Der Tag, als ich nicht ich mehr war

Regie Anne Lenk
Dramaturgie Sonja Anders
Uraufführung
12. Januar 2018, Kammerspiele
Camill JammalDer Mann
Elias Arens(und der andere Mann)
Franziska MachensDie Frau
Maike Knirsch(und die andere Frau)
Tabitha FrehnerDie Tochter
Jeremy MockridgeDer Sohn
Der Mann
(und der andere Mann)
(und die andere Frau)
Die Tochter
Der Sohn
Deutschlandfunk Kultur
Michael Laages, 12.01.2018
Roland Schimmelpfennig ist Deutschlands meistgespielter Dramatiker, auch, weil er so produktiv schreibt. "Der Tag, als ich nicht ich mehr war" ist sogar eine Auftragsarbeit gewesen fürs Deutsche Theater – und Schimmelpfennig beweist einmal mehr, dass er überraschen kann. Voraussehbar ist bei ihm (fast) nichts, bestenfalls das Unvorhersehbare. [...]

Regisseurin Anne Lenk ist früher schon am Deutschen Theater sehr angenehm aufgefallen – etwa mit Joseph Roths "Hiob". Hier nun folgt sie den Feinheiten im Text mit viel szenischer Fantasie: Die ganze Eröffnung ist ein Zaubermärchen, mit wolligem Troll und riesigem Kleiderknopf, einem Straußenvogel und anderen magischen Bildern auf dieser "Bühne in der Bühne". Bildnerin Judith Oswald hat hier eine Art Kasperltheater errichtet: Wer von den Stufen davor dort oben hinein tritt, ist mit Sicherheit verwandelt, irgendwie. Das andere Männer-Ich etwa erscheint dann, wenn das eine, erste Ich ein Blatt Papier vom Boden hebt, das gerade vom Himmel fiel – Zaubertricks allüberall. Und Erstaunen immerzu – auch darüber, wie der Autor Schimmelpfenning die eigenen Arbeiten immer wieder irgendwie am Nullpunkt beginnen lassen kann. So bleibt er "wie neu", auch nach so unerhört vielen Texten fürs Theater. Dessen Phänomene verwandelt er in Grübel- und Zauber-Spiele: für (wie jetzt in Berlin) animierte Ensembles. Und für uns, das staunende Publikum.
Roland Schimmelpfennig ist Deutschlands meistgespielter Dramatiker, auch, weil er so produktiv schreibt. "Der Tag, als ich nicht ich mehr war" ist sogar eine Auftragsarbeit gewesen fürs Deutsche Theater – und Schimmelpfennig beweist einmal mehr, dass er überraschen kann. Voraussehbar ist bei ihm (fast) nichts, bestenfalls das Unvorhersehbare. [...]

Regisseurin Anne Lenk ist früher schon am Deutschen Theater sehr angenehm aufgefallen – etwa mit Joseph Roths "Hiob". Hier nun folgt sie den Feinheiten im Text mit viel szenischer Fantasie: Die ganze Eröffnung ist ein Zaubermärchen, mit wolligem Troll und riesigem Kleiderknopf, einem Straußenvogel und anderen magischen Bildern auf dieser "Bühne in der Bühne". Bildnerin Judith Oswald hat hier eine Art Kasperltheater errichtet: Wer von den Stufen davor dort oben hinein tritt, ist mit Sicherheit verwandelt, irgendwie. Das andere Männer-Ich etwa erscheint dann, wenn das eine, erste Ich ein Blatt Papier vom Boden hebt, das gerade vom Himmel fiel – Zaubertricks allüberall. Und Erstaunen immerzu – auch darüber, wie der Autor Schimmelpfenning die eigenen Arbeiten immer wieder irgendwie am Nullpunkt beginnen lassen kann. So bleibt er "wie neu", auch nach so unerhört vielen Texten fürs Theater. Dessen Phänomene verwandelt er in Grübel- und Zauber-Spiele: für (wie jetzt in Berlin) animierte Ensembles. Und für uns, das staunende Publikum.
Deutschlandfunk
Barbara Behrendt, 13.01.2018
Roland Schimmelpfennig setzt auf das altbekannte Doppelgänger-Spiel. In seinem Stück können die Figuren die Szenen allerdings immer wieder zurückspulen, wiederholen, kommentieren und ändern. [...]

