
Die Affäre Rue de Lourcine
von Eugène Labiche
Eine Nacht voller Alkohol. Der nächste Morgen. Filmriss. Hinter Lenglumé schnarcht es. Hat er etwa jemanden abgeschleppt, beim Ehemaligentreffen gestern Nacht? Mann oder Frau? Da ist eine Lücke in seinem Gedächtnis, die sich einfach nicht schließen will. Aus dem Bett kriecht einer namens Mistingue. Wer ist das? Und wo kommt er her? Dann berichtet die Zeitung beim Frühstück, vergangene Nacht sei in der Rue de Lourcine ein junges Mädchen ermordet worden. Alle Indizien verweisen auf Lenglumé und Mistingue. Was jetzt? Eine Komödie über Erinnerungsnöte, Identitätsverwirrung und die realitätsstiftende Gewalt der Einbildung.
Regie Karin Henkel
Bühne Henrike Engel
Kostüme Nina von Mechow
Musik Arvild Baud
Dramaturgie Claus Caesar, Hannes Oppermann
Premiere am 17. Januar 2016
Michael GoldbergOscar Lenglumé

Felix GoeserMistingue / Norine

Anita VulesicaNorine

Christoph FrankenPotard / Justine

Wiebke MollenhauerJustine

Camill JammalSohn / Justine / Oscar Lenglumé

Oscar Lenglumé
Mistingue / Norine
Norine
Potard / Justine
Justine
Sohn / Justine / Oscar Lenglumé
Berliner Zeitung
"Dass das Könnte-Sein auf der Bühne stets zum gleichberechtigten Ist wird, macht das Theater zu einem Teufelswerk: Dem Zuschauer wird vor Augen geführt, dass nicht nur Lenglumés, sondern auch sein Bewusstsein nicht in der Lage ist, einen festen Punkt zu finden, von dem aus es den Unterschied zwischen Schein und Sein dingfest machen kann, woraus eigentlich folgt, dass alles egal ist. Henkel, die unter anderem Shakespeares 'Macbeth', Goethes 'Werther' und Kleists 'Amphitryon' zitiert, hat dieses Nichtwissenkönnen zur Slapstick-Grundlage ihrer Inszenierung gemacht."
"Dass das Könnte-Sein auf der Bühne stets zum gleichberechtigten Ist wird, macht das Theater zu einem Teufelswerk: Dem Zuschauer wird vor Augen geführt, dass nicht nur Lenglumés, sondern auch sein Bewusstsein nicht in der Lage ist, einen festen Punkt zu finden, von dem aus es den Unterschied zwischen Schein und Sein dingfest machen kann, woraus eigentlich folgt, dass alles egal ist. Henkel, die unter anderem Shakespeares 'Macbeth', Goethes 'Werther' und Kleists 'Amphitryon' zitiert, hat dieses Nichtwissenkönnen zur Slapstick-Grundlage ihrer Inszenierung gemacht."
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Berliner Morgenpost
"Regisseurin Henkel spielt mit dem Raum – und der Zeit. Die Digitaluhr über der Bühne springt mal vor, mal zurück. Nichts ist, wie es scheint. (...) Die Frage "Wer bin ich?" schwebt über dieser Inszenierung, mit der Henkel an ihren Züricher 'Amphitryon und sein Doppelgänger' anknüpft. Der war zum Theatertreffen 2014 eingeladen – und wurde auch im Deutschen Theater gezeigt. Vielleicht klappt's ja erneut: Weil diese kluge Inszenierung bestens unterhält, weil sie ästhetisch ein Knaller und schauspielerisch ein Ereignis ist."
"Regisseurin Henkel spielt mit dem Raum – und der Zeit. Die Digitaluhr über der Bühne springt mal vor, mal zurück. Nichts ist, wie es scheint. (...) Die Frage "Wer bin ich?" schwebt über dieser Inszenierung, mit der Henkel an ihren Züricher 'Amphitryon und sein Doppelgänger' anknüpft. Der war zum Theatertreffen 2014 eingeladen – und wurde auch im Deutschen Theater gezeigt. Vielleicht klappt's ja erneut: Weil diese kluge Inszenierung bestens unterhält, weil sie ästhetisch ein Knaller und schauspielerisch ein Ereignis ist."
