
Lear
nach William Shakespeare
und: "Die Politiker" von Wolfram Lotz
und: "Die Politiker" von Wolfram Lotz
Am 1. Mai 2021 bringen Sebastian Hartmann und sein Ensemble eine Neubearbeitung dieser Inszenierung als einmalige Livestream-Version zur Premiere.
Ein König, ein Reich, drei Töchter: Was also läge näher, als auch das Erbe auf drei Schultern zu verteilen? Bekanntermaßen scheitert Lears Vorhaben, weil sich Cordelia, seine Jüngste, nicht so benimmt wie erwartet und ihrem Vater den gewünschten Liebesbeweis vorenthält. Sie wird enterbt. Doch ist das für uns, die wir zeitliche Wesen sind, überhaupt möglich: nicht zu erben, nicht in Sprachen, Geschichten, Traditionen und Weltzustände hineingestellt zu sein? Inwieweit lässt sich ein Erbe ausschlagen, inwiefern wählen? Und umgekehrt, was ist es, das wir weitergeben? Kann man geben, was man nicht hat? Woraus wird Morgen gemacht sein (Victor Hugo)?
Zusammen mit dem Ensemble geht Sebastian Hartmann den Spuren des Erbes, der Gabe und des Künftigen in Shakespeares Königsdrama nach. Und sorgt im Zuge dieser Spurensuche für eine höchst überraschende Begegnung: Lear trifft auf den jüngsten Theatertext von Wolfram Lotz, das leichtfüßige, raffinierte, hoch rhythmisierte Sprechstück Die Politiker, einen gedankenschnellen Wortstrom, dessen Kaskaden Kindheitssplitter, Kanister und "klägliche Signale in der Finsternis" umspülen und das als Teil der Inszenierung im Deutschen Theater uraufgeführt wird.
In der deutschen Übersetzung von Rainer Iwersen.
Nominiert für den Friedrich-Luft-Preis 2020
Zusammen mit dem Ensemble geht Sebastian Hartmann den Spuren des Erbes, der Gabe und des Künftigen in Shakespeares Königsdrama nach. Und sorgt im Zuge dieser Spurensuche für eine höchst überraschende Begegnung: Lear trifft auf den jüngsten Theatertext von Wolfram Lotz, das leichtfüßige, raffinierte, hoch rhythmisierte Sprechstück Die Politiker, einen gedankenschnellen Wortstrom, dessen Kaskaden Kindheitssplitter, Kanister und "klägliche Signale in der Finsternis" umspülen und das als Teil der Inszenierung im Deutschen Theater uraufgeführt wird.
In der deutschen Übersetzung von Rainer Iwersen.
Nominiert für den Friedrich-Luft-Preis 2020
Regie / Bühne Sebastian Hartmann
Kostüme Adriana Braga Peretzki
Licht Rainer Casper
Live-Musik Samuel Wiese
Chorleitung Christine Groß
Dramaturgie Claus Caesar
Premiere / Uraufführung
30. August 2019
Deutsches Theater
30. August 2019
Deutsches Theater
Elias Arens

Michael Gerber

Manuel Harder

Peter René Lüdicke

Markwart Müller-Elmau

Linda Pöppel

Natali Seelig

Birgit Unterweger

Cordelia Wege
Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln
Forever Yin Forever Young
Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40
Die Figur des großen Königs sei in dieser Inszenierung eine Leerstelle, so Behrendt. "Das ist eine stumme Rolle. Er liegt schon im Sterben. Da werden zwei Krankenbetten auf die Bühne geschoben und darin liegen zwei Männer in Nachthemden. Alles was um sie herum passiert, ist ihr eigener fiebriger Erinnerungsstrom, sie delirieren und fantasieren." […]
"Er geht […] existenziellen Endzeitträumen nach. Es geht hier nicht um eine Analyse des "Lear", es ist viel mehr ein Angsttrip des Sterbens, des Untergangs und der Hoffnungslosigkeit. Hartmann erzählt Stücke grundsätzlich nicht nach, sondern er assoziiert zu einem Thema und diese Frage des Erbes stellt er dem Abend als Prolog voran." […]
Cordelia Wege spricht [den Monolog] allein und rast furios durch diese 30 Minuten, die zum einsamen Höhepunkt des Abends werden. […]
Der Text passt wegen der aneinander gereihten Assoziationsfetzen gut zum Abend. Da steht der Tod immer vor Augen, wie ein Hilferuf aus der Einsamkeit und Finsternis. Das ist hochpoetisch und es ist nicht immer einfach dem auf der Bühne zu folgen, aber so atemlos und intensiv, traurig und verzweifelt wie Cordelia Wege am Bühnenrand agiert, das hat mich begeistert. [...]
