
Herr der Fliegen: survival mode
nach William Golding
Was verbindet den Literaturklassiker Herr der Fliegen mit Minecraft, einem Open World Spiel mit 100 Millionen registrierten Spielern? In William Goldings Robinsonade landet eine Gruppe Schuljungen auf einer unbewohnten Insel und ist sich dort selbst überlassen. Wie lebt man in einer Welt ohne Erwachsene? Es beginnt als großes Abenteuer. Die Kinder erkunden die Insel, bauen Hütten, machen Feuer, jagen Schweine. Doch bald taucht angeblich ein Monster auf. Angst, Rivalität und Jagdtrieb eskalieren zu einem Kampf um Leben und Tod. Minecraft ist wie Lego am Bildschirm. Die Spieler starten ihre Entdeckungstour in einem gestaltbaren Pixelparadies. Aus limitierten Ressourcen erschaffen sie neue Welten ohne Vorgaben. Doch bei Einbruch der Nacht tauchen auch hier Monster auf und im Überlebensmodus müssen Gefahren und Gefechte überstanden werden.
Let’s play! Das jugendliche Ensemble verbindet Analoges und Digitales und erkundet im Theater- wie im Computerspiel: In welcher Welt wollen wir leben? Welche Regeln sollen gelten? Wie überlebt man totale Freiheit? Was macht mehr Spaß, Konstruktion oder Destruktion, Zivilisation oder Anarchie? Und warum hören wir nicht auf zu spielen?
Let’s play! Das jugendliche Ensemble verbindet Analoges und Digitales und erkundet im Theater- wie im Computerspiel: In welcher Welt wollen wir leben? Welche Regeln sollen gelten? Wie überlebt man totale Freiheit? Was macht mehr Spaß, Konstruktion oder Destruktion, Zivilisation oder Anarchie? Und warum hören wir nicht auf zu spielen?
Terra incognita – die Insel, das Netz, das Spiel
Eine Welt ohne Erwachsene. Zwei Kinder sind tot, andere verschwunden. Die Insel steht in Flammen. Es gibt nur noch Jäger. Diese Meute hetzt einen Jungen. Er weiss, es wird keine Gnade geben. Plötzlich steht ein Marineoffizier am Strand. „Spiel und Spaß“, sagt der Retter und fragt die wilden Kinder, was sie denn da treiben. Krieg spielen?
Mit diesem Deus ex machina-Auftritt eines Erwachsenen, mit seinem Befremden endet Herr der Fliegen. Es liegt jenseits seines Vorstellungsvermögens, was sich hier abgespielt hat: Was habt ihr getan? Nur gespielt, oder? Angenommen diese Welt ohne Erwachsene, die Insel befindet sich heute nicht im Pazifik, sondern im Netz. Was passiert dort eigentlich? Was geschieht mit den Digital Natives? Können und müssen sie rausgeholt und gerettet werden?
Mit diesem Deus ex machina-Auftritt eines Erwachsenen, mit seinem Befremden endet Herr der Fliegen. Es liegt jenseits seines Vorstellungsvermögens, was sich hier abgespielt hat: Was habt ihr getan? Nur gespielt, oder? Angenommen diese Welt ohne Erwachsene, die Insel befindet sich heute nicht im Pazifik, sondern im Netz. Was passiert dort eigentlich? Was geschieht mit den Digital Natives? Können und müssen sie rausgeholt und gerettet werden?
Regie / Video Robert Lehniger
Ausstattung Irene Ip
Musik Markus Hübner
Choreografie Emmanuel Obeya
Mitarbeit Video Yannik Böhmer
Game Programmierung Jasper Swart (mezen Medienkompetenzzentrum Pankow)
Dramaturgie Birgit Lengers
Premiere am 8. Februar 2016
Kya-Celina Barucki