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Der Tagesspiegel
"Henkel treibt – ähnlich wie in ihrem Zürcher Kleist-Gastspiel 'Amphitryon und sein Doppelgänger' beim vorletzten Theatertreffen – das (post)moderne Identitätsdilemma auf die Spitze. Aus dem Wohlstandsbürger, der etwas erschrocken, in letzter Konsequenz aber belustigt sein düsteres, doch immerhin stabiles zweites Ich entdeckt, wird hier der zeitgeistige Paniker, der Kategorien wie 'Identität' nur noch im Dauerzerbröselungsmodus kennt. (...) Statt feiner Komödienmechanik kehren die Hauptdarsteller Goldberg und Goeser in konzeptionsstringenter Bestform die grobmotorischen Hau- drauf-Akrobatiker hervor. Es gibt eine tragende (und entsprechend ausgedehnte) Rülps- und Furzszene. Geradezu eine Meisterin der Dekonstruktion: die großartige Anita Vulesica als Lenglumé-Gattin Norine mit monströsem Kunstgebiss. Allein die Szene, in der sie in einer Art Reverenz an den Extremperformer Vegard Vinge gefühlte hundertmal dem Ehemann mit Vollautomaten-Stimme entgegenschleudert: 'Oscar, krieg’ ich keinen Kuss?', lohnt den Besuch."
"Henkel treibt – ähnlich wie in ihrem Zürcher Kleist-Gastspiel 'Amphitryon und sein Doppelgänger' beim vorletzten Theatertreffen – das (post)moderne Identitätsdilemma auf die Spitze. Aus dem Wohlstandsbürger, der etwas erschrocken, in letzter Konsequenz aber belustigt sein düsteres, doch immerhin stabiles zweites Ich entdeckt, wird hier der zeitgeistige Paniker, der Kategorien wie 'Identität' nur noch im Dauerzerbröselungsmodus kennt. (...) Statt feiner Komödienmechanik kehren die Hauptdarsteller Goldberg und Goeser in konzeptionsstringenter Bestform die grobmotorischen Hau- drauf-Akrobatiker hervor. Es gibt eine tragende (und entsprechend ausgedehnte) Rülps- und Furzszene. Geradezu eine Meisterin der Dekonstruktion: die großartige Anita Vulesica als Lenglumé-Gattin Norine mit monströsem Kunstgebiss. Allein die Szene, in der sie in einer Art Reverenz an den Extremperformer Vegard Vinge gefühlte hundertmal dem Ehemann mit Vollautomaten-Stimme entgegenschleudert: 'Oscar, krieg’ ich keinen Kuss?', lohnt den Besuch."
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taz
"Die Aufregung ist groß, die Geschwindigkeit hoch, der Theaterapparat rast, die Drehbühne ist in Bewegung, fast jede Figur von Doppelgängern verfolgt, Szenen wiederholen und überholen sich. Und trotzdem sind die Bilder auch von Anfang an stillgestellt, kalt wie eine Leichenhalle, mechanisiert wie ein Krematorium. Denn tatsächlich hat die Bühnenbildnerin Henrike Engel die Wohnung und das Schlafzimmer des Unglücksvogels Oscar Lenglumé wie ein Krematorium eingerichtet."
"Die Aufregung ist groß, die Geschwindigkeit hoch, der Theaterapparat rast, die Drehbühne ist in Bewegung, fast jede Figur von Doppelgängern verfolgt, Szenen wiederholen und überholen sich. Und trotzdem sind die Bilder auch von Anfang an stillgestellt, kalt wie eine Leichenhalle, mechanisiert wie ein Krematorium. Denn tatsächlich hat die Bühnenbildnerin Henrike Engel die Wohnung und das Schlafzimmer des Unglücksvogels Oscar Lenglumé wie ein Krematorium eingerichtet."
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Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln
Forever Yin Forever Young
Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40