Die Figur des großen Königs sei in dieser Inszenierung eine Leerstelle, so Behrendt. "Das ist eine stumme Rolle. Er liegt schon im Sterben. Da werden zwei Krankenbetten auf die Bühne geschoben und darin liegen zwei Männer in Nachthemden. Alles was um sie herum passiert, ist ihr eigener fiebriger Erinnerungsstrom, sie delirieren und fantasieren." […]
"Er geht […] existenziellen Endzeitträumen nach. Es geht hier nicht um eine Analyse des "Lear", es ist viel mehr ein Angsttrip des Sterbens, des Untergangs und der Hoffnungslosigkeit. Hartmann erzählt Stücke grundsätzlich nicht nach, sondern er assoziiert zu einem Thema und diese Frage des Erbes stellt er dem Abend als Prolog voran." […]
Cordelia Wege spricht [den Monolog] allein und rast furios durch diese 30 Minuten, die zum einsamen Höhepunkt des Abends werden. […]
Der Text passt wegen der aneinander gereihten Assoziationsfetzen gut zum Abend. Da steht der Tod immer vor Augen, wie ein Hilferuf aus der Einsamkeit und Finsternis.
Wenn bei ihm klassische Dramen- oder Romanstoffe auftauchen, dann nicht in treuer Nacherzählung, sondern wie in einem Prisma gebrochen, verzerrt und zigfach gespiegelt. In freien, scheinbar unzusammenhängenden Solos tänzeln oder wuchten seine Akteure lose Motive an die Rampe. Manchmal tragen sie betont sinnfrei Requisiten umher. Surreale Atmosphären verströmen sich, alles ist musikalisiert, alles mäandert, fiept und weltraumnebelt, als lausche man in ein Schwarzes Loch. Es sind zugleich Erinnerungen an versunkene Erzählungen und Ahnungen von Unerzähltem. Theaterträume, nahbar, unnahbar. […]
Stattdessen gibt es eben Collagen, Shakespeare als Soundfile, Solos über Solos, angereichert mit Politeinschüben zur Krise der Gegenwart, zu den globalen Verheerungen. Videos von Tsunamis und Flächenbränden flimmern nebst Stadtansichten der Wolkenkratzer von New York schemenhaft im Hintergrund. Hartmann stellt ganz auf den Generationenkonflikt ab, aber er zielt nicht auf Komplizenschaft mit den Alten, sondern übersetzt den Stoff in eine Anklage der Jungen. […]
Being King Lear – wir sehen das Drama in konsequenter Innenschau. Alles ist Fragment, Erinnerungsschnipsel, aus dem nurmehr Halbbewussten geschöpft. […]
Wolfram Lotz hat ein neunundneunzigseitiges Poem verfasst, "Die Politiker" betitelt, und wenn man's so liest, meint man erst: Das hat Heiner Müller aber kürzer hingekriegt. […] Bei Lotz hingegen neunundneunzig locker bedruckte Seiten Politikverdruss, mit allem, was die gute Timeline in Social Media-Zeiten thematisch hergibt, samt privaten Einschüben, Schreibreflexionen, Literatenwitz. Alles bewusst flächig und sprunghaft. […]
Aber dann kommt Cordelia Wege zur Uraufführung im DT, mit schwarzem Cocktailkleid und irgendwie auch schwarzem Cocktailhumor, hockt sich an die Rampe und hämmert das Ding raus, praktisch ungekürzt, in aberwitzigem Tempo. Und der Lotz strahlt, wird schärfer, bissiger, dann wieder relaxter, jede Verschiebung funkelt, jede Pointe passt. "Die Politiker knacken die Nüsse. / Es klingt wie Schüsse."
Hinter Wege leuchtet das Windrad neongelb, Live-Musiker Samuel Wiese steuert noch ein paar seiner schwebenden Club-Sounds rein. Der Schweiß perlt, bei Wege, beim Publikum. […] "Die Politiker stolpern über Dinge / die herumstehen in der Ewigkeit." Und irgendwann ist's vorbei, und die Leute, die lange mit Grund murrten, jubeln. Und also schlich sich in das Theater […] ein echter "hidden track" rein, das Unvermutete und Unvergessliche, das hinausträgt, ins Offene. Hartmann hat diesem "Lear" noch einen Epilog verpasst. Und von dem wird man noch in Jahren sprechen […].
