
jedermann (stirbt)
Ein blühender Garten, Zeichen des bürgerlichen Reichtums, ein Ort für ausschweifende Partys und zugleich eine hermetisch umzäunte Festung, die keine Fremden und keine Armut hereinlassen soll. Auch der Tod war nicht zum Gartenfest geladen. Gekommen ist er trotzdem. "Ists wirklich schon so spät?". Der vielfach preisgekrönte österreichische Dramatiker Ferdinand Schmalz hat Hugo von Hofmannsthals Spiel vom Sterben des reichen Mannes für das 21. Jahrhundert über- und neugeschrieben. Sein Jedermann ist kein "prächtiger Schwelger" mehr, wie ihn der Teufel bei Hofmannsthal nennt. Er ist ein knallharter Geschäftsmann neoliberalen Zuschnitts. Dass außerhalb seines Gartenzauns das Chaos tobt und das Kriegsrecht ausgerufen ist, schert ihn wenig. Zumindest im Moment. Auch er wird den Weg allen Fleisches gehen, allerdings mit wenig Hoffnung auf das Himmelreich: "erlöst oder nicht ist wirklich unerheblich".
Data Tavadze, Leiter des Royal District Theaters in Tiflis und einer der herausragenden jungen Regisseure Georgiens, wird das Spiel rund um Geld, Macht und Tod in Szene setzen. Er arbeitet zum ersten Mal am Deutschen Theater.
Data Tavadze, Leiter des Royal District Theaters in Tiflis und einer der herausragenden jungen Regisseure Georgiens, wird das Spiel rund um Geld, Macht und Tod in Szene setzen. Er arbeitet zum ersten Mal am Deutschen Theater.
Regie Data Tavadze
Bühne / Kostüme Janja Valjarević
Musik Nika Pasuri
Licht Kristina Jedelsky
Dramaturgie Sima Djabar Zadegan, Juliane Koepp
Premiere
1. März 2020
Kammerspiele
1. März 2020
Kammerspiele
Jörg Posejedermann

Lorena Handschinjedermanns frau, jedermanns mutter

Natali Seeligbuhlschaft tod, mammon, gute werke

Paul Grilldie (teuflisch) gute Gesellschaft, dicker vetter

Niklas Wetzelarmer nachbar gott, dünner vetter

Lukas Enno Growe (Kontrabass)Live-Musik
Daniel Casimir (Posaune)Live-Musik
Gerhard Gschlößl (Posaune)Live-Musik
Samuel Dunscombe (Klarinette)Live-Musik
jedermann
jedermanns frau, jedermanns mutter
buhlschaft tod, mammon, gute werke
die (teuflisch) gute Gesellschaft, dicker vetter
armer nachbar gott, dünner vetter
Lukas Enno Growe (Kontrabass), Daniel Casimir (Posaune), Gerhard Gschlößl (Posaune), Samuel Dunscombe (Klarinette)
Live-Musik
Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln
Forever Yin Forever Young
Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40
[…]
Wir schauen jemandem beim Sterben zu, der ganz plötzlich vom Tod getroffen wird. […] Ich fand diese zurückhaltende Gesamtkomposition – also den Mut zur Stille, zur Ernsthaftigkeit, auch ironiefrei über Sterblichkeit, über Lebenssinn nachzudenken eigentlich absolut angenehm und im deutschen Theater auch eher ungewöhnlich und zeitweise auch wirklich berührend. Er [Data Tavadze] setzt weniger auf diese heutige Kritik an den Börsenspekulanten, sondern auf das Überzeitliche der Parabel, also das Stück selbst ist eingebettet in eine Vorrede, in der es heißt, dass hier das alte Märchen im neuen Kleid von Mund zu Mund auf modrigen Zungen weitergegeben wird und Data Tavadze lässt diese Vorrede mit langen Pausen eindringlich sprechen.
[…]
Wir schauen jemandem beim Sterben zu, der ganz plötzlich vom Tod getroffen wird. […] Ich fand diese zurückhaltende Gesamtkomposition – also den Mut zur Stille, zur Ernsthaftigkeit, auch ironiefrei über Sterblichkeit, über Lebenssinn nachzudenken eigentlich absolut angenehm und im deutschen Theater auch eher ungewöhnlich und zeitweise auch wirklich berührend.
[...]
Zunehmend wird das Schauspiel zum Totentanz. Kontrabass, Posaune und Klarinette mischen sich mit immer mehr Dissonanzen ein, am sandigen Boden umschlingen die Musiker die Schauspieler. Die Party ist vorbei – und Data Tavadze vom Royal District Theater in Tiflis lässt mit seiner DT-Inszenierung wenig Zweifel daran, dass es unsere große Sause ist, die hier auf der Bühne ihr stilisiertes Ende findet. Formstreng und überzeugend. Jörg Pose gibt einen bewusst deklamierenden Jedermann im dreiteiligen Anzug, der aus seinen Machenschaften um Geld und Macht kein Hehl macht. Aber er tänzelt auch, wie mit angezogener Handbremse, verunsichert durch sein Gartenreich, von dem die Unruhen und die Unkultur draußen vor der Tür ausgesperrt bleiben.
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Zunehmend wird das Schauspiel zum Totentanz. Kontrabass, Posaune und Klarinette mischen sich mit immer mehr Dissonanzen ein, am sandigen Boden umschlingen die Musiker die Schauspieler. Die Party ist vorbei – und Data Tavadze vom Royal District Theater in Tiflis lässt mit seiner DT-Inszenierung wenig Zweifel daran, dass es unsere große Sause ist, die hier auf der Bühne ihr stilisiertes Ende findet. Formstreng und überzeugend.