
Fabian
Die Geschichte eines Moralisten
nach dem Roman von Erich Kästner
In einer Fassung von Alexander Riemenschneider und Meike Schmitz.
Berlin 1930. Das Leben ist geprägt von den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. In Bordellen und illegalen Kneipen versucht man sich zu betäuben. Aber auch Flitter, Alkohol und Sex können den voranschreitenden Zerfall kaum mehr über decken. Am Vorabend der nationalsozialistischen Machtergreifung schwankt die Metropole zwischen Exzess und Exitus. Auch Jakob Fabian – 32 Jahre alt, promovierter Germanist und zur Zeit Werbetexter in einer Zigarettenfabrik – taumelt durch dieses Treiben. Er erwartet nicht viel vom Leben, schon gar nicht, dass er selbst darauf irgendwie Einfluss nehmen könnte. Ganz anders als sein Freund Labude, der an die Veränderbarkeit der Verhältnisse durch das eigene Handeln glaubt. "Die Menschen anständig und vernünftig zu machen", sagt Fabian, das könnte ein Lebensziel sein, aber es ist hoffnungslos. Nur einmal, für einen kurzen Moment, blitzt die Möglichkeit eines anderen Lebens auf. Fabian verliebt sich in Cornelia und zum ersten Mal seit langem ist da etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt. Aber dann verliert er seine Arbeit und ein unaufhaltsamer, zuletzt tödlicher Absturz beginnt.
Berlin 1930. Das Leben ist geprägt von den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. In Bordellen und illegalen Kneipen versucht man sich zu betäuben. Aber auch Flitter, Alkohol und Sex können den voranschreitenden Zerfall kaum mehr über decken. Am Vorabend der nationalsozialistischen Machtergreifung schwankt die Metropole zwischen Exzess und Exitus. Auch Jakob Fabian – 32 Jahre alt, promovierter Germanist und zur Zeit Werbetexter in einer Zigarettenfabrik – taumelt durch dieses Treiben. Er erwartet nicht viel vom Leben, schon gar nicht, dass er selbst darauf irgendwie Einfluss nehmen könnte. Ganz anders als sein Freund Labude, der an die Veränderbarkeit der Verhältnisse durch das eigene Handeln glaubt. "Die Menschen anständig und vernünftig zu machen", sagt Fabian, das könnte ein Lebensziel sein, aber es ist hoffnungslos. Nur einmal, für einen kurzen Moment, blitzt die Möglichkeit eines anderen Lebens auf. Fabian verliebt sich in Cornelia und zum ersten Mal seit langem ist da etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt. Aber dann verliert er seine Arbeit und ein unaufhaltsamer, zuletzt tödlicher Absturz beginnt.
Nach seinen Adaptionen von Transit und Das Mädchen mit dem Fingerhut wird sich Alexander Riemenschneider mit Fabian nun einem der großen Berlin-Romane widmen.
Premiere
23. Februar 2019, Box
23. Februar 2019, Box
Thorsten Hierse

