
Eine Inszenierung des Jungen DT
Tigermilch
nach dem Roman von Stefanie de Velasco
Die Freundinnen Nini und Jameelah sind unzertrennlich, unbesiegbar und zum ersten Mal verliebt. Der Ernst des Lebens ist ganz weit weg oder wird ignoriert, wie Jameelahs drohende Abschiebung. Denn es ist Sommer, Ferienbeginn. Alles ist möglich. Berlin ist Spielplatz und Experimentierfeld. Mit rücksichtsloser Leichtigkeit streifen die zwei 14-jährigen durch die Stadt, klauen bei Pimkie, knutschen im Freibad. Auf dem Schulklo wird der Lieblingscocktail "Tigermilch" aus Milch, Mariacron und Maracujasaft im Müllermilchbecher gemixt. Dann geht’s mit Ringelstrümpfen ausgerüstet "auf die Kurfürsten", um an Männern zu üben wie an Fröschen. Das Projekt heißt "Entjungferung", geübt wird, damit es nicht weh tut, wenn es mal ernst wird. Die pubertäre Dauerparty gleicht einem Tanz am Abgrund und endet abrupt im echten Leben, als beide nachts auf ihrem Kinderspielplatz Zeuginnen eines Mordes werden. Und als der Falsche die Schuld auf sich nimmt, steht plötzlich alles auf dem Spiel – Aufenthaltsgenehmigung, Unschuld, Freundschaft.
Mit freundlicher Unterstützung der K.S. Fischer-Stiftung
Eingeladen zum Festival Mittelfest 2018, Italien
Eingeladen zum Festival Mittelfest 2018, Italien
Regie und Bühne Wojtek Klemm
Kostüme Anika Budde
Musik Albrecht Ziepert
Choreographie Efrat Stempler
Dramaturgie Birgit Lengers
Premiere
10. Januar 2018, Box
10. Januar 2018, Box
Produktionsfotos: Arno Declair
Ensemblefotos: Johann Otten
Ensemblefotos: Johann Otten
Antonie LawrenzNini

Saron DeginehJamelaah

Karl Leven SchroederLukas

Emil von SchönfelsNico

Amir
Celia BährJasna

Prince Mohammad Arsalan ChughtaiTarik / Freier

Anik TodtenhauptAnna-Lena

Jannika HinzAnna-Lena

Antonie Lawrenz
Nini
Saron Degineh
Jamelaah
Karl Leven Schroeder
Lukas
Emil von Schönfels
Nico
Amir
Celia Bähr
Jasna
Prince Mohammad Arsalan Chughtai
Tarik / Freier
Anik Todtenhaupt, Jannika Hinz
Anna-Lena
Jürgen Büsselberg im Gespräch mit Celia Bähr und Karl Leven Schroeder
"Tigermilch" nach dem Roman von Stefanie de Velasco hatte am 10. Januar 2018 Premiere in der Box des Deutschen Theaters. Nach 14 ausverkauften Vorstellungen und einem erfolgreichen Gastspiel beim Festival "Mittelfest" in Cividale del Friuli in Italien mussten Anfang Oktober 2018 zwei Rollen in dieser Produktion des Jungen DT neu besetzt werden. Zwei der bisherigen Darsteller hatten einen Studienplatz an einer Schauspielschule bekommen. Celia Bähr (19) und Karl Leven Schroeder (18) haben ihre Parts übernommen. Die beiden erzählen hier, wie es für sie war, in ein bestehendes Team einzusteigen, weniger Probenzeit zu haben und ob sie ihre Zukunft auch auf der Bühne sehen.
Mittelfest, Cividale del Friuli, Italien
7. Juli 2018
“The young actors perform as if their lives depended on this show! Their zeal and zest is rarely experienced in European theatres. They literally live De Velasco’s novel on stage as if it were their own manifesto, ably marshalled by Wjotek Klemm, who directs a dynamic and highly intense Tigermilk. Both De Velasco, the daughter of Spanish immigrants, and Klemm, an immigrant from Poland, know a thing or two about being underprivileged in Germany. And what a serious venture Junges DT is! The aim of the project’s team, led by its director Birgit Lengers, is to merge life and art in Deutsches Theatre and thus help create a brighter future both for young people and the European theatre.”