Wenn bei ihm klassische Dramen- oder Romanstoffe auftauchen, dann nicht in treuer Nacherzählung, sondern wie in einem Prisma gebrochen, verzerrt und zigfach gespiegelt. In freien, scheinbar unzusammenhängenden Solos tänzeln oder wuchten seine Akteure lose Motive an die Rampe. Manchmal tragen sie betont sinnfrei Requisiten umher. Surreale Atmosphären verströmen sich, alles ist musikalisiert, alles mäandert, fiept und weltraumnebelt, als lausche man in ein Schwarzes Loch. Es sind zugleich Erinnerungen an versunkene Erzählungen und Ahnungen von Unerzähltem. Theaterträume, nahbar, unnahbar. […]
Stattdessen gibt es eben Collagen, Shakespeare als Soundfile, Solos über Solos, angereichert mit Politeinschüben zur Krise der Gegenwart, zu den globalen Verheerungen. Videos von Tsunamis und Flächenbränden flimmern nebst Stadtansichten der Wolkenkratzer von New York schemenhaft im Hintergrund. Hartmann stellt ganz auf den Generationenkonflikt ab, aber er zielt nicht auf Komplizenschaft mit den Alten, sondern übersetzt den Stoff in eine Anklage der Jungen. […]
Being King Lear – wir sehen das Drama in konsequenter Innenschau. Alles ist Fragment, Erinnerungsschnipsel, aus dem nurmehr Halbbewussten geschöpft. […]
Wolfram Lotz hat ein neunundneunzigseitiges Poem verfasst, "Die Politiker" betitelt, und wenn man's so liest, meint man erst: Das hat Heiner Müller aber kürzer hingekriegt. […] Bei Lotz hingegen neunundneunzig locker bedruckte Seiten Politikverdruss, mit allem, was die gute Timeline in Social Media-Zeiten thematisch hergibt, samt privaten Einschüben, Schreibreflexionen, Literatenwitz. Alles bewusst flächig und sprunghaft. […]
Aber dann kommt Cordelia Wege zur Uraufführung im DT, mit schwarzem Cocktailkleid und irgendwie auch schwarzem Cocktailhumor, hockt sich an die Rampe und hämmert das Ding raus, praktisch ungekürzt, in aberwitzigem Tempo. Und der Lotz strahlt, wird schärfer, bissiger, dann wieder relaxter, jede Verschiebung funkelt, jede Pointe passt. "Die Politiker knacken die Nüsse. / Es klingt wie Schüsse."
Hinter Wege leuchtet das Windrad neongelb, Live-Musiker Samuel Wiese steuert noch ein paar seiner schwebenden Club-Sounds rein. Der Schweiß perlt, bei Wege, beim Publikum. […] "Die Politiker stolpern über Dinge / die herumstehen in der Ewigkeit." Und irgendwann ist's vorbei, und die Leute, die lange mit Grund murrten, jubeln. Und also schlich sich in das Theater […] ein echter "hidden track" rein, das Unvermutete und Unvergessliche, das hinausträgt, ins Offene.
"Lear" wird von Hartmann mit dem modernen Text "Die Politiker" (von Wolfram Lotz) kombiniert. Gerade gegen Ende verstärkt sich das derartig dicht, dass es hier und da etwas mit einem macht, einen verstört und berührt, wenn Cordelia Wege ein fulminantes, dreißig minütigen Stakkato-Solo hinlegt. Da bohren sich die Sätze ins Bewusstsein. So soll Theater bekanntlich bestenfalls sein. Da bohren sich die Sätze ins Bewusstsein. So soll Theater bekanntlich bestenfalls sein. [...]
"Lear" wird von Hartmann mit dem modernen Text "Die Politiker" (von Wolfram Lotz) kombiniert. Gerade gegen Ende verstärkt sich das derartig dicht, dass es hier und da etwas mit einem macht, einen verstört und berührt, wenn Cordelia Wege ein fulminantes, dreißig minütigen Stakkato-Solo hinlegt. Da bohren sich die Sätze ins Bewusstsein. So soll Theater bekanntlich bestenfalls sein.
