Land der ersten Dinge / Bludičky

von Nino Haratischwili
Dramaturgie Ulrich Beck, Miriam Kičiňová, Peter Pavlac
Projektleitung Christa Müller, Radana Hromníková
Uraufführung 14. November 2014
Koproduktion mit dem Slowakischen Nationaltheater Bratislava; Kooperation mit der UdK Berlin
Gabriele HeinzLara
Emília VášáryováNatalia
Dušan JamrichDavid
Eric WehlanMika
Süddeutsche Zeitung
Mounia Meiborg, 05.12.2014
Das Stück ist für das Projekt 'The Art of Ageing' des europäischen Theaternetzwerkes ETC entstanden, als Koproduktion des Slowakischen Nationaltheaters in Bratislava und des Deutschen Theaters in Berlin. Brit Bartkowiak inszenierte es dort als berührendes Kammerspiel. Ein Bett, ein Fernseher, eine Badewanne, dazu zwei deutsche und zwei slowakische Schauspieler.
Dušan Jamrich als toter Ehemann ist von herausragender Präsenz, seine Stimme tief und schwer und traurig. Bartkowiak übersetzt die klare Sprache in poetische Bilder: wenn etwa die von Gabriele Heinz gespielte Lara zum Bob-Dylan-Song von ihrer wilden Jugend träumt und ihr ein Fön Fahrtwind ins Haar pustet. (...) Und wenn die Monologe aus Ost und West so ineinander verschränkt werden, als ob sich Geschichte und Geschichten ausweglos bedingen.
Das Stück ist für das Projekt 'The Art of Ageing' des europäischen Theaternetzwerkes ETC entstanden, als Koproduktion des Slowakischen Nationaltheaters in Bratislava und des Deutschen Theaters in Berlin. Brit Bartkowiak inszenierte es dort als berührendes Kammerspiel. Ein Bett, ein Fernseher, eine Badewanne, dazu zwei deutsche und zwei slowakische Schauspieler.
Dušan Jamrich als toter Ehemann ist von herausragender Präsenz, seine Stimme tief und schwer und traurig. Bartkowiak übersetzt die klare Sprache in poetische Bilder: wenn etwa die von Gabriele Heinz gespielte Lara zum Bob-Dylan-Song von ihrer wilden Jugend träumt und ihr ein Fön Fahrtwind ins Haar pustet. (...) Und wenn die Monologe aus Ost und West so ineinander verschränkt werden, als ob sich Geschichte und Geschichten ausweglos bedingen.
nachtkritik.de
Simone Kaempf, 15.11.2014
Bartkowiak hat das Stück als Koproduktion des Deutschen Theaters Berlin und des Nationaltheater Bratislava mit deutschen und slowakischen Schauspielern erarbeitet. Das wirkt inhaltlich absolut überzeugend, spiegelt das Stück über die Figuren den Umgang mit den Verwerfungen des Kapitalismus wie des Kommunismus wieder. Nur, dass die slowakischen Schauspieler immer mehr ins Zentrum rücken. Das geht Hand in Hand mit dem Text, und dazu kommt noch eine ganz eigene Qualität in der Weise, wie die slowakischen Schauspieler die Erzählungen um Verrat und politischer Fremdbestimmtheit schultern.
Die Zutaten stimmen: Ein kluger Text, gute Schauspieler, eine Regie, die Empathie nicht scheut und ein Blick auf die Systeme, der nie selbstgerecht wird. Etwas gerade ins Auge Schauendes hat diese Inszenierung, die als kleinformatige Studioproduktion keine Großkunst sein kann, aber doch einen Atem für die Fragen europäischer Geschichte hat.
Bartkowiak hat das Stück als Koproduktion des Deutschen Theaters Berlin und des Nationaltheater Bratislava mit deutschen und slowakischen Schauspielern erarbeitet. Das wirkt inhaltlich absolut überzeugend, spiegelt das Stück über die Figuren den Umgang mit den Verwerfungen des Kapitalismus wie des Kommunismus wieder. Nur, dass die slowakischen Schauspieler immer mehr ins Zentrum rücken. Das geht Hand in Hand mit dem Text, und dazu kommt noch eine ganz eigene Qualität in der Weise, wie die slowakischen Schauspieler die Erzählungen um Verrat und politischer Fremdbestimmtheit schultern.