Es ist die ewige Frage nach der Identität, die Schimmelpfennig in seinem kleinen, surreal komischen, philosophischen Gedankenexperiment umkreist: Wie viele Ichs stecken in einer Person? [...]

Anne Lenk gibt Schimmelpfennigs Identitätsspiel als eine Mischung aus groteskem Märchen und Freud’schem Trieb-Traum, bei dem das Unterbewusste und Monströse stets hinterm glitzernden Vorhang hervor bleckt.

Das ist bildreich und fantasievoll [...].
Roland Schimmelpfennig setzt auf das altbekannte Doppelgänger-Spiel. In seinem Stück können die Figuren die Szenen allerdings immer wieder zurückspulen, wiederholen, kommentieren und ändern. [...]

Es ist die ewige Frage nach der Identität, die Schimmelpfennig in seinem kleinen, surreal komischen, philosophischen Gedankenexperiment umkreist: Wie viele Ichs stecken in einer Person? [...]

Anne Lenk gibt Schimmelpfennigs Identitätsspiel als eine Mischung aus groteskem Märchen und Freud’schem Trieb-Traum, bei dem das Unterbewusste und Monströse stets hinterm glitzernden Vorhang hervor bleckt.

Das ist bildreich und fantasievoll [...].
Stage and Screen
Sascha Krieger, 13.01.2018
Die Bühne (Judith Oswald) ist ein Guckkasten mit schwarzern Samtrückwanden und Glitzervorhang, das Design des Kammerspiele-Innenraums aufnehmend. Dort tanzen zunächst die Figuren und so manche Albdruck-Monster in einer musikalischen Traumsequenz umher, entrückt, geisterhaft, ein Möglichkeitsraum so düster wie albern, so fantasierreich wie banal – wie man sich den Traum eines Spießers vorzustellen mag. [...]

Dabei sind die Kinder (Neu-Ensemble-Mitglied Jeremy Mockridge und Busch-Studentin Tabitha Frehner) die Narrativ-Bestimmer, welche das Geschehen starten und abbrechen können (wie am Schluss den gesamten Abend), in dem sie mit den Fingern schnipsen, und natürlich selbst Bestimmte. [...]

Natürlich sind die alternativen Ichs (von Elias Ahrens und Maike Knirsch mit viel Liebe zur Überzeichnung aufgeladen) ebenso albern wie ihre spießig grauen Originale (Camill Jammal als verloren trotziger Familienvater und Franziska Machens, deren Mutterfigur die besten, weil berührendsten Momente hat, weil bei ihr – etwa in einer mehrschichtigen Barszene mit ihr als Zufallssängerin – sich so etwas wie echte Verzweiflung und Sehnsucht andeuten).
Die Bühne (Judith Oswald) ist ein Guckkasten mit schwarzern Samtrückwanden und Glitzervorhang, das Design des Kammerspiele-Innenraums aufnehmend. Dort tanzen zunächst die Figuren und so manche Albdruck-Monster in einer musikalischen Traumsequenz umher, entrückt, geisterhaft, ein Möglichkeitsraum so düster wie albern, so fantasierreich wie banal – wie man sich den Traum eines Spießers vorzustellen mag. [...]

Dabei sind die Kinder (Neu-Ensemble-Mitglied Jeremy Mockridge und Busch-Studentin Tabitha Frehner) die Narrativ-Bestimmer, welche das Geschehen starten und abbrechen können (wie am Schluss den gesamten Abend), in dem sie mit den Fingern schnipsen, und natürlich selbst Bestimmte. [...]

Natürlich sind die alternativen Ichs (von Elias Ahrens und Maike Knirsch mit viel Liebe zur Überzeichnung aufgeladen) ebenso albern wie ihre spießig grauen Originale (Camill Jammal als verloren trotziger Familienvater und Franziska Machens, deren Mutterfigur die besten, weil berührendsten Momente hat, weil bei ihr – etwa in einer mehrschichtigen Barszene mit ihr als Zufallssängerin – sich so etwas wie echte Verzweiflung und Sehnsucht andeuten).
Berliner Morgenpost
Katrin Pauly, 14.01.2018
Bevor wir Zuschauer nähere Bekanntschaft mit dem Mann und seiner Familie machen, werfen wir einen Blick in seine Traum- und Fantasiewelt. Dafür hat die Bühnenbildnerin Judith Oswald oberhalb von fünf breiten Stufen, auf denen sich das Familienleben abspielt, einen Guckkasten aufgebaut mit einem glitzernden Vorhang davor. [...]

