Der Löwe im Winter

von James Goldman
Premiere 28. Februar 2014
Michael SchweighöferHenry II., König von England
Almut ZilcherEleanor, die Frau des Königs
Felix GoeserRichard, der älteste Sohne
Peter MoltzenGeoffrey, der mittlere Sohn
Andreas DöhlerPhilipp II., König von Frankreich
Benjamin LillieJohn, der jüngeste Sohn
Natalia BelitskiAlais, Schwester von Philipp II.
Henry II., König von England
Eleanor, die Frau des Königs
Richard, der älteste Sohne
Geoffrey, der mittlere Sohn
Philipp II., König von Frankreich
John, der jüngeste Sohn
Alais, Schwester von Philipp II.
Theater heute
Christian Rakow, 01.04.2014
Diese Menschen sind Monaden, ihr Spiel: solitär. Am längsten und schonungslosesten haben es die gealterten Herrscher bewältigt: Henry, der bei Michael Schweighöfer ein Drittel Väterchen Frost, zwei Drittel kerniger Wikinger-Soldat im Pelzmantel ist. Und die rauchige, unerbittlich zupackende, eisig witzelnde Großstrategin Eleanor von Almut Zilcher. In ihrem Schatten ist schlecht wohnen für die Söhne: für Geoffrey und seine Brüder, die künftigen Könige John (mit fragiler Grazie: Benjamin Lillie) und Richard (als verstockter Wuchtmensch: Felix Goeser). Länger war das DT-Ensemble nicht mehr so roh, so ungeschützt und schmutzig, so berückend on Albernheit und Trostlosigkeit zu sehen wie in der Entwicklung dieses Familientableaus. Diese Menschen sind Monaden, ihr Spiel: solitär. Am längsten und schonungslosesten haben es die gealterten Herrscher bewältigt: Henry, der bei Michael Schweighöfer ein Drittel Väterchen Frost, zwei Drittel kerniger Wikinger-Soldat im Pelzmantel ist. Und die rauchige, unerbittlich zupackende, eisig witzelnde Großstrategin Eleanor von Almut Zilcher. In ihrem Schatten ist schlecht wohnen für die Söhne: für Geoffrey und seine Brüder, die künftigen Könige John (mit fragiler Grazie: Benjamin Lillie) und Richard (als verstockter Wuchtmensch: Felix Goeser). Länger war das DT-Ensemble nicht mehr so roh, so ungeschützt und schmutzig, so berückend on Albernheit und Trostlosigkeit zu sehen wie in der Entwicklung dieses Familientableaus.
Der Tagesspiegel
Christine Wahl, 02.03.2014
In ihrem je ureigenen Stil – und dies auf jeweiligem Höchstleistungsniveau – spielen sich die DT-Akteure durch die entsprechende Emotionsbandbreite. Almut Zilcher switcht als Königin Eleanor, die von ihrem Gatten unter Knast-Bedingungen gehalten wird und nur zu Weihnachten Hafturlaub bekommt, grandios zwischen  Muttertier und Medea, Erhabener und Geschlagener. Michael Schweighöfer kennt als Henry II. die kürzeste plausible Verbindung zwischen einem cholerischen Machtmonarchen und einem Berliner Hausmeister. Peter Moltzen macht aus dem Königssohn Geoffrey einen Bewegungszwangsneurotiker. Und Felix Goeser turnt überzeugend als wortkarges Kraftpaket durch den gigantischen stählernen Bühnenbau, den der Regisseur selbst entworfen hat. Während vorn wiederholt ein Gerüst […] aus der Tiefe fährt, dreht sich mittig unheilvoll eine Art Riesenrad […] Assoziative Videos und Soundcollagen der Combo um den Hartmann-erprobten Musiker 'Nackt' komplettieren den Abend, an dem Bühnenmaschinerie und Schauspiel eine stimmige Allianz ergeben In ihrem je ureigenen Stil – und dies auf jeweiligem Höchstleistungsniveau – spielen sich die DT-Akteure durch die entsprechende Emotionsbandbreite. Almut Zilcher switcht als Königin Eleanor, die von ihrem Gatten unter Knast-Bedingungen gehalten wird und nur zu Weihnachten Hafturlaub bekommt, grandios zwischen  Muttertier und Medea, Erhabener und Geschlagener. Michael Schweighöfer kennt als Henry II. die kürzeste plausible Verbindung zwischen einem cholerischen Machtmonarchen und einem Berliner Hausmeister. Peter Moltzen macht aus dem Königssohn Geoffrey einen Bewegungszwangsneurotiker. Und Felix Goeser turnt überzeugend als wortkarges Kraftpaket durch den gigantischen stählernen Bühnenbau, den der Regisseur selbst entworfen hat. Während vorn wiederholt ein Gerüst […] aus der Tiefe fährt, dreht sich mittig unheilvoll eine Art Riesenrad […] Assoziative Videos und Soundcollagen der Combo um den Hartmann-erprobten Musiker 'Nackt' komplettieren den Abend, an dem Bühnenmaschinerie und Schauspiel eine stimmige Allianz ergeben
nachtkritik.de
Esther Slevogt, 01.03.2014
Ein toller Stoff, von Hartmann mit Hilfe der Videokünstler von Transforma sowie der Musik von Nackt in gewaltige Bilder und Atmosphären übersetzt. Ein tolles Ensemble auch, das Hartmann da auf der Bühne des Deutschen Theaters versammelt hat. Almut Zilcher ist die Königin: eine rasende megärenhafte Frau in wallenden Gewändern, die in Sekundenschnelle von weinerlichem Mitleidheischen oder leidenschaftlicher Liebesfähigkeit auf Eiseskälte umschalten kann. Der König ist Michael Schweighöfer, ein Mannsmassiv, der seine Figur sehr versiert zwischen tapsiger Gutmütigkeit und brutalem Egoismus balanciert.