Regisseur Sebastian Hartmann ist allerdings, das hätte man dann doch wissen können, auch bekannt dafür, dass er Textvorlagen nie getreulich vom Blatt abspielt, sondern sie in Splitter und Samplings übersetzt, Motive herausgreift und neben Motive aus anderen Texten stellt, Stimmungen auf Nonsens und Nonsens auf Ideenblitze folgen lässt. "Unsere Konventionen, wie man sich Geschichten erzählt", lässt Hartmann im Programmheft wissen, "haben uns dahin gebracht, wo wir im Moment stehen: an den Rand der Klimakatastrophe, vor die Implosion von Wertesystemen, die in diesen Geschichten gleichzeitig tradiert worden sind." Es geht ihm nicht darum, ein gemütliches Lagerfeuer zu entfachen, an dem wir uns gemeinsam unserer selbst versichern. Es geht ihm um die Themen und Katastrophen der Gegenwart. […]
In vielen Variationen wird schnell klar, worum dieser Abend kreist: Er ist eine laute Anklage der jüngeren Generation, die fassungslos am Sterbebett der älteren steht. Fassungslos wegen der Vergangenheit: Wir hören Sylvia Plaths nachgelassenes Hassliebegedicht "Daddy" über ihren deutschstämmigen Vater, den "Panzer-Mann" vor dem "Hakenkreuz so schwarz, dass kein Himmel hindurchbricht." Und fassungslos wegen Gegenwart und Zukunft: "Die absolute Regel des Denkens ist es, die Welt so zurückzugeben, wie wir sie bekommen haben – unbegreiflich – und wenn möglich noch etwas unbegreiflicher", grüßt Jean Baudrillard. In Hartmanns vieldeutigem Textgewebe hat neben Shakespeare selbst der zwielichtige Muammar al-Gaddafi seinen Platz: mit seinem Wutausbruch von 2009 vor der UN-Vollversammlung. Auch er klagt an, das kolonisierende, gleichsam väterliche Europa: "Afrika hat Anspruch auf 777 Milliarden Dollar als Kompensation der kolonisierenden Länder", rief er aus. Später zerriss er die UN-Charta. […]
Neonröhren auf der Rückseite des Windrades verstrahlen gelbes Licht, als sich Cordelia Wege im schwarzen Paillettenkleid an den Bühnenrand setzt. Sie spricht Wolfram Lotz’ Text "Die Politiker" so, wie man ihn sprechen muss: In atemlosem Tempo. "Die Politiker": Das ist ein Gedicht, 99 Seiten lang, es feiert hier seine Uraufführung. Es ist ein eiskalter Platzregen, eine Überwältigung aus Sprache, strukturiert durch die Wiederholung "Die Politiker Die Politiker Die Politiker", ohne Verlangsamung durch Kommas, schnell, lustig, traurig, sinnlos, blitzgescheit, alles zugleich. "Beyoncé" wird auf "tut weh" gereimt, "Aprikose" auf "Hose", der Text schrammt ohne Angst vor Kalauern immer dicht am Wahnsinn entlang. Cordelia Wege feuert dieses wunderbare Kunstwerk in einer geschätzten halben Stunde in den Zuschauerraum und wird von heftigem Zwischenapplaus unterbrochen. Es ist so umwerfend, so gegenwärtig, so hellwach, dass man sich erinnert, warum man ins Theater geht: Nur hier gibt es so aufregende Erlebnisse wie dieses. [...]
Regisseur Sebastian Hartmann ist allerdings, das hätte man dann doch wissen können, auch bekannt dafür, dass er Textvorlagen nie getreulich vom Blatt abspielt, sondern sie in Splitter und Samplings übersetzt, Motive herausgreift und neben Motive aus anderen Texten stellt, Stimmungen auf Nonsens und Nonsens auf Ideenblitze folgen lässt. "Unsere Konventionen, wie man sich Geschichten erzählt", lässt Hartmann im Programmheft wissen, "haben uns dahin gebracht, wo wir im Moment stehen: an den Rand der Klimakatastrophe, vor die Implosion von Wertesystemen, die in diesen Geschichten gleichzeitig tradiert worden sind." Es geht ihm nicht darum, ein gemütliches Lagerfeuer zu entfachen, an dem wir uns gemeinsam unserer selbst versichern. Es geht ihm um die Themen und Katastrophen der Gegenwart. […]
In vielen Variationen wird schnell klar, worum dieser Abend kreist: Er ist eine laute Anklage der jüngeren Generation, die fassungslos am Sterbebett der älteren steht. Fassungslos wegen der Vergangenheit: Wir hören Sylvia Plaths nachgelassenes Hassliebegedicht "Daddy" über ihren deutschstämmigen Vater, den "Panzer-Mann" vor dem "Hakenkreuz so schwarz, dass kein Himmel hindurchbricht." Und fassungslos wegen Gegenwart und Zukunft: "Die absolute Regel des Denkens ist es, die Welt so zurückzugeben, wie wir sie bekommen haben – unbegreiflich – und wenn möglich noch etwas unbegreiflicher", grüßt Jean Baudrillard. In Hartmanns vieldeutigem Textgewebe hat neben Shakespeare selbst der zwielichtige Muammar al-Gaddafi seinen Platz: mit seinem Wutausbruch von 2009 vor der UN-Vollversammlung. Auch er klagt an, das kolonisierende, gleichsam väterliche Europa: "Afrika hat Anspruch auf 777 Milliarden Dollar als Kompensation der kolonisierenden Länder", rief er aus. Später zerriss er die UN-Charta. […]
Neonröhren auf der Rückseite des Windrades verstrahlen gelbes Licht, als sich Cordelia Wege im schwarzen Paillettenkleid an den Bühnenrand setzt. Sie spricht Wolfram Lotz’ Text "Die Politiker" so, wie man ihn sprechen muss: In atemlosem Tempo. "Die Politiker": Das ist ein Gedicht, 99 Seiten lang, es feiert hier seine Uraufführung. Es ist ein eiskalter Platzregen, eine Überwältigung aus Sprache, strukturiert durch die Wiederholung "Die Politiker Die Politiker Die Politiker", ohne Verlangsamung durch Kommas, schnell, lustig, traurig, sinnlos, blitzgescheit, alles zugleich. "Beyoncé" wird auf "tut weh" gereimt, "Aprikose" auf "Hose", der Text schrammt ohne Angst vor Kalauern immer dicht am Wahnsinn entlang. Cordelia Wege feuert dieses wunderbare Kunstwerk in einer geschätzten halben Stunde in den Zuschauerraum und wird von heftigem Zwischenapplaus unterbrochen.
