Die Frau vom Meer

von Henrik Ibsen
Bühne Katja Haß
Kostüme Anja Rabes
Dramaturgie Sonja Anders
Premiere 26. November 2014
Steven ScharfDoktor Wangel
Susanne WolffEllida Wangel
Franziska MachensBolette
Lisa HrdinaHilde
Michael GoldbergOberlehrer Arnholm
Benjamin LillieLyngstrand
Timo WeisschnurBallested
Doktor Wangel
Ellida Wangel
Hilde
Oberlehrer Arnholm
Lyngstrand
Ballested
Berliner Zeitung
Ulrich Seidler, 28.11.2014
Susanne Wolff und Steven Scharf liefern sich einen harten, aber fairen Kampf. Es ist durchaus nicht klar, wer hier Opfer und wer Täter ist, und ebenso wenig, wer den größeren Schaden hat. Wolff verwandelt sich zwischendurch in eine flügellose Möwe und faltet die Stieftöchter im Vorbeigehen zusammen. Scharf hält ein nervöses Dauernicken durch, das sich aus der arzt-typischen Aufmerksamkeitssimulation entwickelt haben könnte, aber auch aus seiner Art, alles permanent mindestens zweimal anzugucken, so als würde er den Dingen und dem Raum nicht trauen, schon gar nicht den Menschen. So, als hege er den Verdacht, dass hier alles irgendwie nicht echt sein könnte, vielleicht sogar eine Theateraufführung. (...)

Sich die Schauspieler bei der wohlgeratenen Figurenarbeit zu besehen, den verzwickten Situationen auf die Spur zu kommen und deren Ausklamüserung für zu Hause zu trainieren, das ist ein so gepflegtes wie nützliches intellektuelles Vergnügen.
Susanne Wolff und Steven Scharf liefern sich einen harten, aber fairen Kampf. Es ist durchaus nicht klar, wer hier Opfer und wer Täter ist, und ebenso wenig, wer den größeren Schaden hat. Wolff verwandelt sich zwischendurch in eine flügellose Möwe und faltet die Stieftöchter im Vorbeigehen zusammen. Scharf hält ein nervöses Dauernicken durch, das sich aus der arzt-typischen Aufmerksamkeitssimulation entwickelt haben könnte, aber auch aus seiner Art, alles permanent mindestens zweimal anzugucken, so als würde er den Dingen und dem Raum nicht trauen, schon gar nicht den Menschen. So, als hege er den Verdacht, dass hier alles irgendwie nicht echt sein könnte, vielleicht sogar eine Theateraufführung. (...)

