
Leerlauf
von Rik van den Bos
In der Übersetzung von Christine Bais
"Wie soll ich das vergessen? Ich habe es noch nicht mal erlebt. -
- Ich habe es erlebt. Und ich kann es auch nicht mehr vergessen."
Der junge Soldat Birke kehrt von einem NATO-Wüsteneinsatz nach Hause zurück. Auf einem Ohr ist er taub, seitdem neben ihm eine Bombe detonierte. Sein Freund und Kamerad Patrick ist bei dieser Explosion direkt an seiner Seite ums Leben gekommen. Plötzlich wieder zu Hause, wird die Normalität des Alltags zur Überforderung, die vertraute Umgebung zum irrealen Lebensraum und Birke darin ein Deplatzierter. Er findet nicht zurück in sein altes Leben, weiß nicht wie, passt nicht mehr dazu, verkriecht sich in ein Zimmerloch, auf der Suche nach Antworten, um endlich zu vergessen. Dort bekommt er Besuch von Bouwman, Patricks Vater, auch er seit dem Verlust des Sohnes weltentrückt, besessen davon, den Krieg zu verstehen, um den Tod seines Kindes zu begreifen und dessen Erlebnisse nachempfinden zu können.
Der niederländische Autor Rik van den Bos erzählt die Geschichte zweier Menschen, auf die sich das Krisengebiet ausgeweitet hat, die dem Krieg fernab der akuten Gefahr nicht entkommen können. Ein Stück über Kriegserfahrungen und die Frage nach Erfahrbarkeit von Krieg, über Schuld und Verantwortung, Erinnerungen und Traumata.
Wir danken Christian Bernhardt und Martin Jäger vom Bund Deutscher Veteranen e.V. für die Gespräche und die hilfreiche Probenbegleitung.
'Leerlauf' wurde geschrieben im Auftrag des Ro Theaters Rotterdam, auf Grundlage von Gesprächen mit Herman Gilis und Gijs Naber.
"Wie soll ich das vergessen? Ich habe es noch nicht mal erlebt. -
- Ich habe es erlebt. Und ich kann es auch nicht mehr vergessen."
Der junge Soldat Birke kehrt von einem NATO-Wüsteneinsatz nach Hause zurück. Auf einem Ohr ist er taub, seitdem neben ihm eine Bombe detonierte. Sein Freund und Kamerad Patrick ist bei dieser Explosion direkt an seiner Seite ums Leben gekommen. Plötzlich wieder zu Hause, wird die Normalität des Alltags zur Überforderung, die vertraute Umgebung zum irrealen Lebensraum und Birke darin ein Deplatzierter. Er findet nicht zurück in sein altes Leben, weiß nicht wie, passt nicht mehr dazu, verkriecht sich in ein Zimmerloch, auf der Suche nach Antworten, um endlich zu vergessen. Dort bekommt er Besuch von Bouwman, Patricks Vater, auch er seit dem Verlust des Sohnes weltentrückt, besessen davon, den Krieg zu verstehen, um den Tod seines Kindes zu begreifen und dessen Erlebnisse nachempfinden zu können.
Der niederländische Autor Rik van den Bos erzählt die Geschichte zweier Menschen, auf die sich das Krisengebiet ausgeweitet hat, die dem Krieg fernab der akuten Gefahr nicht entkommen können. Ein Stück über Kriegserfahrungen und die Frage nach Erfahrbarkeit von Krieg, über Schuld und Verantwortung, Erinnerungen und Traumata.
Wir danken Christian Bernhardt und Martin Jäger vom Bund Deutscher Veteranen e.V. für die Gespräche und die hilfreiche Probenbegleitung.
'Leerlauf' wurde geschrieben im Auftrag des Ro Theaters Rotterdam, auf Grundlage von Gesprächen mit Herman Gilis und Gijs Naber.