Geht es da doch auch um einen alternden Mann, der seine Macht abgeben will, aber seine Kinder längst nicht mehr versteht und aus Unwissen und Ignoranz das Falsche tut und ins Unheil rennt. Den Draht zur Jugend, den Erben also, scheint die ältere Generation auch in Bezug der gerade sehr aktuellen Schulstreiks für das Klima verloren zu haben. Alt gegen jung, ein Generationenkonflikt ist Shakespeares Drama König Lear auch. Sebastian Hartmann stellt ihn ins Zentrum seiner Inszenierung. Zuvorderst als das Sterben eines bereits senil ans Bett gefesselten Machthabers, der beim Aufteilen seines Reichs gescheitert ist und nur den eigenen Tod vererbt. Im Kontext der Klimakatastrophe heißt das bei Hartmann auch, der Mensch scheitert an seiner Zukunft und richtet den Planeten zugrunde. […]
Nach einem kurzen Prolog mit Textpassagen aus König Lear, die das Ensemble in historischen Fantasiekostümen von Adriana Braga Peretzki chorisch vorträgt, werden zur Live-Elektro-Musik von Samuel Wiese zwei Krankenbetten auf die von Sebastian Hartmann nur mit einem großen Windrad bestückte, sonst leere Bühne geschoben. Michael Gerber und Markwart Müller-Elmau in langen Krankenhaushemden steigen hinein und werden sich den Abend über kaum noch aus ihnen herausbewegen. Sie stellen die beiden Väter Lear und Graf Gloucester dar, denen die Stimmen genommen sind, nur der Versuch, ein kaum hörbares Brabbeln entrinnt ihren offen Mündern. Den Text der Eingangsszene der Reichsteilung übernimmt komplett Linda Pöppel. […]
Als plötzlich Cordelia Wege im schwarzen Abendkleid allein an der Bühnenrampe sitzt und den Text Die Politiker des Dramatikers Wolfram Lotz, von dem Hartmann schon für seine Dresdner Dostojewski-Inszenierungen Texte verwendete, in einem fast ununterbrochenen Zuge herunterrattert, bekommt der Abend […] eine Intensität […]
Lotz' Text ist, wie er selbst betont, ein "Selbstgespräch am offenen Fenster", ein fast dadaistisches Langgedicht, das in wiederholender, wild assoziierender Folge dem Begriff der "Politiker" bestimmte und z.T. sinnfreie Eigenschaften und Handlungen zuschreibt, die allerdings nicht werten sollen, sondern nur Gefühle und auch Ängste, Ohnmacht und Ratlosigkeit transportieren. Lotz kommt dabei vom sprichwörtlichen Hölzchen aufs Stöckchen, von Bratkartoffeln übern Gartenschlauch bis auf die Katze. […] Letztendlich ist das aber eher zu werten als ein Aufruf, Schuld nicht bei anderen zu suchen und Verantwortung zu delegieren, sondern selbst zu handeln. Alt gegen jung, ein Generationenkonflikt ist Shakespeares Drama König Lear auch. Sebastian Hartmann stellt ihn ins Zentrum seiner Inszenierung. [...]
