Herbstsonate

nach dem Film von Ingmar Bergman
Regie Jan Bosse
Kostüme Kathrin Plath
Dramaturgie Gabriella Bußacker
Berlin-Premiere 23. Januar 2015
Koproduktion mit dem Schauspiel Stuttgart
Corinna HarfouchCharlotte
Fritzi HaberlandtEva
Natalia BelitskiHelena
Jörg PoseViktor
Damian Fink / Bennet SchusterErik
Charlotte
Viktor
Damian Fink / Bennet Schuster
Erik
Berliner Zeitung
Dirk Pilz, 26.01.2015
Harfouch ist hier die nach innen verkantete Diva, eine Daseinsextremistin. Sie lässt mitten im Wort die Silben splittern, als würde sie von fremden Bewusstseinsmächten angefallen. Sie raucht, schreitet, rauft sich die Haare, hantiert am Koffer: eine Frau, die ihr Leben nimmt wie ein Freeclimber, ohne Halteseil, aber festgeklammert am kleinsten Hoffnungsvorsprung. Fritzi Haberlandt dagegen: lässt einzelne, ausgesuchte Worte vertrocknen, dass sie zu Staub zerbröseln, hascht ihm hinterher und kann bitterbös über die Vergeblichkeit aller Sinn- und Silbenfängerei werden. Harfouch ist hier die nach innen verkantete Diva, eine Daseinsextremistin. Sie lässt mitten im Wort die Silben splittern, als würde sie von fremden Bewusstseinsmächten angefallen. Sie raucht, schreitet, rauft sich die Haare, hantiert am Koffer: eine Frau, die ihr Leben nimmt wie ein Freeclimber, ohne Halteseil, aber festgeklammert am kleinsten Hoffnungsvorsprung. Fritzi Haberlandt dagegen: lässt einzelne, ausgesuchte Worte vertrocknen, dass sie zu Staub zerbröseln, hascht ihm hinterher und kann bitterbös über die Vergeblichkeit aller Sinn- und Silbenfängerei werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Martin Halter, 23.12.2014
"Herbstsonate" ist kein melancholisches Kammerspiel, sondern ein Psychoduell zweier Diven, die den ewigen Kampf zwischen Bürgerlichkeit und Künstlertum bis zur Neige auskosten und den psychischen Horror (...) bis zum physischen Exzess steigern. "Herbstsonate" ist kein melancholisches Kammerspiel, sondern ein Psychoduell zweier Diven, die den ewigen Kampf zwischen Bürgerlichkeit und Künstlertum bis zur Neige auskosten und den psychischen Horror (...) bis zum physischen Exzess steigern.
Südwest Presse
Otto Paul Burkhardt, 22.12.2014
Der Regisseur eröffnet verstörende Blicke in die Abgründe des Konflikts. Und dennoch entsteht kein dröge dramatisierter Problemfilm, sondern eine lebenspralle Geschichte, die unmittelbar anspricht. Harfouch und Haberlandt schaffen es, ihre Rollen ständig im Fluss zu halten. Simple Schuldzuweisungen und einseitige Sympathiewerte werden unmöglich. Starkes, berührendes Schauspielertheater. Der Regisseur eröffnet verstörende Blicke in die Abgründe des Konflikts. Und dennoch entsteht kein dröge dramatisierter Problemfilm, sondern eine lebenspralle Geschichte, die unmittelbar anspricht. Harfouch und Haberlandt schaffen es, ihre Rollen ständig im Fluss zu halten. Simple Schuldzuweisungen und einseitige Sympathiewerte werden unmöglich. Starkes, berührendes Schauspielertheater.
Südkurier
Wolfgang Bager, 22.12.2014
Jan Bosse gelingt am Stuttgarter Staatsschauspiel nach „Szenen einer Ehe“ nun schon zum zweiten Mal die Umsetzung eines Bergman-Filmes für die Theaterbühne. Fast möchte man von einem Mehrwert sprechen, den er sperrigen Bergman-Stoffen zukommen lässt. (...)
Bühnenbildner Moritz Müller hat als Kampfplatz für das Seelendrama ein düsteres, verschachteltes Provinz-Pfarrhaus geschaffen. Die Räume so freudlos wie Evas Dasein, weit von einander entfernt, durch Treppen miteinander verbunden. Hier ist es mühsam, zueinander zu kommen. Das Gastzimmer für die ankommende Mutter ist weit ab vom übrigen Haus, ganz weit oben, von hier aus kann man nur noch auf alles andere herabsehen. Puppenstube und Geisterhaus, hier gehen Evas ertrunkener kleiner Sohn und die dahinsiechende Helena (großartig: Natalia Belitski) als Gespenster um. Selbst der Hausherr, Viktor (Andreas Leupold), wandelt fast wie ein steinerner Gast meistens stumm durch die Räume. Jan Bosse führt Ingmar Bergman damit ganz nah heran zu Henrik Ibsen, und damit zum Theater.Und das spielt seine ganze, strotzende Vitalität mit seinen beiden Hauptdarstellerinnen Corinna Harfouch und Fritzi Haberlandt aus. Die beiden machen die Inszenierung zum Ereignis.