Uraufführung 27. Oktober 2013
Thorsten HierseBirke

Jörg PoseBouwman

Birke
Bouwman
Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Weltall Erde Mensch
Eine unwahrscheinliche Reise von Alexander Eisenach und Ensemble
Regie: Alexander Eisenach
DT Bühne
19.00 - 22.40
BERLIN-PREMIERE
Mit englischen Übertiteln
Kammer
19.30 - 21.15
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Verstehen durch Empathie ist in diesen empfindlichen Momenten stärker denn je, obwohl und gerade weil Birke/Hierse selbst alles Erdenkliche tut, sich gegen sein eigenes „Nachfühlen“ zu sträuben. Ganz im Gegensatz zu Bowman, der in Gestalt Jörg Poses mit großem Gezeter in den Wüstenkampf eintauchen will. Das ist das Interessante dieses Stückes: Es denkt in Gegenbildern und kommt gerade dadurch dem Paradox des Verstehens näher. Langsam kreist es auch so die beiden „blinden Flecke“ ein, die der Krieg in die Leben frisst: die unbegreifliche Gewalterfahrung für den Daheimgebliebenen und die unbegreifliche „Normalität“für den Zurückkehrenden. Mit dem bohrenden, verzweifelten, hellsichtigen Monolog des Soldaten Birke beginnt das beachtliche, kleine Konfrontationsstück zwischen den beiden Kriegsversehrten Birke und Bowman, das der 31-jährige Rik van den Bos realen Soldatenberichten abgelauscht hat. Und der nervenfeine Thorsten Hierse macht dieses überreizte, zum Bersten gespannte Insichhineinhorchen und Aussichherausschnellen des jungen Veteranen Birke zum echten Ereignis. Atemlos horcht er an den Bodenbrettern seiner Kammer, die in der DT-Box nur lose den Wüstensand abdecken, und jedes kleine Geräusch, sei es die Musik aus der Nebenwohnung oder der Bombenknall in seinem Gedächtnis, wird durch ihn auch für uns zum großen Schmerz – wird die Normalität des Immergleichen um ihn herum auch für uns unerträglich.
Verstehen durch Empathie ist in diesen empfindlichen Momenten stärker denn je, obwohl und gerade weil Birke/Hierse selbst alles Erdenkliche tut, sich gegen sein eigenes „Nachfühlen“ zu sträuben. Ganz im Gegensatz zu Bowman, der in Gestalt Jörg Poses mit großem Gezeter in den Wüstenkampf eintauchen will. Das ist das Interessante dieses Stückes: Es denkt in Gegenbildern und kommt gerade dadurch dem Paradox des Verstehens näher. Langsam kreist es auch so die beiden „blinden Flecke“ ein, die der Krieg in die Leben frisst: die unbegreifliche Gewalterfahrung für den Daheimgebliebenen und die unbegreifliche „Normalität“für den Zurückkehrenden.
Schwer zu ertragen. Thorsten Hierse spielt ihn schwitzend, spuckend, ergreifend und unerbittlich, diesen Heimkehrer. Der niederländische Autor Rik van den Bos hat mit Kriegsveteranen gesprochen, um für dieses Stück zu recherchieren. Er möchte Geschichten von Menschen schreiben, die im öffentlichen Raum nicht sichtbar und in den öffentlichen Debatten nicht hörbar sind. Traumatisierte Kriegsheimkehrer isolieren sich oft und brechen jeden Kontakt zu Menschen ab, genau wie sein Protagonist. Aber dann – und das ist der Clou des Stückes, dringt der Vater des toten Kameraden in die Wahnwelt des Kriegsheimkehrers ein. Marvin Simon hat das alles sehr schön schlicht in der Box inszeniert. (…)
Intensive, unter die Haut gehende 75 Minuten sind das. Einfach weiter machen – nachdem man im afghanischen Sand über eine Bombe fuhr, nachdem einem das Trommelfell riss und der Kamerad und Freund neben einem starb? (…)
Schwer zu ertragen. Thorsten Hierse spielt ihn schwitzend, spuckend, ergreifend und unerbittlich, diesen Heimkehrer. Der niederländische Autor Rik van den Bos hat mit Kriegsveteranen gesprochen, um für dieses Stück zu recherchieren. Er möchte Geschichten von Menschen schreiben, die im öffentlichen Raum nicht sichtbar und in den öffentlichen Debatten nicht hörbar sind. Traumatisierte Kriegsheimkehrer isolieren sich oft und brechen jeden Kontakt zu Menschen ab, genau wie sein Protagonist. Aber dann – und das ist der Clou des Stückes, dringt der Vater des toten Kameraden in die Wahnwelt des Kriegsheimkehrers ein. Marvin Simon hat das alles sehr schön schlicht in der Box inszeniert. (…)
Intensive, unter die Haut gehende 75 Minuten sind das.