(from Mittelfest director’s notes)
7. Juli 2018
“The young actors perform as if their lives depended on this show! Their zeal and zest is rarely experienced in European theatres. They literally live De Velasco’s novel on stage as if it were their own manifesto, ably marshalled by Wjotek Klemm, who directs a dynamic and highly intense Tigermilk. Both De Velasco, the daughter of Spanish immigrants, and Klemm, an immigrant from Poland, know a thing or two about being underprivileged in Germany. And what a serious venture Junges DT is! The aim of the project’s team, led by its director Birgit Lengers, is to merge life and art in Deutsches Theatre and thus help create a brighter future both for young people and the European theatre.”
(from Mittelfest director’s notes)
Kulturradio vom 11. Januar 2018
Kulturradio-Kritiker Frank Dietschreit war bei der Premiere.
Kulturradio-Kritiker Frank Dietschreit war bei der Premiere.
Inforadio vom 10. Januar 2018
Mit dem Regisseur Wojtek Klemm und der Spielerin Saron Degineh (Jameelah) sprach Suse Bruha.
Mit dem Regisseur Wojtek Klemm und der Spielerin Saron Degineh (Jameelah) sprach Suse Bruha.
radioeins vom 10. Januar 2018
Sara Steinert von radioeins war bei einer Probe und hat mit dem Regisseur und mit Antonie Lawrenz & Saron Degineh übers heftige Erwachsenwerden gesprochen.
Sara Steinert von radioeins war bei einer Probe und hat mit dem Regisseur und mit Antonie Lawrenz & Saron Degineh übers heftige Erwachsenwerden gesprochen.
Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln
Forever Yin Forever Young
Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40
Pubertät zu spielen, während man selbst mittendrin steckt, ist sicher eine Herausforderung. Den jugendlichen Darstellern zwischen 16 und 21 Jahren gelingt es aber bemerkenswert gut. Saron Degineh spielt eine Jameelah, die ihrer drohenden Abschiebung mit inbrünstiger Lebensfreude, hoffnungsfrohen Liebeszaubern und einer unbedingten Mädchenfreundschaft trotzt. Nini von Antonie Lawrenz in ihrer Nachdenklichkeit und Zurückhaltung hervorragend getroffen, lässt sich gern von Jameelahs Energie mitreißen. Während Prince Mohammad Arslan Chughtai in seinen Rollen als Tarik und als Freier eine kraftstrotzende und frühreife Machofigur in die Gruppe bringt, demonstriert Emil von Schönfels in der Rolle des Nico seine Männlichkeit im Umgang mit Nini lieber durch Gentleman-Verhalten und Verantwortungsbewusstsein. [...]
Wojtek Klemm, Birgit Lengers und den Darstellern des Jungen DT ist mit Tigermilch eine atemberaubend spannende und tief berührende Inszenierung des Erwachsenwerdens in einem rauen sozialen Klima gelungen.
Die Alltagswelt von Nini und Jameelah ist politisch und sozial mit reichlich Sprengstoff aufgeladen, doch wie die Mädchen sich durch diese Welt aus Drogendeals, Trash-TV und Kultur-Kampf bewegen, zeugt von großer emotionaler Stärke und hinterhältigem Humor. [...]
Jetzt, auf der Bühne, sind es acht Jugendliche, die – mehr oder weniger – in der Erzählweise, Handlungshierarchie und Bühnenpräsenz auf (fast) einer Stufe stehen und die sich gemeinsam durch den Großstadt-Dschungel bewegen, im kruden Alltagsjargon und mit musikalischen und tänzerischen Mitteln nach dem Sinn ihres von Liebeskrisen und Pubertätskrämpfen geschüttelten Lebens suchen.
Klemm überblendet und collagiert manche Handlungsfäden und wechselt in Windeseile von einem – nur skizzenhaft angedeuteten – Handlungsort zum nächsten. [...]
