – Blackbox G20", das in der Box des Deutschen Theaters herauskam, erzählt die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven nach. [...]

Dass er aus den Geschehnissen um den G20-Gipfel etwas auf die Theaterbühne heben wollte, das war Grünewald schon vor den Krawallen klar. Deswegen sind die drei Schauspieler im vergangenen Jahr nach Hamburg gefahren, zur Recherche vor Ort. Dass die drei mitten hineingeraten sind in die Ausschreitungen, das kommt dem Stück natürlich zugute. Atemlos und ein bisschen ratlos auch erzählen sie immer wieder von diesem Gefühl damals. Plötzlich vor einer Wand aus Polizeihelmen und Schlagstöcken zu stehen, hilflos zu sein.
Während Merkel und Putin, Trump und Macron über Handelszölle und Terrorabwehr verhandeln, abgekanzelt von dem Rest der Stadt, demolieren Randalierer das Schanzenviertel, plündern Geschäfte und posieren für Selfies vor brennenden Autos. [...]

Regisseur Gernot Grünewald und sein Ensemble haben ein anderes Hamburg erlebt und daraus ein Stück gemacht. "Vier Tage im Juli – Blackbox G20", das in der Box des Deutschen Theaters herauskam, erzählt die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven nach. [...]

Dass er aus den Geschehnissen um den G20-Gipfel etwas auf die Theaterbühne heben wollte, das war Grünewald schon vor den Krawallen klar. Deswegen sind die drei Schauspieler im vergangenen Jahr nach Hamburg gefahren, zur Recherche vor Ort. Dass die drei mitten hineingeraten sind in die Ausschreitungen, das kommt dem Stück natürlich zugute. Atemlos und ein bisschen ratlos auch erzählen sie immer wieder von diesem Gefühl damals. Plötzlich vor einer Wand aus Polizeihelmen und Schlagstöcken zu stehen, hilflos zu sein.
Neues Deutschland
Lucía Tirado, 23.05.2018
Die Schauspieler Katharina Schenk, Elias Arens und Caner Sunar zogen von der Spree an die Elbe los, um die Geschehnisse um Gipfeltreffen und Protest unter künstlerischem Aspekt zu beobachten. [...]

»Vier Tage im Juli - Blackbox G20« geht in 90 Minuten dokumentarisch vor, versammelt Meinungen, spiegelt Positionen wider, wirft Fragen zu Demokratie, Anarchie und Verantwortung auf. Von Ablehnung dieses Treffens ist die Rede, weil von den »20« ständig Gewalt ausgehe. Demgegenüber die These, es sei gut, dass die »20« wenigstens mal an einen Tisch säßen, um gerade nichts Schlimmeres auf den Weg zu bringen. [...]

Aber was kann man tun? Das steht als große Frage und für die Gedankenexperimente der Schauspieler bis zum Ende des Theaterabends. Machtlosigkeit erobert Raum, Hilflosigkeit macht sich indes nicht breit. Eher das Suchen nach demokratisch wirksamen Handlungsmöglichkeiten. Wem schließt man sich an? Wer sind denn die Guten? [...]

Worte ergänzen das Geschehen mit Körperlichkeit bei der Musik von Daniel Spier, wenn Bühnenbild und Kostümierung (Michael Köpke) jeweilige Machtpositionen unterstreichen und klug eingesetzte Videos (Isabel Robson) Parallelen aufbauen. Angst kommt zur Sprache. Gewalt wird zelebriert. Die Akteure scheuen sich nicht, für die Barrikadenarchitektur des »Schwarzen Blocks« Zuschauern in der Blackbox den Hocker unter dem Hintern wegzuziehen. Den gibt es später mit Dankeschön zurück. [...]

Sich engagiert zu positionieren, das wiegt doch schwer. Und mit Differenziertheit weiß die Truppe gut umzugehen.Geradezu rührend karikiert sie die Ahnungslosigkeit begeisterter, friedvoller Protestaktivisten in einem Camp am Rande von Hamburg. Beim Polizeisprecher ist das etwas anderes. Der zählt sich akustisch zu den Guten.
Die Schauspieler Katharina Schenk, Elias Arens und Caner Sunar zogen von der Spree an die Elbe los, um die Geschehnisse um Gipfeltreffen und Protest unter künstlerischem Aspekt zu beobachten. [...]

»Vier Tage im Juli - Blackbox G20« geht in 90 Minuten dokumentarisch vor, versammelt Meinungen, spiegelt Positionen wider, wirft Fragen zu Demokratie, Anarchie und Verantwortung auf. Von Ablehnung dieses Treffens ist die Rede, weil von den »20« ständig Gewalt ausgehe. Demgegenüber die These, es sei gut, dass die »20« wenigstens mal an einen Tisch säßen, um gerade nichts Schlimmeres auf den Weg zu bringen. [...]

Aber was kann man tun? Das steht als große Frage und für die Gedankenexperimente der Schauspieler bis zum Ende des Theaterabends. Machtlosigkeit erobert Raum, Hilflosigkeit macht sich indes nicht breit. Eher das Suchen nach demokratisch wirksamen Handlungsmöglichkeiten. Wem schließt man sich an? Wer sind denn die Guten? [...]

Worte ergänzen das Geschehen mit Körperlichkeit bei der Musik von Daniel Spier, wenn Bühnenbild und Kostümierung (Michael Köpke) jeweilige Machtpositionen unterstreichen und klug eingesetzte Videos (Isabel Robson) Parallelen aufbauen. Angst kommt zur Sprache. Gewalt wird zelebriert. Die Akteure scheuen sich nicht, für die Barrikadenarchitektur des »Schwarzen Blocks« Zuschauern in der Blackbox den Hocker unter dem Hintern wegzuziehen. Den gibt es später mit Dankeschön zurück. [...]

Sich engagiert zu positionieren, das wiegt doch schwer. Und mit Differenziertheit weiß die Truppe gut umzugehen.Geradezu rührend karikiert sie die Ahnungslosigkeit begeisterter, friedvoller Protestaktivisten in einem Camp am Rande von Hamburg. Beim Polizeisprecher ist das etwas anderes. Der zählt sich akustisch zu den Guten.
Das Kulturblog
Konrad Kögler, 16.06.2018
Die Szenen sind wie kleine Mosaiksteinchen aneinandergereiht, so bunt, wie die unterschiedlichen Formen des Protests. Die Stärke dieses Abends sind seine gelungenen Choreographien, die drei SpielerInnen überzeugen mit ihrer tänzerischen Revue verschiedener Protestaktionen. Das angedeutete Steinewerfen oder der Barrikadenbau des vermummten schwarzen Blocks werden zu eindrucksvollen Bildern, auf der Tonspur läuft ein Interviewschnipsel mit, in dem ein Anarchist darüber nachdenkt, wie sehr sich der Straßenprotest und Theateraktionen ähneln. Die Szenen sind wie kleine Mosaiksteinchen aneinandergereiht, so bunt, wie die unterschiedlichen Formen des Protests. Die Stärke dieses Abends sind seine gelungenen Choreographien, die drei SpielerInnen überzeugen mit ihrer tänzerischen Revue verschiedener Protestaktionen. Das angedeutete Steinewerfen oder der Barrikadenbau des vermummten schwarzen Blocks werden zu eindrucksvollen Bildern, auf der Tonspur läuft ein Interviewschnipsel mit, in dem ein Anarchist darüber nachdenkt, wie sehr sich der Straßenprotest und Theateraktionen ähneln.

Außerdem im Spielplan

Mit englischen Übertiteln
von Rainald Goetz
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40