Schimmelpfennigs Text ist ein Möglichkeitsspiel, ein Identitätsexperiment und dafür müssen die Optionen möglichst stark abweichen von der Realität. Tatsächlich sind der andere Mann und die andere Frau, die später auch noch dazukommt, exzentrische, ausschweifende Alter Egos des Ursprungspaars. Sie schlafen nackt, sie haben aufregenden Sex, sie trauen sich was.[...]

Der kleine, nur 70-minütige Abend [...] ist federleicht und präzise inszeniert und deshalb ziemlich unterhaltsam. Die Männer (Camill Jammal/Elias Arens) und die Frauen (Franziska Machens/Maike Knirsch) spielen staunend und übermütig ihre Möglichkeiten aus. Die Kinder (Tabitha Frehner und Jeremy Mockridge) spulen kommentierend die Zeit vor und zurück oder halten sie an. Gemeinsam vergrößern sie die Realität ins Surreale, man trinkt hier aus Wassergläsern mit dem Durchmesser eines Hula-Hoop-Reifens.
Bevor wir Zuschauer nähere Bekanntschaft mit dem Mann und seiner Familie machen, werfen wir einen Blick in seine Traum- und Fantasiewelt. Dafür hat die Bühnenbildnerin Judith Oswald oberhalb von fünf breiten Stufen, auf denen sich das Familienleben abspielt, einen Guckkasten aufgebaut mit einem glitzernden Vorhang davor. [...]

Schimmelpfennigs Text ist ein Möglichkeitsspiel, ein Identitätsexperiment und dafür müssen die Optionen möglichst stark abweichen von der Realität. Tatsächlich sind der andere Mann und die andere Frau, die später auch noch dazukommt, exzentrische, ausschweifende Alter Egos des Ursprungspaars. Sie schlafen nackt, sie haben aufregenden Sex, sie trauen sich was.[...]

Der kleine, nur 70-minütige Abend [...] ist federleicht und präzise inszeniert und deshalb ziemlich unterhaltsam. Die Männer (Camill Jammal/Elias Arens) und die Frauen (Franziska Machens/Maike Knirsch) spielen staunend und übermütig ihre Möglichkeiten aus. Die Kinder (Tabitha Frehner und Jeremy Mockridge) spulen kommentierend die Zeit vor und zurück oder halten sie an. Gemeinsam vergrößern sie die Realität ins Surreale, man trinkt hier aus Wassergläsern mit dem Durchmesser eines Hula-Hoop-Reifens.
Kultura-Extra.de
Stefan Bock, 14.01.2018
Regisseurin Anne Lenk hat das nur 70-minütige Stück in den Kammerspielen inszeniert. Die Bühne von Sibylle Wallum zeigt eine Treppe vor einem mit Vorhang verschlossenen Guckkasten mit einer zweiten Bühne, auf der sich die surreal anmutenden Traumsequenzen des Mannes (Camill Jammal) und seiner Frau (Franziska Machens) abspielen. Schimmelpfennig springt - wie schon in "An und aus" (ATT 2016) - in der Zeit vor und zurück. Sonne und Mond als Gegensatzpaar bewegen sich ebenso vor- und rückwärts und sind als Pappsymbole anwesend wie auch zottelige Fabelwesen, die über die Bühne huschen, die Träumer erschrecken und ihre Scham bedecken. Der Mann wird im Büro zum Knopf an der Bluse der Empfangsdame (Maike Knirsch tanzt als Knopfnummerngirl) und träumt sich daheim in erotische Fantasien, die sein Doppelgänger, ein Draufgängertyp, praktisch in im Bett mit seiner Frau ausführt. Das wird mehrfach in wechselnder Konstellation durchgespielt und von den Kindern des Paars (Tabitha Frehner als Tochter und Jeremy Mockridge als Sohn) kommentiert. Regisseurin Anne Lenk hat das nur 70-minütige Stück in den Kammerspielen inszeniert. Die Bühne von Sibylle Wallum zeigt eine Treppe vor einem mit Vorhang verschlossenen Guckkasten mit einer zweiten Bühne, auf der sich die surreal anmutenden Traumsequenzen des Mannes (Camill Jammal) und seiner Frau (Franziska Machens) abspielen. Schimmelpfennig springt - wie schon in "An und aus" (ATT 2016) - in der Zeit vor und zurück. Sonne und Mond als Gegensatzpaar bewegen sich ebenso vor- und rückwärts und sind als Pappsymbole anwesend wie auch zottelige Fabelwesen, die über die Bühne huschen, die Träumer erschrecken und ihre Scham bedecken. Der Mann wird im Büro zum Knopf an der Bluse der Empfangsdame (Maike Knirsch tanzt als Knopfnummerngirl) und träumt sich daheim in erotische Fantasien, die sein Doppelgänger, ein Draufgängertyp, praktisch in im Bett mit seiner Frau ausführt. Das wird mehrfach in wechselnder Konstellation durchgespielt und von den Kindern des Paars (Tabitha Frehner als Tochter und Jeremy Mockridge als Sohn) kommentiert.
Theater Pur
Eva Britsch, 14.01.2018
Eine poetische Farce auf das Sein, die Irrelevanz der eigenen Identität und die Spielchen, die uns das eigene Bewusstsein bereitet, hat der bekannte Autor Roland Schimmelpfennig als Auftragsarbeit für das Deutsche Theater in Berlin gezaubert. „Der Tag, als ich nicht ich mehr war“ heißt das dichte und psychisch geschickt aufgebaute Stück, das uns zum Nachdenken über das Sein und Nicht-Sein anregt. [...]

