
Demokratie
von Michael Frayn
Deutsch von Michael Raab
"Und für einen Augenblick schien die Zeit selbst den Atem anzuhalten.
Vor unseren Augen veränderte sich die Welt."
Bonn, 1969. Nach 20 Jahren CDU stellen erstmals die Sozialdemokraten den Kanzler der Bundesrepublik Deutschland: Willy Brandt. Der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin will „mehr Demokratie wagen“ und setzt sich für eine andere Ostpolitik ein. Zugleich aber wird er, der die NS-Jahre im skandinavischen Exil erlebt hat, von konservativer Seite als Sozialist und Vaterlandsverräter attackiert. Fünf Jahre und eine gewonnene Bundestagswahl später tritt Brandt zurück. Günter Guillaume, einer seiner engsten Mitarbeiter, ist als Stasi-Spion aufgeflogen. Diese Geschichte erzählt Michael Frayn via Rückblenden aus der Perspektive Guillaumes und seines Führungsoffiziers.
Die Inszenierung Tom Kühnels und Jürgen Kuttners kreuzt die große Politik jener Jahre mit Songs und Schlagern. Um zu kommentieren. Und die Emotionen der Figuren zu verstärken oder überhaupt erst sichtbar werden zu lassen.
Der englische Autor Michael Frayn hat aus dem Brandt-Guillaume-Komplex einen dichten, genau recherchierten Theatertext gewoben. Nach ihren theatralen Auseinandersetzungen mit der Engführung von elitärer Ästhetik und sozialistischer Utopie bei Peter Hacks ('Die Sorgen und die Macht') und dem heroischen, asozialen Individuum bei Ayn Rand ('Capitalista, Baby!') nähern sich Tom Kühnel und Jürgen Kuttner nun jenen Jahren, in denen die westdeutsche Demokratie in die Moderne eintrat. Und der Osten dabei aufmerksam zusah.
"Und für einen Augenblick schien die Zeit selbst den Atem anzuhalten.
Vor unseren Augen veränderte sich die Welt."
Bonn, 1969. Nach 20 Jahren CDU stellen erstmals die Sozialdemokraten den Kanzler der Bundesrepublik Deutschland: Willy Brandt. Der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin will „mehr Demokratie wagen“ und setzt sich für eine andere Ostpolitik ein. Zugleich aber wird er, der die NS-Jahre im skandinavischen Exil erlebt hat, von konservativer Seite als Sozialist und Vaterlandsverräter attackiert. Fünf Jahre und eine gewonnene Bundestagswahl später tritt Brandt zurück. Günter Guillaume, einer seiner engsten Mitarbeiter, ist als Stasi-Spion aufgeflogen. Diese Geschichte erzählt Michael Frayn via Rückblenden aus der Perspektive Guillaumes und seines Führungsoffiziers.
Die Inszenierung Tom Kühnels und Jürgen Kuttners kreuzt die große Politik jener Jahre mit Songs und Schlagern. Um zu kommentieren. Und die Emotionen der Figuren zu verstärken oder überhaupt erst sichtbar werden zu lassen.
Der englische Autor Michael Frayn hat aus dem Brandt-Guillaume-Komplex einen dichten, genau recherchierten Theatertext gewoben. Nach ihren theatralen Auseinandersetzungen mit der Engführung von elitärer Ästhetik und sozialistischer Utopie bei Peter Hacks ('Die Sorgen und die Macht') und dem heroischen, asozialen Individuum bei Ayn Rand ('Capitalista, Baby!') nähern sich Tom Kühnel und Jürgen Kuttner nun jenen Jahren, in denen die westdeutsche Demokratie in die Moderne eintrat. Und der Osten dabei aufmerksam zusah.
Regie Tom Kühnel, Jürgen Kuttner
Bühne Jo Schramm
Kostüme Daniela Selig
Musik Markus Hübner
Video Jo Schramm, Marlene Blumert
Live-Kamera Marlene Blumert, Kristina Trömer
Dramaturgie Claus Caesar
Premiere 21. September 2012
Felix GoeserWilly Brandt