Die acht Jugendlichen sind permanent präsent, flennen, rennen, schreien, singen, tanzen, sprechen mal allein, mal im Chor von ihren Träumen und Albträumen, sind mal voll mittenmang, mal treten sie neben sich und berichten distanziert, was sie gerade erleben und fragen sich – und uns – wie sie nur mit all dem klarkommen sollen: mit erstem Sex und ungewollter Schwangerschaft, Ehrenmord und Ausweisung. Starker Sozial-Tobak, kruder Jargon, herbe Umgangsformen, aber immer mit einem ironischen Augenzwinkern vorgeführt und sarkastisch kommentiert.
Gerade, indem die Inszenierung platten Realismus verweigert und tanzend und singend eine jugendliche Kunstwelt erschafft, wirkt das Ganze besonders plausibel, überzeugend und berührend. [...]
Eigentlich entzieht sich das Schauspiel von Jugendlichen jeder Theaterkritik, aber zwei kleine Ausnahmen möchte ich doch machen: Was der entrückte Philipp Djokic in der Rolle des romantisch leidenden und liebenden Lukas und was vor allem die wunderbare Antonie Lawrenz in der Rolle der frech-sensiblen Nini ganz nebenbei und als wäre es das Leichteste der Welt auf die Bühne zaubern, ist wirklich waghalsig und hinreißend. Da kann man zwei ganz großen Theater-Talenten dabei zusehen, wie sie ihr eigenes künstlerisches Können staunend entdecken und lässig herauskitzeln: das macht richtig Spaß! Die beiden unzertrennlichen Berliner Freundinnen: das sind die deutsche Nini und die aus dem Irak stammende Jameelah, die mit ihrer Mutter aus dem Irak nach Deutschland geflohen ist. Ihr Vater und ihr Bruder wurden dort ermordet. Beide Mädchen kommen aus prekären Verhältnissen, wohnen in einer dieser Siedlungen und Betonburgen, die einen fürs zukünftige Leben als Außenseiter und Verlierer stigmatisieren. Beide werden von den Familien vernachlässigt, haben aber keine Lust auf die Schule, sondern stromern lieber durch Berlin und suchen den großen Kick, die schnelle Abwechslung, den grenzenlosen Rausch. [...]
Die Alltagswelt von Nini und Jameelah ist politisch und sozial mit reichlich Sprengstoff aufgeladen, doch wie die Mädchen sich durch diese Welt aus Drogendeals, Trash-TV und Kultur-Kampf bewegen, zeugt von großer emotionaler Stärke und hinterhältigem Humor. [...]
Jetzt, auf der Bühne, sind es acht Jugendliche, die – mehr oder weniger – in der Erzählweise, Handlungshierarchie und Bühnenpräsenz auf (fast) einer Stufe stehen und die sich gemeinsam durch den Großstadt-Dschungel bewegen, im kruden Alltagsjargon und mit musikalischen und tänzerischen Mitteln nach dem Sinn ihres von Liebeskrisen und Pubertätskrämpfen geschüttelten Lebens suchen.
Klemm überblendet und collagiert manche Handlungsfäden und wechselt in Windeseile von einem – nur skizzenhaft angedeuteten – Handlungsort zum nächsten. [...]
Die acht Jugendlichen sind permanent präsent, flennen, rennen, schreien, singen, tanzen, sprechen mal allein, mal im Chor von ihren Träumen und Albträumen, sind mal voll mittenmang, mal treten sie neben sich und berichten distanziert, was sie gerade erleben und fragen sich – und uns – wie sie nur mit all dem klarkommen sollen: mit erstem Sex und ungewollter Schwangerschaft, Ehrenmord und Ausweisung. Starker Sozial-Tobak, kruder Jargon, herbe Umgangsformen, aber immer mit einem ironischen Augenzwinkern vorgeführt und sarkastisch kommentiert.
Gerade, indem die Inszenierung platten Realismus verweigert und tanzend und singend eine jugendliche Kunstwelt erschafft, wirkt das Ganze besonders plausibel, überzeugend und berührend. [...]