Jan Bosse gelingt am Stuttgarter Staatsschauspiel nach „Szenen einer Ehe“ nun schon zum zweiten Mal die Umsetzung eines Bergman-Filmes für die Theaterbühne. Fast möchte man von einem Mehrwert sprechen, den er sperrigen Bergman-Stoffen zukommen lässt. (...)
Bühnenbildner Moritz Müller hat als Kampfplatz für das Seelendrama ein düsteres, verschachteltes Provinz-Pfarrhaus geschaffen. Die Räume so freudlos wie Evas Dasein, weit von einander entfernt, durch Treppen miteinander verbunden. Hier ist es mühsam, zueinander zu kommen. Das Gastzimmer für die ankommende Mutter ist weit ab vom übrigen Haus, ganz weit oben, von hier aus kann man nur noch auf alles andere herabsehen. Puppenstube und Geisterhaus, hier gehen Evas ertrunkener kleiner Sohn und die dahinsiechende Helena (großartig: Natalia Belitski) als Gespenster um. Selbst der Hausherr, Viktor (Andreas Leupold), wandelt fast wie ein steinerner Gast meistens stumm durch die Räume. Jan Bosse führt Ingmar Bergman damit ganz nah heran zu Henrik Ibsen, und damit zum Theater.Und das spielt seine ganze, strotzende Vitalität mit seinen beiden Hauptdarstellerinnen Corinna Harfouch und Fritzi Haberlandt aus. Die beiden machen die Inszenierung zum Ereignis.
Reutlinger Generalanzeiger
Monique Cantré, 22.12.2014
In der Bühnenfassung von Regisseur Jan Bosse geht der Konflikt der beiden Frauen dank Corinna Harfouch und Fritzi Haberlandt geradezu brennend unter die Haut. Sie führen mit einer solchen Intensität und darstellerischen Präzision zwei beschädigte Seelen vor, dass der Vorwurf der Küchenpsychologie müßig ist. Der verletzende Psychokrieg der beiden schockiert ebenso wie ihre Schauspielkunst fasziniert. Die Premiere am Samstagabend im Schauspielhaus wurde zu einem Triumph; das Publikum feierte minutenlang das gesamte Team. In der Bühnenfassung von Regisseur Jan Bosse geht der Konflikt der beiden Frauen dank Corinna Harfouch und Fritzi Haberlandt geradezu brennend unter die Haut. Sie führen mit einer solchen Intensität und darstellerischen Präzision zwei beschädigte Seelen vor, dass der Vorwurf der Küchenpsychologie müßig ist. Der verletzende Psychokrieg der beiden schockiert ebenso wie ihre Schauspielkunst fasziniert. Die Premiere am Samstagabend im Schauspielhaus wurde zu einem Triumph; das Publikum feierte minutenlang das gesamte Team.
Die deutsche Bühne
Bettina Weber, 01.02.2015
Auch darum geht es: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Nicht nur Helena, auch Eva ist infolge der Kindheit ein wenig irre, Fritzi Haberlandt verleiht ihr mit ihrer so eigenwilligen wie einnehmenden Spielart auch ein wohldosiertes Maß an trauriger Verrücktheit, und Andreas Leupold als Viktor und Natalia Belitski als Helena zeigen sich als eindringliche, gruselige Mitspieler. Auch darum geht es: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Nicht nur Helena, auch Eva ist infolge der Kindheit ein wenig irre, Fritzi Haberlandt verleiht ihr mit ihrer so eigenwilligen wie einnehmenden Spielart auch ein wohldosiertes Maß an trauriger Verrücktheit, und Andreas Leupold als Viktor und Natalia Belitski als Helena zeigen sich als eindringliche, gruselige Mitspieler.

präsentiert von

Außerdem im Spielplan

Mit englischen Übertiteln
von Rainald Goetz
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40