Regisseurin Anne Lenk schickt zum Entree drollige Fabelwesen auf die Bühne. Das Märchen beginnt und es erzählt von einem Mann und einer Frau, die einander längst überdrüssig geworden sind.[...]

Schimmelpfennig hält den Zuschauern den Spiegel vor, und wir, das brave Premierenpublikum, dürfen bei der Gelegenheit über unser zweites Ich nachdenken. Auch ohne Bühne und Märchenwald.
Eine poetische Farce auf das Sein, die Irrelevanz der eigenen Identität und die Spielchen, die uns das eigene Bewusstsein bereitet, hat der bekannte Autor Roland Schimmelpfennig als Auftragsarbeit für das Deutsche Theater in Berlin gezaubert. „Der Tag, als ich nicht ich mehr war“ heißt das dichte und psychisch geschickt aufgebaute Stück, das uns zum Nachdenken über das Sein und Nicht-Sein anregt. [...]

Regisseurin Anne Lenk schickt zum Entree drollige Fabelwesen auf die Bühne. Das Märchen beginnt und es erzählt von einem Mann und einer Frau, die einander längst überdrüssig geworden sind.[...]

Schimmelpfennig hält den Zuschauern den Spiegel vor, und wir, das brave Premierenpublikum, dürfen bei der Gelegenheit über unser zweites Ich nachdenken. Auch ohne Bühne und Märchenwald.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Irene Bazinger, 15.01.2018
Eine hübsche wie kokette Petitesse ist diese Auftragsarbeit für das Deutsche Theater in Berlin geworden, augenzwinkernd aus der literarischen Ferne und vom Politischen ins Private gewendet [...].

Die Schauspieler tänzeln vergnügt durch die hinreißend bizarren Schlingen und Windungen des Textes und machen sich einen schönen Spaß aus Passagen, in denen etwa der Sohn schildert, was alles nicht geschieht: Der Vater stünde nicht "mit aufgerissenem Mund" und "nicht in wortlosem Entsetzen" in der Tür, indes er genau dies tut.
Eine hübsche wie kokette Petitesse ist diese Auftragsarbeit für das Deutsche Theater in Berlin geworden, augenzwinkernd aus der literarischen Ferne und vom Politischen ins Private gewendet [...].

Die Schauspieler tänzeln vergnügt durch die hinreißend bizarren Schlingen und Windungen des Textes und machen sich einen schönen Spaß aus Passagen, in denen etwa der Sohn schildert, was alles nicht geschieht: Der Vater stünde nicht "mit aufgerissenem Mund" und "nicht in wortlosem Entsetzen" in der Tür, indes er genau dies tut.
Süddeutsche Zeitung
Mounia Meiborg, 15.01.2018
Die Bühne in den Kammerspielen des Deutschen Theaters besteht aus einer Showtreppe und verschiedenen Theatervorhängen. [...]