Božidar Kocevski

Birgit Unterweger

Tobias VethakeLive-Musik
Live-Musik
Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln
Forever Yin Forever Young
Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40
Auf einer kleinen roten Kastenbühne, die mit schrill-bunten Comic-Pappbildern von Kaffeetassen über Briefumschläge bis zu Sprechblasen beklebt ist, die dann aber gar nicht schrill, sondern sehr überlegt, fast entschleunigend als gestisches Zeichenarchiv ins Spiel kommen, erscheinen die beiden Freunde Fabian (Thorsten Hierse) und Labude (Bozidar Kocevski) als sehr gegenwärtige Typen: zwei Germanisten ohne Arbeit, die die durchökonomisierte, korrupte Gesellschaft um sich herum fortwährend erkunden, selbst in sie eintauchen und vor allem darüber diskutieren. [...]
Dabei ist dieser Abend keineswegs ein Männer-Duett, vielmehr bereichert Birgit Unterweger das schwarz-weiß gekleidete Kabarettisten-Trio noch mit einem halben Dutzend differenzierter Frauenfiguren. Zum Beispiel mit Fabians Geliebter Cornelia, die erst überaus emanzipiert ihren eigenen Weg geht, sich dann aber doch, wie so viele, dem Geld beugt. Tatsächlich aber teilen sich alle drei alle Rollen und Texte in gestisch-spielerischer Dynamik fließend auf. Der Klarheit tut das keinen Abbruch und der nachdenklich sinnlichen Spannung dient es aufs Schönste. Alexander Riemenschneider [hat] pünktlich zum 120. Geburtstag Erich Kästners dessen traurig-schönen Berlin-Roman "Fabian“ von 1931 in ein gedankendichtes, spielerisch leichtes Erzähltheater gebracht hat, das man in dieser Konzentration und Frische selten sieht. Dabei rennt er nicht einfach der aktuellen Mode hinterher [...]. Doch schafft seine intelligente Textraffung eine Balance zwischen Erzählhandlung und politischer wie persönlicher Reflexion, die direkt ins Jetzt sprechen kann.
Auf einer kleinen roten Kastenbühne, die mit schrill-bunten Comic-Pappbildern von Kaffeetassen über Briefumschläge bis zu Sprechblasen beklebt ist, die dann aber gar nicht schrill, sondern sehr überlegt, fast entschleunigend als gestisches Zeichenarchiv ins Spiel kommen, erscheinen die beiden Freunde Fabian (Thorsten Hierse) und Labude (Bozidar Kocevski) als sehr gegenwärtige Typen: zwei Germanisten ohne Arbeit, die die durchökonomisierte, korrupte Gesellschaft um sich herum fortwährend erkunden, selbst in sie eintauchen und vor allem darüber diskutieren. [...]
Dabei ist dieser Abend keineswegs ein Männer-Duett, vielmehr bereichert Birgit Unterweger das schwarz-weiß gekleidete Kabarettisten-Trio noch mit einem halben Dutzend differenzierter Frauenfiguren. Zum Beispiel mit Fabians Geliebter Cornelia, die erst überaus emanzipiert ihren eigenen Weg geht, sich dann aber doch, wie so viele, dem Geld beugt. Tatsächlich aber teilen sich alle drei alle Rollen und Texte in gestisch-spielerischer Dynamik fließend auf. Der Klarheit tut das keinen Abbruch und der nachdenklich sinnlichen Spannung dient es aufs Schönste.
Johanna Pfau hat dafür einen winzigen Pseudo-Guckkasten auf Spielfläche gesetzt und feuerwehrrot angepinselt. Überall kleben Comic-Sprechblasen. Dazu noch zweidimensionale Pappmaché-Requisiten wie ein Telefonhörer oder ein Bierkrug, die sich die Schauspieler je nach Bedarf von der Wand pflücken.
Bevor es los geht, gibt es aber erst einmal eine Gebrauchsanweisung für die kommenden 90 Minuten von den Schauspielern. Ihre wichtigste Ansage: „Dieses Stück hat keine Handlung.“ Rotlippig, mit weißgeschminkten Gesichtern und Glitzer unter den Augen, schwarzweiß gekleidet, sehen die drei aus wie Pantomimen, die einem Schwarzweißfilm entsprungen und in einem Comicstrip gelandet sind. Das Berlin Anfang der 30er-Jahre kurz vor Hitlers Machtergreifung ist laut und bunt in der Box des Deutschen Theater. Hier, auf der experimentellen, kleinen Bühne, feiert Erich Kästners „Fabian“ so außergewöhnliche wie rasante Premiere. Regisseur Alexander Riemenschneider hat Kästners Roman aus dem Jahr 1931 mit Meike Schmitz für die Bühne adaptiert. Er inszeniert die süffig-ironische „Die Geschichte eines Moralisten“, so der Untertitel, wie eine visuelle Explosion.
Johanna Pfau hat dafür einen winzigen Pseudo-Guckkasten auf Spielfläche gesetzt und feuerwehrrot angepinselt. Überall kleben Comic-Sprechblasen. Dazu noch zweidimensionale Pappmaché-Requisiten wie ein Telefonhörer oder ein Bierkrug, die sich die Schauspieler je nach Bedarf von der Wand pflücken.
Bevor es los geht, gibt es aber erst einmal eine Gebrauchsanweisung für die kommenden 90 Minuten von den Schauspielern. Ihre wichtigste Ansage: „Dieses Stück hat keine Handlung.“ Rotlippig, mit weißgeschminkten Gesichtern und Glitzer unter den Augen, schwarzweiß gekleidet, sehen die drei aus wie Pantomimen, die einem Schwarzweißfilm entsprungen und in einem Comicstrip gelandet sind.
Auf der Bühne lassen sich die drei Protagonist_innen zu Technobeats und Synthesizerklängen durch Tanzlokale und Cabarets treiben. [...]
Auf dem begrenzten Raum in der Box des DT simuliert das vollends überzeugende Schauspielertrio Hierse/Unterweger/Kocevski die Handlung dabei mit den Comic-Requisiten wie etwa einer Pistole, einem Telefon oder einem Brief; untermalt wird das Geschehen mit reduziert-zurückhaltender Live-Musik von Tobias Vethake, der am Bühnenrand mit E-Cello, Computer, Effektgeräten und Spieluhr hantiert. Die drei Protagonist_innen sind in feine, schwarz-weiße Stoffe gekleidet, sind weiß geschminkt, haben Glitzer unter den Augen. Toll gespielt sind manche Szenen in Zeitlupe, die das schnelle, nervöse, fiebrige Nachtleben kontrastieren und die dunkle Vorahnung, die über allem liegt, unterstreichen. In der Box des Deutschen Theaters, wo dessen Neuinszenierung von Regisseur Alexander Riemenschneider am Samstag Premiere feierte, leuchtet dieses Berlin der frühen 1930er Jahre in grellen Farben: Die Bühnenhinterwand ist in ein knalliges Orange getaucht, das Bühnenbild einem Comic-Panel nachempfunden. Sprechblasen mit den Wörtern „Autsch“, „Wow“ und „Fun“ sowie abnehmbaren Requisiten aus Pappmaché sind an die Wand gepinnt.
Auf der Bühne lassen sich die drei Protagonist_innen zu Technobeats und Synthesizerklängen durch Tanzlokale und Cabarets treiben. [...]
Auf dem begrenzten Raum in der Box des DT simuliert das vollends überzeugende Schauspielertrio Hierse/Unterweger/Kocevski die Handlung dabei mit den Comic-Requisiten wie etwa einer Pistole, einem Telefon oder einem Brief; untermalt wird das Geschehen mit reduziert-zurückhaltender Live-Musik von Tobias Vethake, der am Bühnenrand mit E-Cello, Computer, Effektgeräten und Spieluhr hantiert. Die drei Protagonist_innen sind in feine, schwarz-weiße Stoffe gekleidet, sind weiß geschminkt, haben Glitzer unter den Augen. Toll gespielt sind manche Szenen in Zeitlupe, die das schnelle, nervöse, fiebrige Nachtleben kontrastieren und die dunkle Vorahnung, die über allem liegt, unterstreichen.