
Publikumsbeschimpfung
von Peter Handke
"Sie werden kein Spiel sehen. Hier wird nicht gespielt werden. (…) Wir sind keine Darsteller. Wir stellen nichts dar. Wir stellen nichts vor." Peter Handkes erstes "Sprechstück" kündigt die Grundlagen der bürgerlichen Theatersituation auf. Die Schauspieler spielen nicht, sie richten sich in ihrem Sprechen direkt an den Zuschauer, der aus seiner Rolle des nichtbeteiligten Voyeurs herausgekitzelt wird. Die Uraufführung 1966 am Theater am Turm in Frankfurt in der Regie von Claus Peymann war ein Skandal. Das Stück ein "Aufstand gegen das Bestehende" (Peymann).
Und heute? Was hat es noch auf sich mit diesem Stück, das in Tiraden an das Publikum gipfelt, um sich am Ende beim Zuschauer zu bedanken?
Was will, kann, darf und fordert das Theater und was das Publikum – wie treffen sie am Abend selbst aufeinander?
Und heute? Was hat es noch auf sich mit diesem Stück, das in Tiraden an das Publikum gipfelt, um sich am Ende beim Zuschauer zu bedanken?
Was will, kann, darf und fordert das Theater und was das Publikum – wie treffen sie am Abend selbst aufeinander?
Regie Martin Laberenz
Bühne Volker Hintermeier
Kostüme Aino Laberenz
Musik Leo Schmidthals
Dramaturgie Jan Hein, Katrin Spira, Bernd Isele
Premiere Schauspiel Stuttgart
26. Mai 2018, Nord
Berlin-Premiere
6. Oktober 2018, Kammerspiele
Koproduktion mit dem Schauspiel Stuttgart
26. Mai 2018, Nord
Berlin-Premiere
6. Oktober 2018, Kammerspiele
Koproduktion mit dem Schauspiel Stuttgart
Manolo Bertling
Peter René Lüdicke

Jeremy Mockridge

Natali Seelig

Johann Jürgens / Leo Schmidthals
Birgit Unterweger

Manolo Bertling, Peter René Lüdicke, Jeremy Mockridge, Natali Seelig, Johann Jürgens / Leo Schmidthals, Birgit Unterweger
Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Weltall Erde Mensch
Eine unwahrscheinliche Reise von Alexander Eisenach und Ensemble
Regie: Alexander Eisenach
DT Bühne
19.00 - 22.40
BERLIN-PREMIERE
Mit englischen Übertiteln
Kammer
19.30 - 21.15
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
So entsteht ein raffiniertes Illusionstheater aus Dialogen, Rollen und Handlung im vorgetäuschten Zeitablauf. Die Schauspieler genießen hier den „Helden“, das Publikum, in den unterschiedlichsten Variationen. Das wird in überzeugender Weise deutlich. [...]
Wie sehr Handke das allgemeine Bewusstsein von Theater in seinen bisherigen Mitteln geändert hat, macht diese Inszenierung in all ihren verschiedenen Möglichkeiten deutlich. [...]
die Sprache wird durch zahlreiche Aktionen illustriert – bis hin zum Spiel mit der Live-Band, die dem Publikum ordentlich einheizt. Rhythmische Wort- und Satzfolgen werden so geschickt in Strukturen der Beatmusik übertragen. [...]
Dieses Stück gegen das Theater, wie es ist, zeigt bei dieser Aufführung immer wieder neue Facetten, die sich verändern. Dazu gehören ebenso die stark verinnerlichten Momente mit einer betont lyrischen Klaviermusik.Starker Schlussapplaus. Unter der inspirierenden Regie von Martin Laberenz spielen Manolo Bertling, Peter Rene Lüdicke, Jeremy Mockridge, Natali Seelig und Birgit Unterweger die versierten Publikumsbeschimpfer, die sich mächtig in ihre Rollen hineinsteigern. Im Hintergrund sieht man in einer Videoprojektion Szenen aus der Uraufführung der 60er Jahre (Bühne: Volker Hintermeier; Kostüme: Aino Laberenz; Musik: Leo Schmidthals).
So entsteht ein raffiniertes Illusionstheater aus Dialogen, Rollen und Handlung im vorgetäuschten Zeitablauf. Die Schauspieler genießen hier den „Helden“, das Publikum, in den unterschiedlichsten Variationen. Das wird in überzeugender Weise deutlich. [...]
Wie sehr Handke das allgemeine Bewusstsein von Theater in seinen bisherigen Mitteln geändert hat, macht diese Inszenierung in all ihren verschiedenen Möglichkeiten deutlich. [...]
die Sprache wird durch zahlreiche Aktionen illustriert – bis hin zum Spiel mit der Live-Band, die dem Publikum ordentlich einheizt. Rhythmische Wort- und Satzfolgen werden so geschickt in Strukturen der Beatmusik übertragen. [...]
Dieses Stück gegen das Theater, wie es ist, zeigt bei dieser Aufführung immer wieder neue Facetten, die sich verändern. Dazu gehören ebenso die stark verinnerlichten Momente mit einer betont lyrischen Klaviermusik.Starker Schlussapplaus.
So wird Handkes Stück auch an diesem Abend zum abstrakten Zitat: Wenn die Darsteller Teile des Originaltexts aus dem Jahr 1966 rezitieren, dann läuft ihnen geflissentlich eine Souffleuse hinterher, damit bloß niemand auf die Idee kommt, es handle sich beim Gesagten um etwas Substanzielles, Ehrliches. Gekonnt führt Laberenz das Dilemma des Stücks ad absurdum: Gerade die Forderung nach Unmittelbarkeit und Nähe ist es, die hier zur doppelbödigen Unmöglichkeit mutiert. In Kooperation mit dem Deutschen Theater Berlin beschäftigt sich Martin Laberenz' Version der „Publikumsbeschimpfung“ nämlich mit der Frage, was das einst so revolutionäre Stück heute noch zu sagen hat. Dass die Tabus von damals keine mehr sind, hat man hier längst verstanden. Laberenz nutzt den legendären Text clever als Grundlage für eine neue Auseinandersetzung. Vor einem riesigen Stahlgerüst, in dem die Darsteller dank zahlreicher Neonröhren stets ein bisschen so wirken, als befänden sie sich gerade in der Mitte eines überdimensionalen Toasters, ringt das Stück dabei eindrucksvoll mit dem Bewusstsein der eigenen Künstlichkeit. [...]
So wird Handkes Stück auch an diesem Abend zum abstrakten Zitat: Wenn die Darsteller Teile des Originaltexts aus dem Jahr 1966 rezitieren, dann läuft ihnen geflissentlich eine Souffleuse hinterher, damit bloß niemand auf die Idee kommt, es handle sich beim Gesagten um etwas Substanzielles, Ehrliches. Gekonnt führt Laberenz das Dilemma des Stücks ad absurdum: Gerade die Forderung nach Unmittelbarkeit und Nähe ist es, die hier zur doppelbödigen Unmöglichkeit mutiert.