Die Zutaten stimmen: Ein kluger Text, gute Schauspieler, eine Regie, die Empathie nicht scheut und ein Blick auf die Systeme, der nie selbstgerecht wird. Etwas gerade ins Auge Schauendes hat diese Inszenierung, die als kleinformatige Studioproduktion keine Großkunst sein kann, aber doch einen Atem für die Fragen europäischer Geschichte hat.
Neues Deutschland
Volker Trauth, 26.11.2014
Regisseurin Brit Bartkowiak hat nicht versucht, die aus verschiedenen Theatertraditionen und Schauspielschulen kommenden Darsteller auf eine gemeinsame Spielweise zu trimmen. Die Vielfalt von Ton und Geste geht ihr offensichtlich über stilistische Geschlossenheit. Gabriele Heinz als ehemalige Richterin will keine Figur "aus einem Guss" auf die Bühne stellen, sondern setzt scheinbar nicht zueinander passende Verhaltensweisen unvermittelt und konturenscharf gegeneinander. Sie ist nervende Grantlerin und schwärmerisch den Enkel liebende Oma, kumpelhafte Freundin der Pflegerin und dogmatische Agitatorin, sie verfällt in den herrischen Ton des Verhörs und gibt sich hemmungslos dem Traum von den »ersten Dingen« hin. Ihr erster Satz, die ebenso halsstarrig wie machtbewusst herausgepresste Behauptung, schon »ganz andere Krisen erlebt« und überwunden zu haben, schlägt den Ton ihrer Figurengestaltung an. Höhepunkt, wenn sie, die Gehunfähige, die Fesseln des Anstaltsbetts und damit die einer bedrängenden Realität von sich streift und nach den Klängen eines Songs von Bob Dylan einen hemmungslosen Tanz hinlegt. Regisseurin Brit Bartkowiak hat nicht versucht, die aus verschiedenen Theatertraditionen und Schauspielschulen kommenden Darsteller auf eine gemeinsame Spielweise zu trimmen. Die Vielfalt von Ton und Geste geht ihr offensichtlich über stilistische Geschlossenheit. Gabriele Heinz als ehemalige Richterin will keine Figur "aus einem Guss" auf die Bühne stellen, sondern setzt scheinbar nicht zueinander passende Verhaltensweisen unvermittelt und konturenscharf gegeneinander. Sie ist nervende Grantlerin und schwärmerisch den Enkel liebende Oma, kumpelhafte Freundin der Pflegerin und dogmatische Agitatorin, sie verfällt in den herrischen Ton des Verhörs und gibt sich hemmungslos dem Traum von den »ersten Dingen« hin. Ihr erster Satz, die ebenso halsstarrig wie machtbewusst herausgepresste Behauptung, schon »ganz andere Krisen erlebt« und überwunden zu haben, schlägt den Ton ihrer Figurengestaltung an. Höhepunkt, wenn sie, die Gehunfähige, die Fesseln des Anstaltsbetts und damit die einer bedrängenden Realität von sich streift und nach den Klängen eines Songs von Bob Dylan einen hemmungslosen Tanz hinlegt.
taz
Barbara Behrendt, 17.11.2014
Emília Vášáryová vom Nationaltheater in Bratislava sprüht dabei vor Wut, ist plötzlich den Tränen nah und zieht dann resigniert die Brauen hoch. Man spürt die Vergangenheit in ihr rumoren, Vášáryová würgt an ihr und spuckt dabei Phantome aus. Wie im Traum spricht sie mit ihrem toten Mann, der mit Dušan Jamrich leibhaftig auf der Bühne von den Toten spricht und von seiner Schuld an deren Schicksal. Starke Momente. Erst hält einen der fremde Klang der Sprache auf Distanz, dann öffnet sich eine Welt hinter den Worten. Emília Vášáryová vom Nationaltheater in Bratislava sprüht dabei vor Wut, ist plötzlich den Tränen nah und zieht dann resigniert die Brauen hoch. Man spürt die Vergangenheit in ihr rumoren, Vášáryová würgt an ihr und spuckt dabei Phantome aus. Wie im Traum spricht sie mit ihrem toten Mann, der mit Dušan Jamrich leibhaftig auf der Bühne von den Toten spricht und von seiner Schuld an deren Schicksal. Starke Momente. Erst hält einen der fremde Klang der Sprache auf Distanz, dann öffnet sich eine Welt hinter den Worten.

Außerdem im Spielplan

Mit englischen Übertiteln
von Rainald Goetz
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40