Emmi Büter

Mina Christ

Philipp Djokic

Helen Kaschtalinski

Lenz Lengers

Gynian Machacek

Jochanah Mahnke

Jakob Mandler

Artur Matzat

Ishini Rathnayake

Carlotta Rohn

Léon Romeike

Emil von Schönfels

Langston Uibel

Annika Westphal

Kya-Celina Barucki, Emmi Büter, Mina Christ, Philipp Djokic, Helen Kaschtalinski, Lenz Lengers, Gynian Machacek, Jochanah Mahnke, Jakob Mandler, Artur Matzat, Ishini Rathnayake, Carlotta Rohn, Léon Romeike, Emil von Schönfels, Langston Uibel, Annika Westphal
Microsoft Politik
Im Dialog mit Politik und Gesellschaft
Blog-Beitrag von Inger Paus, Leiterin Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, Microsoft Deutschland über den Salon-Abend Theater digital am 22. Februar 2016.
Kulturradio vom rbb
Sendung Kulturradio am Nachmittag
08.02.2016
Zu Gast: Robert Lehniger
08.02.2016
Zu Gast: Robert Lehniger
Was passiert, wenn die Zivilisation außer Kraft gesetzt wird, wenn die Regeln des Miteinanders nicht mehr kontrolliert? Das diskutiert der Regisseur Robert Lehniger in seiner Inszenierung von Goldings Roman "Herr der Fliegen" am Deutschen Theater und verknüpft dabei das Theater- mit dem Computerspiel. Warum er das tut, erklärt er im Gastgespräch im kulturradio am Nachmittag.
Skins
Annika und Ishini haben, wie alle Spieler_innen, die Skins für ihre Minecraft-Figuren selbst erstellt – diese Ideen nahm Irene Ip als Vorlage für die Kostüme der Spieler_innen.