Eigentlich entzieht sich das Schauspiel von Jugendlichen jeder Theaterkritik, aber zwei kleine Ausnahmen möchte ich doch machen: Was der entrückte Philipp Djokic in der Rolle des romantisch leidenden und liebenden Lukas und was vor allem die wunderbare Antonie Lawrenz in der Rolle der frech-sensiblen Nini ganz nebenbei und als wäre es das Leichteste der Welt auf die Bühne zaubern, ist wirklich waghalsig und hinreißend. Da kann man zwei ganz großen Theater-Talenten dabei zusehen, wie sie ihr eigenes künstlerisches Können staunend entdecken und lässig herauskitzeln: das macht richtig Spaß!
Die soziale Komponente rückt Klemm dabei nicht in den Mittelpunkt, viel fehlt nicht, damit das Geschehen auch in irgendeinem anderen Milieu passieren könnte. Die bürokratische Diskriminierung von Menschen ohne deutschen Pass, die soziale Ausgrenzung der "Unterschicht", die Chancenlosigkeit der Vergessenen: Sie verschweigt der Abend nicht, aber sie sind nicht wichtiger als die erste Liebe, der erste Sex, der persönliche Betrug.
Und so wechselt der Abend ständig den Tonfall: In einem Moment spielerisches Abenteuer, bricht im nächsten tödlicher Ernst herein, nur um fast noch kindlichem Ausprobierensdrang zu weichen. Harte Technobeats stehen neben dräuend düsteren Ambient-Sounds, übersprudelndes Leben zwischen erstarrtem Schrecken, unbeschwertes Posen im Freibad neben erdrückender Einsamkeit. Das Leben steckt in einem Snackautomaten und spielt sich in einem sechseckigen Sandkasten ab, neben dem Wort "SAD" in Neoschrift – Nicos Sprayer-Tag – die einzigen Kulissenteile auf Klemms ansonsten leerer Bühne, ein Lebensraum, der erst noch zu füllen ist. [...]
Das Wechselspiel findet sich auch in der Erzählweise des Abends wieder. Szenenandeutungen stehen neben Erzählpassagen, die Spieler*innen treten immer wieder aus sich hinaus, reflektieren sich, als seien sie externe Beobachter. Dann wieder sprechen Körper, einzeln, gemeinsam, mit- oder gegeneinander, Choreografien der Vitalität, des Spiels, des Verliebtseins, aber auch der Gewalt, des Streits, des Auseinanderdriftens. Stets bleiben Spieler*innen und Figuren auf Distanz gegenüber einander, aber auch sich selbst. Bei Regisseur Wojtek Klemm und dem Ensemble des Jungen DT werden aus knapp 300 Buchseiten 100 atemlose Minuten. [...]
Die soziale Komponente rückt Klemm dabei nicht in den Mittelpunkt, viel fehlt nicht, damit das Geschehen auch in irgendeinem anderen Milieu passieren könnte. Die bürokratische Diskriminierung von Menschen ohne deutschen Pass, die soziale Ausgrenzung der "Unterschicht", die Chancenlosigkeit der Vergessenen: Sie verschweigt der Abend nicht, aber sie sind nicht wichtiger als die erste Liebe, der erste Sex, der persönliche Betrug.
Und so wechselt der Abend ständig den Tonfall: In einem Moment spielerisches Abenteuer, bricht im nächsten tödlicher Ernst herein, nur um fast noch kindlichem Ausprobierensdrang zu weichen. Harte Technobeats stehen neben dräuend düsteren Ambient-Sounds, übersprudelndes Leben zwischen erstarrtem Schrecken, unbeschwertes Posen im Freibad neben erdrückender Einsamkeit. Das Leben steckt in einem Snackautomaten und spielt sich in einem sechseckigen Sandkasten ab, neben dem Wort "SAD" in Neoschrift – Nicos Sprayer-Tag – die einzigen Kulissenteile auf Klemms ansonsten leerer Bühne, ein Lebensraum, der erst noch zu füllen ist. [...]