Dann die finsteren Söhne, alle drei offenbar durch elterlichen Liebesentzug stark hospitalisiert. Benjamin Lillie als John, der jüngste: ein bleicher, vampirhafter Fanatiker, Geoffrey alias Peter Moltzen, ein verschlagener eitler wie schillernder Charakterschwächling und schließlich Felix Goeser als Richard, ein kalt blickender brutaler Egoshooter im Kettenhemd, der einem Comic (oder Computerspiel) entsprungen zu sein scheint. Sie alle lügen, morden und verraten. Für einen Zipfel Macht (oder eben Liebe) sind sie zu jedem Verbrechen bereit. Am Ende stehen sie wie drei junge Bolschewiken an der Rampe, Richard als veritables Lenin-Double.
Natalia Belitski spielt König Henrys junge Geliebte Alais, die Unschuldigste im ganzen Goldman-Szenario. Die einzige vielleicht, die wirklich liebt. Hartmann macht aus ihr eine berechnende junge Frau, die sich an die Macht schlafen will: eine königliche Nutte im knappen Kleidchen, der er am Ende noch einen lautstarken Auftritt als wasserstoffblonde mordlustige Feldherrin mit verzweifelten Allmachtsfantasien verschafft. Anders als im Original übrigens, wo sie die Rolle der Mörderin dezidiert von sich weist. Eine Figur, die in Hartmanns Deutung aber nicht ganz plausibel wird.Und dann ist da noch Andreas Döhler, als Alais Bruder und junger französischer König Philipp II. Döhler, der sich als einziger gegen die Pathologisierung seiner Figur sperrt, ist der Ruhepol des Abends. Der junge König, den er spielt, weiß, dass er zu schwach ist, um das Machtspiel zu gewinnen. So spielt er alle gegeneinander aus: ein Pokerface und virtuoser Spieler auf der Gefühlsklaviatur der anderen.
Ein toller Stoff, von Hartmann mit Hilfe der Videokünstler von Transforma sowie der Musik von Nackt in gewaltige Bilder und Atmosphären übersetzt. Ein tolles Ensemble auch, das Hartmann da auf der Bühne des Deutschen Theaters versammelt hat. Almut Zilcher ist die Königin: eine rasende megärenhafte Frau in wallenden Gewändern, die in Sekundenschnelle von weinerlichem Mitleidheischen oder leidenschaftlicher Liebesfähigkeit auf Eiseskälte umschalten kann. Der König ist Michael Schweighöfer, ein Mannsmassiv, der seine Figur sehr versiert zwischen tapsiger Gutmütigkeit und brutalem Egoismus balanciert.