Daniel HoevelsGünter Guillaume

Ole LagerpuschArno Kretschmann

Helmut MooshammerHorst Ehmke

Jürgen KuttnerReinhard Wilke / Ulrich Bauhaus

Bernd StempelHerbert Wehner

Andreas DöhlerHelmut Schmidt

Markwart Müller-ElmauHans-Dietrich Genscher

Matthias NeukirchGünther Nollau
Willy Brandt
Günter Guillaume
Arno Kretschmann
Horst Ehmke
Reinhard Wilke / Ulrich Bauhaus
Herbert Wehner
Helmut Schmidt
Hans-Dietrich Genscher
Günther Nollau
Süddeutsche Zeitung
Willy Brandt zu lieben, ist nicht schwer. Aber so, wie der coole Felix Goeser, der sowieso langsam zu einem unserer Lieblingsschauspieler wird, ihn melancholisch verschattet als depressiven Musical-Charismatiker, Gelegenheitsalkoholiker und Womanizer spielt, würde man sofort in die SPD eintreten. (...) Bernd Stempel, noch so ein freundlicher Lieblingsschauspieler im DT-Ensemble, spielt ihn gekonnt verkniffen, mit dem kaputten Charisma eines Mannes mit zu vielen schrecklichen biografischen Brüchen: Wer mit 20 kein Anarchist gewesen ist, wird nie ein guter Demokrat. Andreas Döhler gelingt es, sogar den Rechthaber Helmut Schmidt mit Lässigkeit zu geben. Das Deutsche Theater wird an diesem gute Laune machenden, tollen Abend seinem Namen aufs Schönste gerecht.
Willy Brandt zu lieben, ist nicht schwer. Aber so, wie der coole Felix Goeser, der sowieso langsam zu einem unserer Lieblingsschauspieler wird, ihn melancholisch verschattet als depressiven Musical-Charismatiker, Gelegenheitsalkoholiker und Womanizer spielt, würde man sofort in die SPD eintreten. (...) Bernd Stempel, noch so ein freundlicher Lieblingsschauspieler im DT-Ensemble, spielt ihn gekonnt verkniffen, mit dem kaputten Charisma eines Mannes mit zu vielen schrecklichen biografischen Brüchen: Wer mit 20 kein Anarchist gewesen ist, wird nie ein guter Demokrat. Andreas Döhler gelingt es, sogar den Rechthaber Helmut Schmidt mit Lässigkeit zu geben. Das Deutsche Theater wird an diesem gute Laune machenden, tollen Abend seinem Namen aufs Schönste gerecht.
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Berliner Zeitung
'Demokratie' ist nach zwei Ideologie-Stücken (linksutopisch: Peter Hacks' 'Die Sorgen und die Macht', 2010, und rechtsutopisch 'Capitalista, Baby' nach Ayn Rand, 2011) die dritte vergnügliche, zeitgeschichtlich forschende, populärwissenschaftliche, staatsbürgerkundliche Polit-Theater-Revue-Bastelarbeit von Kühnel/Kuttner am DT. (...) Das Stück des Briten Frayn hangelt sich brav an der Zeitgeschichte entlang, und die Inszenierung nicht unbrav am Stück. Wobei eben – und das ist die Kühnel-Kuttnersche Hinzufügung, die den Abend zum Vergnügen macht – die Schauspieler ohne Vorwahnung mitten im Satz beginnen, mit viel Liebe Schlager zu ... ja was? ... zu playbacken. Und zwar nicht nur lippen-, sondern auch augenbrauen-, zungen,- gaumen-, und vielleicht sogar seelensynchron.
'Demokratie' ist nach zwei Ideologie-Stücken (linksutopisch: Peter Hacks' 'Die Sorgen und die Macht', 2010, und rechtsutopisch 'Capitalista, Baby' nach Ayn Rand, 2011) die dritte vergnügliche, zeitgeschichtlich forschende, populärwissenschaftliche, staatsbürgerkundliche Polit-Theater-Revue-Bastelarbeit von Kühnel/Kuttner am DT. (...) Das Stück des Briten Frayn hangelt sich brav an der Zeitgeschichte entlang, und die Inszenierung nicht unbrav am Stück. Wobei eben – und das ist die Kühnel-Kuttnersche Hinzufügung, die den Abend zum Vergnügen macht – die Schauspieler ohne Vorwahnung mitten im Satz beginnen, mit viel Liebe Schlager zu ... ja was? ... zu playbacken. Und zwar nicht nur lippen-, sondern auch augenbrauen-, zungen,- gaumen-, und vielleicht sogar seelensynchron.
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neues deutschland
Den Schauspielern jedenfalls macht es sichtlich Spaß, wenn sie immer und immer wieder abrupt den Hebel vom Charakterdarsteller zum Pantomimen umlegen dürfen, der zur lautstark eingespielten Musik – von Hildegard Knef bis Jessica, von Udo Jürgens bis Herrmann van Veen, von Rio Reiser bis Rammstein – seine Figur mit jedem Muskel zur Karikatur schrumpfen darf. Die Playbacks zu eingängigen Mitsingmelodien und mal schmachtenden, mal wütenden, das Gemütsinnere nach außen stülpenden Texten wachsen sich auf der Theaterbühne gelegentlich zu varietéartigen Choreografien aus, bei denen die Herren Politiker ihre Glieder verrenken. Der Saal soll lachen. Und er lacht.
Den Schauspielern jedenfalls macht es sichtlich Spaß, wenn sie immer und immer wieder abrupt den Hebel vom Charakterdarsteller zum Pantomimen umlegen dürfen, der zur lautstark eingespielten Musik – von Hildegard Knef bis Jessica, von Udo Jürgens bis Herrmann van Veen, von Rio Reiser bis Rammstein – seine Figur mit jedem Muskel zur Karikatur schrumpfen darf. Die Playbacks zu eingängigen Mitsingmelodien und mal schmachtenden, mal wütenden, das Gemütsinnere nach außen stülpenden Texten wachsen sich auf der Theaterbühne gelegentlich zu varietéartigen Choreografien aus, bei denen die Herren Politiker ihre Glieder verrenken. Der Saal soll lachen. Und er lacht.
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Podcast
Politik und Schlager: Demokratie ist die dritte Regiearbeit von Tom Kühnel und Jürgen Kuttner am Deutschen Theater Berlin. In diesem Podcast gibt Jürgen Kuttner eine höchst unterhaltsame - und eben auch musikalische - Einführung in diese Inszenierung
Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln
Forever Yin Forever Young
Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40