Geht es da doch auch um einen alternden Mann, der seine Macht abgeben will, aber seine Kinder längst nicht mehr versteht und aus Unwissen und Ignoranz das Falsche tut und ins Unheil rennt. Den Draht zur Jugend, den Erben also, scheint die ältere Generation auch in Bezug der gerade sehr aktuellen Schulstreiks für das Klima verloren zu haben. Alt gegen jung, ein Generationenkonflikt ist Shakespeares Drama König Lear auch. Sebastian Hartmann stellt ihn ins Zentrum seiner Inszenierung. Zuvorderst als das Sterben eines bereits senil ans Bett gefesselten Machthabers, der beim Aufteilen seines Reichs gescheitert ist und nur den eigenen Tod vererbt. Im Kontext der Klimakatastrophe heißt das bei Hartmann auch, der Mensch scheitert an seiner Zukunft und richtet den Planeten zugrunde. […]
Nach einem kurzen Prolog mit Textpassagen aus König Lear, die das Ensemble in historischen Fantasiekostümen von Adriana Braga Peretzki chorisch vorträgt, werden zur Live-Elektro-Musik von Samuel Wiese zwei Krankenbetten auf die von Sebastian Hartmann nur mit einem großen Windrad bestückte, sonst leere Bühne geschoben. Michael Gerber und Markwart Müller-Elmau in langen Krankenhaushemden steigen hinein und werden sich den Abend über kaum noch aus ihnen herausbewegen. Sie stellen die beiden Väter Lear und Graf Gloucester dar, denen die Stimmen genommen sind, nur der Versuch, ein kaum hörbares Brabbeln entrinnt ihren offen Mündern. Den Text der Eingangsszene der Reichsteilung übernimmt komplett Linda Pöppel. […]
Als plötzlich Cordelia Wege im schwarzen Abendkleid allein an der Bühnenrampe sitzt und den Text Die Politiker des Dramatikers Wolfram Lotz, von dem Hartmann schon für seine Dresdner Dostojewski-Inszenierungen Texte verwendete, in einem fast ununterbrochenen Zuge herunterrattert, bekommt der Abend […] eine Intensität […]
Lotz' Text ist, wie er selbst betont, ein "Selbstgespräch am offenen Fenster", ein fast dadaistisches Langgedicht, das in wiederholender, wild assoziierender Folge dem Begriff der "Politiker" bestimmte und z.T. sinnfreie Eigenschaften und Handlungen zuschreibt, die allerdings nicht werten sollen, sondern nur Gefühle und auch Ängste, Ohnmacht und Ratlosigkeit transportieren. Lotz kommt dabei vom sprichwörtlichen Hölzchen aufs Stöckchen, von Bratkartoffeln übern Gartenschlauch bis auf die Katze. […] Letztendlich ist das aber eher zu werten als ein Aufruf, Schuld nicht bei anderen zu suchen und Verantwortung zu delegieren, sondern selbst zu handeln.
Sein Metier sind die unzuverlässigen Gedankenblitze und Assoziationen: "König Lear" als Bewusstseinsstrom eines scheintoten Patriarchen, der hier – wie das Krankenbett – doppelt existiert. Hartmann denkt den Monarchen mit der zweiten Vaterfigur des Stückes zusammen, dem Grafen Gloster. Der verschätzt sich ja ebenfalls, und zwar – in ähnlicher Verblendung wie Lear mit seinen Töchtern – in seinen Söhnen. Es geht dem Regisseur, kurzum, ums (väterliche) Prinzip. […]
Das Private kippt bei alledem immer wieder ins Politische: Ein riesiges Windrad steht in der Bühnenmitte. Und Natali Seelig ist nicht die einzige, die zwischendurch weltumspannende Krisen anspricht. […]
Konzeptionell ist das klug und konsequent gedacht. […]
Und an der Rampe sitzt, in einem schwarzen Samtkleid wie zum Abendempfang (Kostüme: Adriana Braga-Peretzki), die sensationelle Schauspielerin Cordelia Wege und fährt den Sprech-Tacho auf Anschlag. Sie performt hier, in 30 Minuten, nichts Geringeres als eine knapp 100-seitige Uraufführung: "Die Politiker" von Wolfram Lotz. Einen Text, der der Learschen Depression, ironisch mehrfach gebrochen, eine Art Wutbürger-Suada entgegensetzt: die Wiederkehr der Tragödie als Farce. Man hätte das wahrscheinlich gar nicht besser inszenieren können. Generationswechsel, gekappte Traditionszusammenhänge, der Demenz-Schlummer bisheriger Macht- und Meinungshaber und ehrliche Ratlosigkeit, wie’s weitergeht: Das sind die Themen, um die Sebastian Hartmanns "Lear"-Inszenierung "nach Shakespeare" zum Saisonauftakt kreist. […]
Sein Metier sind die unzuverlässigen Gedankenblitze und Assoziationen: "König Lear" als Bewusstseinsstrom eines scheintoten Patriarchen, der hier – wie das Krankenbett – doppelt existiert. Hartmann denkt den Monarchen mit der zweiten Vaterfigur des Stückes zusammen, dem Grafen Gloster. Der verschätzt sich ja ebenfalls, und zwar – in ähnlicher Verblendung wie Lear mit seinen Töchtern – in seinen Söhnen. Es geht dem Regisseur, kurzum, ums (väterliche) Prinzip. […]
Das Private kippt bei alledem immer wieder ins Politische: Ein riesiges Windrad steht in der Bühnenmitte. Und Natali Seelig ist nicht die einzige, die zwischendurch weltumspannende Krisen anspricht. […]
Konzeptionell ist das klug und konsequent gedacht. […]
Und an der Rampe sitzt, in einem schwarzen Samtkleid wie zum Abendempfang (Kostüme: Adriana Braga-Peretzki), die sensationelle Schauspielerin Cordelia Wege und fährt den Sprech-Tacho auf Anschlag. Sie performt hier, in 30 Minuten, nichts Geringeres als eine knapp 100-seitige Uraufführung: "Die Politiker" von Wolfram Lotz. Einen Text, der der Learschen Depression, ironisch mehrfach gebrochen, eine Art Wutbürger-Suada entgegensetzt: die Wiederkehr der Tragödie als Farce.