Das Wechselspiel findet sich auch in der Erzählweise des Abends wieder. Szenenandeutungen stehen neben Erzählpassagen, die Spieler*innen treten immer wieder aus sich hinaus, reflektieren sich, als seien sie externe Beobachter. Dann wieder sprechen Körper, einzeln, gemeinsam, mit- oder gegeneinander, Choreografien der Vitalität, des Spiels, des Verliebtseins, aber auch der Gewalt, des Streits, des Auseinanderdriftens. Stets bleiben Spieler*innen und Figuren auf Distanz gegenüber einander, aber auch sich selbst.
Regisseur Wojtek Klemm mit seiner Begabung für fantastisch-pointierte Verfremdungen, aber auch fürs spannende, bildstarke Erzählen, ist genau richtig für diese begeisternde Produktion (er hat ja Erfahrungen mit dem Jungen DT!), die nie ins womöglich peinlich Naturalistische kippt. [...]
Die vielköpfige Truppe ist immerzu in Bewegung, Musik dröhnt und summt (Albrecht Ziepert), Rhythmus, immerzu in Fahrt, mal ins Richtige, mal ins Falsche, dauernd Spurwechsel (Choreografie: Efrat Stemper). Doch ein jeder hat schöne Soli. Alles bleibt spielerisch – und hält beklemmend inne, wenn es seelisch Ernst wird, wenn jugendfrohe Exzesse ins Bedrohliche schnellen. Der abrupte Wechsel der Stimmungen verlangt immerhin einiges von allen diesen intelligenten, bei allem Einstudierten spielwütigen Beinahe-schon-Künstlern. Toll! Deshalb sollen sie alle an dieser Stelle genannt sein: Philipp Djokic, Emil von Schönfels, Rio Reisener, Laura Roberta Kuhr, Prince Mohammed Arsalan Chughtai, Anik Todtenhaupt. Man schaut ihnen beglückt und erstaunt zu. Besonders freilich den beiden Protagonisten: Antonie Lawrenz als Nini und Saron Degineh. "Tigermilch" von Stefanie de Velasco (eigentlich Kirsten Kumschlies, Dr. phil.) ist einer der erfolgreichsten Jugendromane der letzten Jahre; andernorts längst dramatisiert, jetzt auch und endlich im Jungen DT in der Box. Dieses ständig sich neu zusammen setzende Ensemble besteht aus beträchtlich begabten Teenagern, alles Laien, noch Schüler. [...] Tolle Sache, die von der Intendanz mit beträchtlichem Aufwand bereits über Jahre verfolgt wird. Höchst löblich![...]
Regisseur Wojtek Klemm mit seiner Begabung für fantastisch-pointierte Verfremdungen, aber auch fürs spannende, bildstarke Erzählen, ist genau richtig für diese begeisternde Produktion (er hat ja Erfahrungen mit dem Jungen DT!), die nie ins womöglich peinlich Naturalistische kippt. [...]
Die vielköpfige Truppe ist immerzu in Bewegung, Musik dröhnt und summt (Albrecht Ziepert), Rhythmus, immerzu in Fahrt, mal ins Richtige, mal ins Falsche, dauernd Spurwechsel (Choreografie: Efrat Stemper). Doch ein jeder hat schöne Soli. Alles bleibt spielerisch – und hält beklemmend inne, wenn es seelisch Ernst wird, wenn jugendfrohe Exzesse ins Bedrohliche schnellen. Der abrupte Wechsel der Stimmungen verlangt immerhin einiges von allen diesen intelligenten, bei allem Einstudierten spielwütigen Beinahe-schon-Künstlern. Toll! Deshalb sollen sie alle an dieser Stelle genannt sein: Philipp Djokic, Emil von Schönfels, Rio Reisener, Laura Roberta Kuhr, Prince Mohammed Arsalan Chughtai, Anik Todtenhaupt. Man schaut ihnen beglückt und erstaunt zu. Besonders freilich den beiden Protagonisten: Antonie Lawrenz als Nini und Saron Degineh.