Dann die finsteren Söhne, alle drei offenbar durch elterlichen Liebesentzug stark hospitalisiert. Benjamin Lillie als John, der jüngste: ein bleicher, vampirhafter Fanatiker, Geoffrey alias Peter Moltzen, ein verschlagener eitler wie schillernder Charakterschwächling und schließlich Felix Goeser als Richard, ein kalt blickender brutaler Egoshooter im Kettenhemd, der einem Comic (oder Computerspiel) entsprungen zu sein scheint. Sie alle lügen, morden und verraten. Für einen Zipfel Macht (oder eben Liebe) sind sie zu jedem Verbrechen bereit. Am Ende stehen sie wie drei junge Bolschewiken an der Rampe, Richard als veritables Lenin-Double.
Natalia Belitski spielt König Henrys junge Geliebte Alais, die Unschuldigste im ganzen Goldman-Szenario. Die einzige vielleicht, die wirklich liebt. Hartmann macht aus ihr eine berechnende junge Frau, die sich an die Macht schlafen will: eine königliche Nutte im knappen Kleidchen, der er am Ende noch einen lautstarken Auftritt als wasserstoffblonde mordlustige Feldherrin mit verzweifelten Allmachtsfantasien verschafft. Anders als im Original übrigens, wo sie die Rolle der Mörderin dezidiert von sich weist. Eine Figur, die in Hartmanns Deutung aber nicht ganz plausibel wird.Und dann ist da noch Andreas Döhler, als Alais Bruder und junger französischer König Philipp II. Döhler, der sich als einziger gegen die Pathologisierung seiner Figur sperrt, ist der Ruhepol des Abends. Der junge König, den er spielt, weiß, dass er zu schwach ist, um das Machtspiel zu gewinnen. So spielt er alle gegeneinander aus: ein Pokerface und virtuoser Spieler auf der Gefühlsklaviatur der anderen.
Berliner Morgenpost
Katrin Pauly, 02.03.2014
Metallische Zinnen schieben sich mächtig am vorderen Bühnenrand auf und nieder, gleißendes Licht dringt bisweilen durch ihre Gitter und zerreißt die Dunkelheit, in die der ganze Abend nebelumwoben eingehüllt ist. In der Mitte der Drehbühne produzieren Musiker sirrende und krachende Elektro-Beats, um sie herum kreiselt ein riesiges Schaufelrad. Wunderbare Momente gelingen in den drei Stunden. Metallische Zinnen schieben sich mächtig am vorderen Bühnenrand auf und nieder, gleißendes Licht dringt bisweilen durch ihre Gitter und zerreißt die Dunkelheit, in die der ganze Abend nebelumwoben eingehüllt ist. In der Mitte der Drehbühne produzieren Musiker sirrende und krachende Elektro-Beats, um sie herum kreiselt ein riesiges Schaufelrad. Wunderbare Momente gelingen in den drei Stunden.
Spiegel Online
Anke Dürr, 03.03.2014
Die härtesten Kämpfer sind aber König Henry II. und seine Gemahlin Eleanor. Ihre gegenseitigen Verletzungen sind von gnadenloser Verachtung und der Routine einer langen Ehe geprägt - auch für einen erfahrenen Paartherapeuten wären die beiden eine Herausforderung. Nach der Pause gönnt ihnen der Regisseur einen Augenblick der Ruhe und der Ehrlichkeit, in dem sie ihren Schmerz bekennen, irgendwann loslassen zu müssen: Der Löwe und die Löwin sind im Winter ihres Lebens angekommen, sie haben Angst vor dem Tod, vor dem Nichts. (...)
Am Ende tötet der König erst alle anderen und dann sich selbst. Er tut das fast zärtlich, mit einem Streicheln über den Kopf. Es ist so was wie ein Gnadenakt. Denn im Original gehen alle auseinander und verabreden sich zum nächsten Familientreffen.
 
Die härtesten Kämpfer sind aber König Henry II. und seine Gemahlin Eleanor. Ihre gegenseitigen Verletzungen sind von gnadenloser Verachtung und der Routine einer langen Ehe geprägt - auch für einen erfahrenen Paartherapeuten wären die beiden eine Herausforderung. Nach der Pause gönnt ihnen der Regisseur einen Augenblick der Ruhe und der Ehrlichkeit, in dem sie ihren Schmerz bekennen, irgendwann loslassen zu müssen: Der Löwe und die Löwin sind im Winter ihres Lebens angekommen, sie haben Angst vor dem Tod, vor dem Nichts. (...)
Am Ende tötet der König erst alle anderen und dann sich selbst. Er tut das fast zärtlich, mit einem Streicheln über den Kopf. Es ist so was wie ein Gnadenakt. Denn im Original gehen alle auseinander und verabreden sich zum nächsten Familientreffen.
 

Außerdem im Spielplan

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Mit englischen Übertiteln

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
19.30 - 22.10