Ishini © Robert Lehniger

Annika © Robert Lehniger
Video Robert Lehniger
Herr der Fliegen: survival mode - Nachdenken über das Böse
Video Robert Lehniger
Video Robert Lehniger
Herr der Fliegen: survival mode - Minecraft Reflexionen
Video Robert Lehniger
Video Robert Lehniger
Eine Welt bauen
Das Herr der Fliegen-Ensemble baut gemeinsam an der Minecraft-Welt, in der unsere Geschichte spielt. Jede/r Spieler/in gestaltet sich einen persönlichen Skin, nach dem dann auch die Bühnenkostüme entwickelt wurden. Beobachtungen vom Minecraft-Workshop mit Jasper Swart vom Medienkompetenzzentrum Pankow mezen-berlin.de.
Das Herr der Fliegen-Ensemble baut gemeinsam an der Minecraft-Welt, in der unsere Geschichte spielt. Jede/r Spieler/in gestaltet sich einen persönlichen Skin, nach dem dann auch die Bühnenkostüme entwickelt wurden. Beobachtungen vom Minecraft-Workshop mit Jasper Swart vom Medienkompetenzzentrum Pankow mezen-berlin.de.
Podcast
Drei der Akteure, Philipp, Jochanah und Emmi stellen im Podcast das Spiel Minecraft und die Inselwelt die sie dort gebaut haben vor.
Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Weltall Erde Mensch
Eine unwahrscheinliche Reise von Alexander Eisenach und Ensemble
Regie: Alexander Eisenach
DT Bühne
19.00 - 22.40
BERLIN-PREMIERE
Mit englischen Übertiteln
Kammer
19.30 - 21.15
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Es geht hier eigentlich nicht darum zu sagen ‚Wie bringen wir ein Computerspielauf die Bühne?‘, sondern es wird ein zentrales Thema genommen: Was macht uns, das Menschsein aus, wie funktioniert unsere Zivilisation und wo liegen die Grenzen? Und das ist verhandelt worden in diesem Roman und die Tiefe dieses Abends ist eben, dass das auch in fiktionalen Welten im Internet verhandelt wird, dass eigentlich die einsamen Inseln, die er damals in seinen Roman geschrieben hat, heute das Internet ist, wo man jemand ganz anders sein kann,wo man sich auch in Perversitäten und Gewalt hineinsteigern kann, und wo die dunkle Seite des Menschen ein Zuhause findet.“ „Vorne läuft dieser Roman, das funktioniert super, die bewegen sich in Schwärmen, ich kann die Kinder beobachten, ich kann genau die Themen von Golding beobachten, oben haben wir das Computerspiel. Aber der Abend macht da eine ganz tolle Wandlung, […] irgendwie schafft es diese Inszenierung, zu zeigen, dass diese digitale Welt zurückschlägt auf die tatsächliche Welt. Also erst sind es Kinder, die vernetzt im Internet spielen, ohne Erwachsene. Die ermorden erst Wildschweine, die aus Pixeln bestehen und irgendwann kämpfen die miteinander […] und irgendwann kann man es nicht mehr trennen und ich find das ist eine ganz tolle Parabel dafür, dass das, was im Netz passiert, dass das, was Menschen im Internet ausleben, eben ein Teil des Menschseins ist. Und dass das Böse, wenn es da stattfindet, in diesen Kinderseelen natürlich auch auf die wirkliche Welt zurückschlagen kann. Und das ist ja genau das was, in diesem Roman verhandelt wird: Wo enden die Grenzen der Zivilisation. Und was ich dann auch besonders schön finde, dass man jenseits dieser Erzählung, die ja viele auch schon kennen, man auch wirklich die Kinder zu Wort kommen lässt. In Einspielfilmen, wo dann auch einer sagt, es ist eben langweilig, immer der Gute zu sein. Und man wirklich mit diesen Kindern an die Grenzen dieses Romans geht und trotzdem auch noch eine tolle Geschichte erzählt. Also das funktioniert ausgesprochen gut in Berlin. […]
Es geht hier eigentlich nicht darum zu sagen ‚Wie bringen wir ein Computerspielauf die Bühne?‘, sondern es wird ein zentrales Thema genommen: Was macht uns, das Menschsein aus, wie funktioniert unsere Zivilisation und wo liegen die Grenzen? Und das ist verhandelt worden in diesem Roman und die Tiefe dieses Abends ist eben, dass das auch in fiktionalen Welten im Internet verhandelt wird, dass eigentlich die einsamen Inseln, die er damals in seinen Roman geschrieben hat, heute das Internet ist, wo man jemand ganz anders sein kann,wo man sich auch in Perversitäten und Gewalt hineinsteigern kann, und wo die dunkle Seite des Menschen ein Zuhause findet.“
Eine sehenswerte erste Inszenierung des Video-Spezialisten Robert Lehniger am DT. Starker Tobak für ein Jugendtheater. Auf der analytischen Ebene wird in groß projizierten Einspielern einerseits das Suchtpotenzial solcher Spiele wie Minecraft herausgearbeitet und andererseits "das Böse", das schon in Kindern und Jugendlichen Platz nimmt, offen angesprochen. Die animalische Lust auf Mordbrennerei ist kein Privileg der Erwachsenen. In Ausnahmesitutationen, wie der Dauererregung durch Computerspielen, kann sie auch in jungen Menschen um sich greifen - und zu Gewalthandlungen führen. Das wird hier sehr anschaulich gemacht. Das Pixelparadies steht in Frage wie die Welt, in der wir leben. Kein Kriegsschiff kommt, wie im Roman, und rettet die Überlebenden. Stattdessen wird auf "Neustart" gedrückt ...
Eine sehenswerte erste Inszenierung des Video-Spezialisten Robert Lehniger am DT.
