
Der Menschenfeind
von Molière
Deutsch von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens
Alceste verachtet die ihn umgebende Gesellschaft für ihre Heuchelei und Oberflächlichkeit. Sein Ideal ist die unbedingte Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit. Fanatisch versucht er, sein Umfeld zu bekehren. Alcestes Weigerung, sich den gesellschaftlichen Spielregeln anzupassen und sich diplomatisch zu verhalten, führt zu bitteren Erfahrungen. Da er den Dichter Oronte nicht lobt, sondern unerbittlich kritisiert, macht er sich diesen zum Feind. Da er es ablehnt, die Richter zu bestechen, verliert er den von Oronte angestrebten Prozess. Die gut gemeinten Ratschläge seines treuen Freundes Philinte schlägt er in den Wind. Die schwerste Niederlage erfährt Alceste aber in der Liebe: Die von ihm umworbene lebenslustige Célimène lehnt es trotz ihrer Zuneigung zu Alceste ab, zusammen mit ihm die Einsamkeit zu suchen und das Alleinsein mit einem mürrischen Menschenverächter gegen das reizvolle Spiel wechselnder Flirts einzutauschen. Ob Alceste die von ihm ständig angekündigte Weltflucht am Ende allein antritt, bleibt offen.
Molières tragisch-komischer Titelheld verkörpert das Dilemma eines Idealisten, der an der Wirklichkeit leidet und sie ändern will. In einer zutiefst verlogenen Gesellschaft ist er derjenige, der immer die Wahrheit sagt. Seine Selbstgerechtigkeit und der Fundamentalismus, mit der er seine Überzeugungen zum Ausdruck bringt, treiben ihn allerdings in eine Isolation, aus der heraus Veränderung nicht möglich ist.
Alceste verachtet die ihn umgebende Gesellschaft für ihre Heuchelei und Oberflächlichkeit. Sein Ideal ist die unbedingte Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit. Fanatisch versucht er, sein Umfeld zu bekehren. Alcestes Weigerung, sich den gesellschaftlichen Spielregeln anzupassen und sich diplomatisch zu verhalten, führt zu bitteren Erfahrungen. Da er den Dichter Oronte nicht lobt, sondern unerbittlich kritisiert, macht er sich diesen zum Feind. Da er es ablehnt, die Richter zu bestechen, verliert er den von Oronte angestrebten Prozess. Die gut gemeinten Ratschläge seines treuen Freundes Philinte schlägt er in den Wind. Die schwerste Niederlage erfährt Alceste aber in der Liebe: Die von ihm umworbene lebenslustige Célimène lehnt es trotz ihrer Zuneigung zu Alceste ab, zusammen mit ihm die Einsamkeit zu suchen und das Alleinsein mit einem mürrischen Menschenverächter gegen das reizvolle Spiel wechselnder Flirts einzutauschen. Ob Alceste die von ihm ständig angekündigte Weltflucht am Ende allein antritt, bleibt offen.
Molières tragisch-komischer Titelheld verkörpert das Dilemma eines Idealisten, der an der Wirklichkeit leidet und sie ändern will. In einer zutiefst verlogenen Gesellschaft ist er derjenige, der immer die Wahrheit sagt. Seine Selbstgerechtigkeit und der Fundamentalismus, mit der er seine Überzeugungen zum Ausdruck bringt, treiben ihn allerdings in eine Isolation, aus der heraus Veränderung nicht möglich ist.
Berlin-Premiere 12. Dezember 2009
Jörg PoseAlceste

Helmut MooshammerPhilinte

Alexander SimonOronte

Judith HofmannCélimène

Caroline DietrichÉliante

Verena ReichhardtArsinoé

Claudius FranzAcaste

Markwart Müller-ElmauClitandre

Alceste
Philinte
Oronte
Célimène
Éliante
Arsinoé
Acaste
Clitandre
Prinz
Grandios ist der Einsatz der Großbildleinwände, auf denen man konstant die Gesichter der Schauspieler sieht. Selten hielt ein Stilmittel die Aufmerksamkeit so gefesselt wie diese Nahaufnahmen.
Grandios ist der Einsatz der Großbildleinwände, auf denen man konstant die Gesichter der Schauspieler sieht. Selten hielt ein Stilmittel die Aufmerksamkeit so gefesselt wie diese Nahaufnahmen.
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Der Tagesspiegel
Unentwirrbar ist die Schönheit der Form mit dem Horror der narzisstischen Pose verbunden. Es gibt keine Wahrheit oder Lüge, kein richtig oder falsch, dafür das ewige Sowohl-als-auch. Und es gibt acht großartige Schauspieler, deren Spiel mit choreografischer Präzision ineinandergreift und die dafür sorgen, dass dieser Befund schmerzhaft unter die Haut geht. Helmut Mooshammer als aggressiv lächelnder Alceste-Freund Philinte, das Kraftpaket Alexander Simon als Möchtegern-Dichter Oronte, Markwart Müller-Elmau als meckernder Giftzwerg Clitandre, Verena Reichardt als lakonische Spieldurchschauerin Arsinoé, Caroline Dietrich als erotisches Gesellschaftsbunny Eliante, Claudius Franz als schleimender Zeremonienmeister Acaste und schließlich die herausragende Judith Hofmann. Ihre Célimène ist von quecksilbriger Lebendigkeit, einerseits aufrichtig zugewandt, andererseits divenhaft entrückt. Ob aus dem Jahr 1665 oder von heute. Dieser Abend ist aus einem Guss also von immer.
Unentwirrbar ist die Schönheit der Form mit dem Horror der narzisstischen Pose verbunden. Es gibt keine Wahrheit oder Lüge, kein richtig oder falsch, dafür das ewige Sowohl-als-auch. Und es gibt acht großartige Schauspieler, deren Spiel mit choreografischer Präzision ineinandergreift und die dafür sorgen, dass dieser Befund schmerzhaft unter die Haut geht. Helmut Mooshammer als aggressiv lächelnder Alceste-Freund Philinte, das Kraftpaket Alexander Simon als Möchtegern-Dichter Oronte, Markwart Müller-Elmau als meckernder Giftzwerg Clitandre, Verena Reichardt als lakonische Spieldurchschauerin Arsinoé, Caroline Dietrich als erotisches Gesellschaftsbunny Eliante, Claudius Franz als schleimender Zeremonienmeister Acaste und schließlich die herausragende Judith Hofmann. Ihre Célimène ist von quecksilbriger Lebendigkeit, einerseits aufrichtig zugewandt, andererseits divenhaft entrückt. Ob aus dem Jahr 1665 oder von heute. Dieser Abend ist aus einem Guss also von immer.
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Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln
Forever Yin Forever Young
Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40