Sich die Schauspieler bei der wohlgeratenen Figurenarbeit zu besehen, den verzwickten Situationen auf die Spur zu kommen und deren Ausklamüserung für zu Hause zu trainieren, das ist ein so gepflegtes wie nützliches intellektuelles Vergnügen.
neues deutschland
Hans-Dieter Schütt, 28.11.2014
Die faszinierende Susanne Wolff ist Ellida, und sie ist es nicht mit Robbenschwung in der Hüfte, nicht mit Salz auf der Haut. Diese Ellida trägt zwar ein halbnasses Shirt, fällt auch mal auf die Knie und krächzt wie eine Möwe, aber sie ist schlichtweg gelöst noch im Schmerz, tief denkend noch im Gefühlsstau, durchdringend klar noch in den peinigenden Sehnsuchtsschüben. Ein Mensch inmitten moralverquetschter Enge und egozentrischer Verschrobenheit. Modernes Ergebnis-Theater, das nicht erzählt und entwickelt, sondern in sofort erkennbaren Zuständen herumrührt, bis das Bleierne in die absehbare Endhärte übergeht. (...)
Doktor Wangel, Ellida Wangel: Die einen wollen qualitätvoll leben, die anderen wollen leben. Der Unterschied schafft die Fallhöhen. Wie viel Sturz, fragt dieser langsame, so traurige wie trotzende Gang der einsamen Ellida ins Dunkel, wie viel Sturz darf sich noch Aufbruch nennen?
Die faszinierende Susanne Wolff ist Ellida, und sie ist es nicht mit Robbenschwung in der Hüfte, nicht mit Salz auf der Haut. Diese Ellida trägt zwar ein halbnasses Shirt, fällt auch mal auf die Knie und krächzt wie eine Möwe, aber sie ist schlichtweg gelöst noch im Schmerz, tief denkend noch im Gefühlsstau, durchdringend klar noch in den peinigenden Sehnsuchtsschüben. Ein Mensch inmitten moralverquetschter Enge und egozentrischer Verschrobenheit. Modernes Ergebnis-Theater, das nicht erzählt und entwickelt, sondern in sofort erkennbaren Zuständen herumrührt, bis das Bleierne in die absehbare Endhärte übergeht. (...)
Doktor Wangel, Ellida Wangel: Die einen wollen qualitätvoll leben, die anderen wollen leben. Der Unterschied schafft die Fallhöhen. Wie viel Sturz, fragt dieser langsame, so traurige wie trotzende Gang der einsamen Ellida ins Dunkel, wie viel Sturz darf sich noch Aufbruch nennen?
Berliner Morgenpost
Stefan Kirschner, 28.11.2014
Steven Scharf spielt Doktor Wangel, den Hausherren, der nach dem Tod seiner geliebten Frau die Leerstelle in seinem Leben mit einer neuen auffüllen wollte, außerdem brauchte der alleinerziehende, bei Scharf immer etwas überforderte Vater auch eine Mutter für seine Kinder. Er kann Ellida mit der Perspektive einer gesicherten Zukunft überzeugen, aber Liebe kann man nicht kaufen. Ellida, Susanne Wolff pendelt in der Titelrolle fein zwischen Aufbrausen und niederschmetternder Stille, verzehrt sich nach Freiheit, nach Selbstbestimmung.
Die will ihr Wangel schließlich geben, ein letzter Versuch, beim Versöhnungsessen seine Frau noch zu halten: Szenen einer Ehe im Schnelldurchlauf, in dem Steven Scharf so ziemlich alles vom drohenden, resignierenden, kämpfenden und ignorierenden Gatten durchspielt. Sehr dicht, sehr gegenwärtig. Und ja, anders als bei Ibsen, entscheidet sich Ellida bei Kimmig für die zeitgemäße Variante: Sie geht.
Steven Scharf spielt Doktor Wangel, den Hausherren, der nach dem Tod seiner geliebten Frau die Leerstelle in seinem Leben mit einer neuen auffüllen wollte, außerdem brauchte der alleinerziehende, bei Scharf immer etwas überforderte Vater auch eine Mutter für seine Kinder. Er kann Ellida mit der Perspektive einer gesicherten Zukunft überzeugen, aber Liebe kann man nicht kaufen. Ellida, Susanne Wolff pendelt in der Titelrolle fein zwischen Aufbrausen und niederschmetternder Stille, verzehrt sich nach Freiheit, nach Selbstbestimmung.
Die will ihr Wangel schließlich geben, ein letzter Versuch, beim Versöhnungsessen seine Frau noch zu halten: Szenen einer Ehe im Schnelldurchlauf, in dem Steven Scharf so ziemlich alles vom drohenden, resignierenden, kämpfenden und ignorierenden Gatten durchspielt. Sehr dicht, sehr gegenwärtig. Und ja, anders als bei Ibsen, entscheidet sich Ellida bei Kimmig für die zeitgemäße Variante: Sie geht.
Kulturradio vom rbb
Peter Hans Göpfert, 27.11.2014
Man kann sich derzeit am Deutschen Theater keine andere Darstellerin als Ellida besser vorstellen als Susanne Wolff. Sie spielt keineswegs eine in Träumen somnambul dahintreibende Nixe. Sie verkörpert diese (was ja nun symbolmäßig auch nicht gerade dünn aufgetragen ist) Tochter eines Leuchtturmwärters, als eine leidenschaftlich wie eine Löwin auffahrende, auch wieder strahlende, lebhafte moderne Frau. Sie sagt: "Ich bin ausgeglichen." Dann wieder kauert sie am Boden und stößt wie unter Krämpfen Möwenschreie aus.

Kimmig lässt das Ehepaar in einen expressiven Verklammerungstanz stürzen. Susanne Wolff gibt dieser zwischen Innen und Außen, Projektion und Realität zerrissenen Frau abwechselnd helle und verzweifelte Farben. Ein Glänzen geht über ihr Gesicht beim Auftauchen des Fremden. Die Sympathie des Publikums ist jeden Moment bei dieser ungewöhnlichen Frau, nie bei ihrem schwächlichen Mann.
Man kann sich derzeit am Deutschen Theater keine andere Darstellerin als Ellida besser vorstellen als Susanne Wolff. Sie spielt keineswegs eine in Träumen somnambul dahintreibende Nixe. Sie verkörpert diese (was ja nun symbolmäßig auch nicht gerade dünn aufgetragen ist) Tochter eines Leuchtturmwärters, als eine leidenschaftlich wie eine Löwin auffahrende, auch wieder strahlende, lebhafte moderne Frau. Sie sagt: "Ich bin ausgeglichen." Dann wieder kauert sie am Boden und stößt wie unter Krämpfen Möwenschreie aus.

Kimmig lässt das Ehepaar in einen expressiven Verklammerungstanz stürzen. Susanne Wolff gibt dieser zwischen Innen und Außen, Projektion und Realität zerrissenen Frau abwechselnd helle und verzweifelte Farben. Ein Glänzen geht über ihr Gesicht beim Auftauchen des Fremden. Die Sympathie des Publikums ist jeden Moment bei dieser ungewöhnlichen Frau, nie bei ihrem schwächlichen Mann.

präsentiert von

Außerdem im Spielplan

Mit englischen Übertiteln
von Rainald Goetz
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40