Seit je umkreiste die Lear-Politik das Zentralgestirn aus Privilegiensicherung, Naturausbeutung und Profit. Im DT nun flackert das fatale Erbe in aktuellen Nachrichtenbildern über eine Leinwand: Waldbrände, Stürme, Kriege. Trotzig türmt sich noch ein riesiges, hölzenes Windrad davor auf, als könne das archaische Ding von einst doch noch das erzählerische, technische, fortschrittsgläubige Machtzentrum behaupten. […]
Sebastian Hartmann selbst lässt [die Schauspieler_innen] ihre Textblöcke, die sich quer durch sämtliche Figurenreden fressen, in größtmöglicher Eigenverantwortung ins Spiel werfen. Es geht hier auch um den Verlust des Miteinander-Sprechen-Könnens, um das Ins-Leere-Monologisieren einer Menschheit, die gar kein Erbe mehr hat. Lotz' kindliche Sprachgenauigkeit zwischen Trivialität und Ehrbarkeit durchleuchet "Die Politiker" unserer Tage so genau, dass es eine Freude ist: ihre Gefallsucht und Aufdringlichkeit, ihr In-allem-und-überall-sein-Wollen ohne doch überhaupt wahrhaft zu sein. […]
Seit je umkreiste die Lear-Politik das Zentralgestirn aus Privilegiensicherung, Naturausbeutung und Profit. Im DT nun flackert das fatale Erbe in aktuellen Nachrichtenbildern über eine Leinwand: Waldbrände, Stürme, Kriege. Trotzig türmt sich noch ein riesiges, hölzenes Windrad davor auf, als könne das archaische Ding von einst doch noch das erzählerische, technische, fortschrittsgläubige Machtzentrum behaupten. […]
Sebastian Hartmann selbst lässt [die Schauspieler_innen] ihre Textblöcke, die sich quer durch sämtliche Figurenreden fressen, in größtmöglicher Eigenverantwortung ins Spiel werfen. Es geht hier auch um den Verlust des Miteinander-Sprechen-Könnens, um das Ins-Leere-Monologisieren einer Menschheit, die gar kein Erbe mehr hat.
[…] Hartmann inszeniert nicht Stücke, sondern zerlegt sie. […] Er geht dabei durchaus sanft vor. Er legt Text auseinander, legt Texte nebeneinander […], ohne dass er das eine zum anderen zwingt. Die Bühne des Lear ist […] rund. Kahl weiß im leicht diffusen Nebellicht ist rundum die Wand. Nach vorne offen, […] im Licht ist das Publikum. […] Niemand sonst, den ich kenne, ist mit seinem Ensemble so aufgestellt wie Sebastian Hartmann. Niemand sonst stellt das Theater so auf, als Ensemble aus Texten, Körpern, Musik, Licht, Bühne […]. Und niemand stellt die Texte so auf, dass auf diese Art Luft ist, zwischen den Texten, auch in den Texten, die nicht die Nähe suchen, weder zum Körper, der sie spricht, noch zum anderen Text. […]
[…] Hartmann inszeniert nicht Stücke, sondern zerlegt sie. […] Er geht dabei durchaus sanft vor. Er legt Text auseinander, legt Texte nebeneinander […], ohne dass er das eine zum anderen zwingt. Die Bühne des Lear ist […] rund. Kahl weiß im leicht diffusen Nebellicht ist rundum die Wand. Nach vorne offen, […] im Licht ist das Publikum. […]
Lear, der alte König, der sein Reich unter seinen drei Töchtern aufteilen und mit dem Erbe in einer finalen Machtgeste noch einmal Zuneigung und, in seinem Fall davon kaum unterscheidbar, Unterwerfung erzwingen will, liegt schon im letzten Krankenhausbett. Was wir sehen, ist sein Fieber- und Komatraum am Rande des Exitus. Hartmann hat den sterbenden Familienkönig in zwei stumme Palliativstationspatienten im Anstaltshemd verdoppelt (Michael Gerber und Markwart Müller-Elmau). Die Töchter (eine großartige Linda Pöppel, Natali Seelig, Birgit Unterweger) variieren in ihren Tänzen um das Totenbett Versuche von Abstand und Annäherung. […]
Die Neonröhren der erstarrten Windmühle leuchten gelb, eine Sonne. Cordelia Wege, eine Ausnahmeschauspielerin, sitzt im silberstrassgeschmückten Schwarzen an der Rampe. Sie rast, denkt, fiebert sich hochkonzentriert und gleichzeitig sehr lässig durch das Gedicht "Die Politiker" von Wolfram Lotz. Es ist ein überwacher Bewusstseinsstrom, in dem sich Kindheitserinnerungen, Selbst- und Weltbeobachtung, Momente der wahren Empfindung des schreibenden und sich in der Sprache und ihren Beschwörungsformeln festhaltenden Ich durchkreuzen. […]