Es ist eine spannende Versuchsanordnung, die viel verrät über die Art, wie Menschen heute der Welt entgegentreten, wie die Grenzen verschwimmen und Realität sich längst nicht mehr durch Abgrenzung vom vermeintlich Anderen definieren lässt. Sie erzählt vom Bösen, das wir in uns tragen und das sich zeigt, wenn wir der Meinung sind, es sei sicher und könnte nicht viel Schaden anrichten. Doch wie lässt sich auch diese Grenze ziehen? Ein Konzept, das überzeugt: Die Verschränkung von Spiel und Realität wird so greifbar und zugleich wieder aufgehoben. Denn die Multiperspektivität resultiert eben auch in einer Aufspaltung der Narrative, gespiegelt in einer der Charaktere: Mehrere Darsteller*innen teilen sich eine Figur, laden sie auf mit ihren eigenen Persönlichkeiten, erweitern damit den Möglichkeitsraum. Rollenzuteilungen verschwimmen, Charaktere werden kaleidoskopisch aufgefächert. Die Jugendlichen erzählen von der Zerstörung, vom Spaß, den es macht, kaputt zu machen, was andere errichtet haben. Im Spiel natürlich, doch eben auch in einem, das für viele einen Lebensmittelpunkt bedeutet, ein soziales Zentrum, ein Ventil für ihre Kreativität. Und da ist sie schon aufgehoben, die Trennung zwischen “Realem” und Spiel. Und natürlich steht auch die Frage im Raum, ob das, was sich im “Spiel” Bahn bricht, nicht auch inder Wirklichkeit auftauchen kann. lassen sich reale und spielende Person denn trennen?
Es ist eine spannende Versuchsanordnung, die viel verrät über die Art, wie Menschen heute der Welt entgegentreten, wie die Grenzen verschwimmen und Realität sich längst nicht mehr durch Abgrenzung vom vermeintlich Anderen definieren lässt. Sie erzählt vom Bösen, das wir in uns tragen und das sich zeigt, wenn wir der Meinung sind, es sei sicher und könnte nicht viel Schaden anrichten. Doch wie lässt sich auch diese Grenze ziehen?
Erstaunlich an diesem Abend sind die Energie und Professionalität der Jugendlichen, die mit Ausdruck, Frische und einem rasanten Tempo agieren. Sehenswert, für alle die sich für moralische Fragen über die derzeitigen Weltlage und digitale Kulturen interessieren und dabei anspruchsvolles und modernes Theater sehen wollen. Dem Regisseur und den großartigen 16 SchauspielerInnen Kya-Celina Barucki, Emmi Büter, Mina Christ, Philipp Djokic, Helen Kaschtalinski, Lenz Lengers, Gynian Machacek, Jochanah Mahnke, Jakob Mandler, Artur Matzat, Ishini Rathnayake, Carlotta Rohn, Leon Romeike, Emil von Schönfels, Langston Uibel und Annika Westphal gelingen neue Interpretationen des Romans. Es geht darum, wie viel Cyberwelt für Jugendliche gut ist. Das Stück reflektiert aktuelle Debatten um die Potenziale und Probleme einer globalen Vernetztheit und was man bereit ist zu tun, um eine demokratische Gesellschaft zu schützen. (Einfache) Antworten werden nicht gegeben, sondern man geht mit vielen Fragen aus dem Stück heraus. [...]
Erstaunlich an diesem Abend sind die Energie und Professionalität der Jugendlichen, die mit Ausdruck, Frische und einem rasanten Tempo agieren. Sehenswert, für alle die sich für moralische Fragen über die derzeitigen Weltlage und digitale Kulturen interessieren und dabei anspruchsvolles und modernes Theater sehen wollen.
Was passiert, wenn wir tun und lassen können, was wir wollen? Dieser Frage geht das Junge Deutsche Theater in „Herr der Fliegen:survival mode“ nach. […] Immer wieder springt die Handlung zwischen Minecraft-Videosequenzen auf der Leinwand und der Realität auf der Bühne hin und her. Jeder der jungen Darsteller verkörpert dabei eine eigene Figur. Sie handeln verschieden, entwickeln sich unterschiedlich. Können wir in totaler Freiheit überleben? Mit jeder Minute bröckelt beim Zuschauer der Optimismus. Steckt in uns allen das Böse, das je freier wir sind, umso stärker aus uns herausbricht? Wer Minecraft spielt, hat jederzeit die Möglichkeit, Böses zu tun, ohne ernsthafte Konsequenzen zu spüren. Könnte diese Welt mit der Realität verwechselt werden? Ein interessantes Gedankenexperiment, dem wir uns alle stellen sollten. Rüttelt auf: Das Junge DT spricht eindrucksvoll an, was in uns steckt.
Was passiert, wenn wir tun und lassen können, was wir wollen? Dieser Frage geht das Junge Deutsche Theater in „Herr der Fliegen:survival mode“ nach. […] Immer wieder springt die Handlung zwischen Minecraft-Videosequenzen auf der Leinwand und der Realität auf der Bühne hin und her. Jeder der jungen Darsteller verkörpert dabei eine eigene Figur. Sie handeln verschieden, entwickeln sich unterschiedlich. Können wir in totaler Freiheit überleben? Mit jeder Minute bröckelt beim Zuschauer der Optimismus. Steckt in uns allen das Böse, das je freier wir sind, umso stärker aus uns herausbricht? Wer Minecraft spielt, hat jederzeit die Möglichkeit, Böses zu tun, ohne ernsthafte Konsequenzen zu spüren. Könnte diese Welt mit der Realität verwechselt werden? Ein interessantes Gedankenexperiment, dem wir uns alle stellen sollten.