
Don Carlos
von Friedrich Schiller
"Ein ungeheurer Spalt / Reißt vom Geschlecht der Sterblichen ihn los / Und Gott ist heut, wer gestern Mensch noch war."
In Zeiten blutiger Glaubenskriege bröckelt das Imperium von König Philipp von Spanien. Er selbst ist innerlich erloschen, ausgebrannt. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Seinem eigenen Sohn Don Carlos verwehrt er nicht nur den Zugang zur Macht, sondern versagt ihm auch jede Liebe. Die seinem Sohn versprochene Frau, Elisabeth von Valios, heiratet er selbst und macht sie zur Königin von Spanien. Carlos wiederum reibt sich in der Vergeblichkeit seines Liebens und Handelns auf, während die Karrieristen der Kirche und des Militärs, Domingo und Herzog von Alba, ihre Machtübernahme planen. In diese verfahrene Situation kommt Marquis Posa, früherer Freund von Carlos und ehemals in königlichen Diensten, jetzt ein Freigeist, der die Schrecken der Glaubenskriege und der fundamentalistischen Machtkämpfe mit angesehen hat. Er kämpft für einen Weg der Toleranz, und es gelingt ihm für Momente, das in Zynismus und Isolation erstarrte Machtgefüge in Bewegung zu bringen. Doch die zerstörerischen Kräfte schlafen nicht.
Gastspiele
Hamburger Theaterfestival
29. und 30. November 2016
Mannheim Schillertage
20. Juni 2015
In Zeiten blutiger Glaubenskriege bröckelt das Imperium von König Philipp von Spanien. Er selbst ist innerlich erloschen, ausgebrannt. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Seinem eigenen Sohn Don Carlos verwehrt er nicht nur den Zugang zur Macht, sondern versagt ihm auch jede Liebe. Die seinem Sohn versprochene Frau, Elisabeth von Valios, heiratet er selbst und macht sie zur Königin von Spanien. Carlos wiederum reibt sich in der Vergeblichkeit seines Liebens und Handelns auf, während die Karrieristen der Kirche und des Militärs, Domingo und Herzog von Alba, ihre Machtübernahme planen. In diese verfahrene Situation kommt Marquis Posa, früherer Freund von Carlos und ehemals in königlichen Diensten, jetzt ein Freigeist, der die Schrecken der Glaubenskriege und der fundamentalistischen Machtkämpfe mit angesehen hat. Er kämpft für einen Weg der Toleranz, und es gelingt ihm für Momente, das in Zynismus und Isolation erstarrte Machtgefüge in Bewegung zu bringen. Doch die zerstörerischen Kräfte schlafen nicht.
Gastspiele
Hamburger Theaterfestival
29. und 30. November 2016
Mannheim Schillertage
20. Juni 2015
Regie Stephan Kimmig
Bühne Katja Haß
Kostüme Anja Rabes
Musik Michael Verhovec
Dramaturgie John von Düffel
Premiere 30. April 2015
Ulrich MatthesKönig Philipp