Vorne versuchen sich die Schauspieler an einer Familienaufstellung. Die Kinder, von Tabitha Frehner und Jeremy Mockridge temporeich gespielt, erzählen die Geschichte ihrer Eltern, spulen vor oder zurück und drücken die Pausetaste. Selbst Sätze wie "Die Sonne läuft rückwärts über den Himmel" klingen bei ihnen angenehm unpathetisch.
Die Bühne in den Kammerspielen des Deutschen Theaters besteht aus einer Showtreppe und verschiedenen Theatervorhängen. [...]

Vorne versuchen sich die Schauspieler an einer Familienaufstellung. Die Kinder, von Tabitha Frehner und Jeremy Mockridge temporeich gespielt, erzählen die Geschichte ihrer Eltern, spulen vor oder zurück und drücken die Pausetaste. Selbst Sätze wie "Die Sonne läuft rückwärts über den Himmel" klingen bei ihnen angenehm unpathetisch.
taz
Katrin Bettina Müller, 15.01.2018
Roland Schimmelpfennig schreibt seit fast zwanzig Jahren nicht nur viele Dramen, die häufig gespielt werden, er hat in 2016 und 2017 auch zwei Romane herausgebracht. Wie er mit seinen meist einfach gebauten Sätzen die Fantasie von Leser und Zuschauer an die Hand nimmt und ihn – eins, zwei, drei, hast du’s nicht gesehen – in eine Vorstellungswelt hineinführt, in ein Haus, eine Stadt, ein Leben, mit ein paar Sätzen hingepinselt, das verbindet seine Romane und seine Dramen.

Die Rollen im Theater leben von Behauptungen, a oder b oder x zu sein. Dass daraus selbst ein Thema wird, eine Metapher für die Fragilität von Identitätskonstruktionen, ist eine alte Geschichte für das Theater, von Kleist in seinem Drama „Amphitryon“ bearbeitet. Schimmelpfennigs „Der Tag, als ich nicht mehr ich war“ wirkt wie eine kleinbürgerliche Variante der Geschichte, in der Ehemann und Ehefrau eines Abends von Doppelgängern ihrer selbst besucht werden, die ungeniert das wilde Leben führen, das er als Angestellter und sie als Hausfrau als Sehnsucht oder Wunschbild tief in sich vergraben haben.

Die Schauspieler erzählen und spielen nun mit der gleichen Intensität, was passiert ist und was nicht passiert ist, sie folgen im Spiel der eigenen Erzählung oder weichen von ihr ab, sodass sich aus jeder noch so kleinen und alltäglichen Situation, wie dem Zubettgehen, Varianten entwickeln. Sie sehen ihre Doppelgänger, sie erschrecken und wundern sich dar­über oder nicht, sie ignorieren ihn, sie arrangieren sich mit ihm.
Roland Schimmelpfennig schreibt seit fast zwanzig Jahren nicht nur viele Dramen, die häufig gespielt werden, er hat in 2016 und 2017 auch zwei Romane herausgebracht. Wie er mit seinen meist einfach gebauten Sätzen die Fantasie von Leser und Zuschauer an die Hand nimmt und ihn – eins, zwei, drei, hast du’s nicht gesehen – in eine Vorstellungswelt hineinführt, in ein Haus, eine Stadt, ein Leben, mit ein paar Sätzen hingepinselt, das verbindet seine Romane und seine Dramen.

Die Rollen im Theater leben von Behauptungen, a oder b oder x zu sein. Dass daraus selbst ein Thema wird, eine Metapher für die Fragilität von Identitätskonstruktionen, ist eine alte Geschichte für das Theater, von Kleist in seinem Drama „Amphitryon“ bearbeitet. Schimmelpfennigs „Der Tag, als ich nicht mehr ich war“ wirkt wie eine kleinbürgerliche Variante der Geschichte, in der Ehemann und Ehefrau eines Abends von Doppelgängern ihrer selbst besucht werden, die ungeniert das wilde Leben führen, das er als Angestellter und sie als Hausfrau als Sehnsucht oder Wunschbild tief in sich vergraben haben.

Die Schauspieler erzählen und spielen nun mit der gleichen Intensität, was passiert ist und was nicht passiert ist, sie folgen im Spiel der eigenen Erzählung oder weichen von ihr ab, sodass sich aus jeder noch so kleinen und alltäglichen Situation, wie dem Zubettgehen, Varianten entwickeln. Sie sehen ihre Doppelgänger, sie erschrecken und wundern sich dar­über oder nicht, sie ignorieren ihn, sie arrangieren sich mit ihm.

Außerdem im Spielplan

Mit englischen Übertiteln
von Rainald Goetz
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40