Man darf einem Mensch dabei zusehen, wie er denkt, wie er sich im eigenen Denken bewegt und verliert und herstellt, wie er die Welt da draußen, das, was sie mit uns macht, und die Labyrinthe im eigenen Inneren durchmisst, verarbeitet, auflöst und wie das immer weitergeht. Die rhythmisch und refrainartig angerufenen "die Politiker, die Politiker, die Politiker", sind vielleicht die Eltern dieses Ich, Stellvertreter des Realitätsprinzips der Außenwelt. […] So geistesklar und präsent wie Cordelia Wege das spielt, ist es die beste bewusstseinserweiternde Droge, die derzeit im Theater zu haben ist. […] Hartmann verbindet einen Assoziationsreigen zu Shakespeares "King Lear" mit der Uraufführung eines grandiosen, hier als Gedankenbeschleunigungsmonolog uraufgeführten neuen Textes von Wolfram Lotz, dem Dichter und Sprachskeptiker unter den Gegenwartsdramatikern. Es dürfte die Uraufführung des Jahres sein. […]
Lear, der alte König, der sein Reich unter seinen drei Töchtern aufteilen und mit dem Erbe in einer finalen Machtgeste noch einmal Zuneigung und, in seinem Fall davon kaum unterscheidbar, Unterwerfung erzwingen will, liegt schon im letzten Krankenhausbett. Was wir sehen, ist sein Fieber- und Komatraum am Rande des Exitus. Hartmann hat den sterbenden Familienkönig in zwei stumme Palliativstationspatienten im Anstaltshemd verdoppelt (Michael Gerber und Markwart Müller-Elmau). Die Töchter (eine großartige Linda Pöppel, Natali Seelig, Birgit Unterweger) variieren in ihren Tänzen um das Totenbett Versuche von Abstand und Annäherung. […]
Die Neonröhren der erstarrten Windmühle leuchten gelb, eine Sonne. Cordelia Wege, eine Ausnahmeschauspielerin, sitzt im silberstrassgeschmückten Schwarzen an der Rampe. Sie rast, denkt, fiebert sich hochkonzentriert und gleichzeitig sehr lässig durch das Gedicht "Die Politiker" von Wolfram Lotz. Es ist ein überwacher Bewusstseinsstrom, in dem sich Kindheitserinnerungen, Selbst- und Weltbeobachtung, Momente der wahren Empfindung des schreibenden und sich in der Sprache und ihren Beschwörungsformeln festhaltenden Ich durchkreuzen. […]
Man darf einem Mensch dabei zusehen, wie er denkt, wie er sich im eigenen Denken bewegt und verliert und herstellt, wie er die Welt da draußen, das, was sie mit uns macht, und die Labyrinthe im eigenen Inneren durchmisst, verarbeitet, auflöst und wie das immer weitergeht. Die rhythmisch und refrainartig angerufenen "die Politiker, die Politiker, die Politiker", sind vielleicht die Eltern dieses Ich, Stellvertreter des Realitätsprinzips der Außenwelt. […] So geistesklar und präsent wie Cordelia Wege das spielt, ist es die beste bewusstseinserweiternde Droge, die derzeit im Theater zu haben ist. […]
Cordelia Wege setzt sich in Souffleusen-Nähe (Marion Rommel) an die Rampe und rezitiert in halsbrecherischem Tempo den lyrischen Monolog. Zäsuriert von einer immer wiederkehrenden "Die Politiker, die Politiker"-Litanei reihen sich Alltagsbanalitäten, Stammtischparolen, Politphrasen, Ausreden, Sprachspielereien und dadaistische Sinnunterwanderung zu einem wilden Bewusstseinsstrom aneinander. […] Anklage, privatistische Weltflucht und Selbstparodie fallen in eins.
Cordelia Wege exekutiert den Text im glitzernd hautengen kleinen Schwarzen mit kalter Brillanz als atemlose Sprechperformance ohne differenzierende Haltung und Gestaltung – ein funkelnder Edelstein, geformt aus dem Totalbankrott jeglichen politischen Denkens. Eine gute halbe Stunde dauert das Schauspielerinnen-Bravourstück und wird […] mit donnerndem Applaus quittiert. [...]
Cordelia Wege setzt sich in Souffleusen-Nähe (Marion Rommel) an die Rampe und rezitiert in halsbrecherischem Tempo den lyrischen Monolog. Zäsuriert von einer immer wiederkehrenden "Die Politiker, die Politiker"-Litanei reihen sich Alltagsbanalitäten, Stammtischparolen, Politphrasen, Ausreden, Sprachspielereien und dadaistische Sinnunterwanderung zu einem wilden Bewusstseinsstrom aneinander. […] Anklage, privatistische Weltflucht und Selbstparodie fallen in eins.