Katrin WichmannElisabeth

Alexander KhuonDon Carlos

Andreas DöhlerMarquis von Posa

Kathleen MorgeneyerPrinzessin Eboli

Henning VogtHerzog Alba

Jürgen HuthDomingo

Barbara SchnitzlerGroßinquisitor

König Philipp
Elisabeth
Don Carlos
Marquis von Posa
Prinzessin Eboli
Herzog Alba
Domingo
Großinquisitor
Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Weltall Erde Mensch
Eine unwahrscheinliche Reise von Alexander Eisenach und Ensemble
Regie: Alexander Eisenach
DT Bühne
19.00 - 22.40
BERLIN-PREMIERE
Mit englischen Übertiteln
Kammer
19.30 - 21.15
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Kimmig untersucht mit Schiller unsere barbarische Vergangenheit - und schließt sie beunruhigend mit einer modernen Polit-Business-Welt zusammen, in der Macht kühl verwaltet wird. Die Machtintrigen der zynismusgestählten Politik-Funktionäre mit eisernem Lächerln (großartig Barbara Schnitzler als Großinquisitor, eine Domina der katholischen Konterrevolution) können es jederzeit mit dem Washington von "House of Cards" aufnehmen, samt Schillers Reflektionen über das Wesen politischer Macht. Auch die Kurzschlüsse zwischen illegitimem erotischen Begehren (...) und Politik funktionieren in Kimmigs straffer und spannender Inszenierung mit der Raffinesse einer sehr clever gebauten TV-Serie. (...)
Kimmig untersucht mit Schiller unsere barbarische Vergangenheit - und schließt sie beunruhigend mit einer modernen Polit-Business-Welt zusammen, in der Macht kühl verwaltet wird.
Das wegen der "Geben Sie Gedankenfreiheit, Sire"-Rede des vorrevolutionären Marquis Posa oft als Sturm-und-Drang-Stück inszenierte Drama gefriert in dieser ganz zu Recht zukunftsskeptischen Inszenierung von Stephan Kimmig auf den kalten Nullpunkt des Machthandwerks herunter. Begeisternd ist dabei der Temperatursturz aus den lichten Höhen von Idealismus und fehlerhaft projizierter Liebe. Ein exzellentes Ensemble zelebriert das Staatskunstdrama aus Schillers Feder in sehr heutigem Gewand. Angeführt von Ulrich Matthes als kurz dem kühlen Machtgebaren entfliehen wollender Monarch Philipp und Alexander Khuon als titelgebendem Prinzen, den er mal nicht als vor Zweifel und Schwäche schwankend, sondern als vor Leidenschaft und Tatkraft strotzend interpretiert. (...)
Das wegen der "Geben Sie Gedankenfreiheit, Sire"-Rede des vorrevolutionären Marquis Posa oft als Sturm-und-Drang-Stück inszenierte Drama gefriert in dieser ganz zu Recht zukunftsskeptischen Inszenierung von Stephan Kimmig auf den kalten Nullpunkt des Machthandwerks herunter. Begeisternd ist dabei der Temperatursturz aus den lichten Höhen von Idealismus und fehlerhaft projizierter Liebe.
Ja, alle hier reiben sich, jeder auf seine Art, die Herzen blutig in ihrem Unerfülltsein, ihren Sehnsüchten, fatalen Irrtümern, ihren Sturheiten. Tolles Menschentheater, gemacht aus toller Redekunst: Explosiv, hitzig oder streng, ausgekühlt – dabei stets greifend ins Universelle. Und die scharfen Dialoge entfesselt Kimmig zu packenden, zum Teil gar schwer handgreiflichen Redeschlachten. Kimmig vermochte wie sonst wohl noch nie, das berühmte Diktum des Ur-Großkritikers Alfred Kerr zu erfüllen: nämlich die Klassik-Wortoper "auf Gesprächston" zu bringen. Die Monologe des übermüdeten, einsamkeitskranken Philipp (Ulrich Matthes) oder naiv-jungenhaften Carlos (Alexander Khuon), der verklemmt wütenden Eboli (Kathleen Morgeneyer) und verkrampft beherrschten Elisabeth (Katrin Wichmann) – sie alle sind herzzerreißend in ihrem Chaos aus Wahn, Trotz, Aufruhr, Schmerz, Verzweiflung und Verlorenheit. Und in der Mitte: Andreas Döhlers Posa: Kerlig, sarkastisch, witzig; verwegener Himmelsstürmer, politisch kluger Pragmatiker, zarter Seelenversteher – ziemlich moderne Figur. Unvergesslich sein verrückt verzückter Freiheitstanz mit Elisabeth.
Ja, alle hier reiben sich, jeder auf seine Art, die Herzen blutig in ihrem Unerfülltsein, ihren Sehnsüchten, fatalen Irrtümern, ihren Sturheiten. Tolles Menschentheater, gemacht aus toller Redekunst: Explosiv, hitzig oder streng, ausgekühlt – dabei stets greifend ins Universelle. Und die scharfen Dialoge entfesselt Kimmig zu packenden, zum Teil gar schwer handgreiflichen Redeschlachten.