Demokratie

von Michael Frayn
Bühne Jo Schramm
Kostüme Daniela Selig
Live-Kamera Marlene Blumert, Kristina Trömer
Dramaturgie Claus Caesar
Premiere 21. September 2012
Felix GoeserWilly Brandt
Daniel HoevelsGünter Guillaume
Ole LagerpuschArno Kretschmann
Helmut MooshammerHorst Ehmke
Jürgen KuttnerReinhard Wilke / Ulrich Bauhaus
Bernd StempelHerbert Wehner
Andreas DöhlerHelmut Schmidt
Markwart Müller-ElmauHans-Dietrich Genscher
Matthias NeukirchGünther Nollau
Willy Brandt
Günter Guillaume
Arno Kretschmann
Horst Ehmke
Reinhard Wilke / Ulrich Bauhaus
Herbert Wehner
Helmut Schmidt
Hans-Dietrich Genscher
Günther Nollau
Süddeutsche Zeitung
Peter Laudenbach, 24.09.2012
Willy Brandt zu lieben, ist nicht schwer. Aber so, wie der coole Felix Goeser, der sowieso langsam zu einem unserer Lieblingsschauspieler wird, ihn melancholisch verschattet als depressiven Musical-Charismatiker, Gelegenheitsalkoholiker und Womanizer spielt, würde man sofort in die SPD eintreten. (...) Bernd Stempel, noch so ein freundlicher Lieblingsschauspieler im DT-Ensemble, spielt ihn gekonnt verkniffen, mit dem kaputten Charisma eines Mannes mit zu vielen schrecklichen biografischen Brüchen: Wer mit 20 kein Anarchist gewesen ist, wird nie ein guter Demokrat. Andreas Döhler gelingt es, sogar den Rechthaber Helmut Schmidt mit Lässigkeit zu geben. Das Deutsche Theater wird an diesem gute Laune machenden, tollen Abend seinem Namen aufs Schönste gerecht. Willy Brandt zu lieben, ist nicht schwer. Aber so, wie der coole Felix Goeser, der sowieso langsam zu einem unserer Lieblingsschauspieler wird, ihn melancholisch verschattet als depressiven Musical-Charismatiker, Gelegenheitsalkoholiker und Womanizer spielt, würde man sofort in die SPD eintreten. (...) Bernd Stempel, noch so ein freundlicher Lieblingsschauspieler im DT-Ensemble, spielt ihn gekonnt verkniffen, mit dem kaputten Charisma eines Mannes mit zu vielen schrecklichen biografischen Brüchen: Wer mit 20 kein Anarchist gewesen ist, wird nie ein guter Demokrat. Andreas Döhler gelingt es, sogar den Rechthaber Helmut Schmidt mit Lässigkeit zu geben. Das Deutsche Theater wird an diesem gute Laune machenden, tollen Abend seinem Namen aufs Schönste gerecht.
Berliner Zeitung
Ulrich Seidler, 24.09.2012
'Demokratie' ist nach zwei Ideologie-Stücken (linksutopisch: Peter Hacks' 'Die Sorgen und die Macht', 2010, und rechtsutopisch 'Capitalista, Baby' nach Ayn Rand, 2011) die dritte vergnügliche, zeitgeschichtlich forschende, populärwissenschaftliche, staatsbürgerkundliche Polit-Theater-Revue-Bastelarbeit von Kühnel/Kuttner am DT. (...) Das Stück des Briten Frayn hangelt sich brav an der Zeitgeschichte entlang, und die Inszenierung nicht unbrav am Stück. Wobei eben – und das ist die Kühnel-Kuttnersche Hinzufügung, die den Abend zum Vergnügen macht – die Schauspieler ohne Vorwahnung mitten im Satz beginnen, mit viel Liebe Schlager zu ... ja was? ... zu playbacken. Und zwar nicht nur lippen-, sondern auch augenbrauen-, zungen,- gaumen-, und vielleicht sogar seelensynchron. 'Demokratie' ist nach zwei Ideologie-Stücken (linksutopisch: Peter Hacks' 'Die Sorgen und die Macht', 2010, und rechtsutopisch 'Capitalista, Baby' nach Ayn Rand, 2011) die dritte vergnügliche, zeitgeschichtlich forschende, populärwissenschaftliche, staatsbürgerkundliche Polit-Theater-Revue-Bastelarbeit von Kühnel/Kuttner am DT. (...) Das Stück des Briten Frayn hangelt sich brav an der Zeitgeschichte entlang, und die Inszenierung nicht unbrav am Stück. Wobei eben – und das ist die Kühnel-Kuttnersche Hinzufügung, die den Abend zum Vergnügen macht – die Schauspieler ohne Vorwahnung mitten im Satz beginnen, mit viel Liebe Schlager zu ... ja was? ... zu playbacken. Und zwar nicht nur lippen-, sondern auch augenbrauen-, zungen,- gaumen-, und vielleicht sogar seelensynchron.
neues deutschland
Martin Hatzius, 25.09.2012
Den Schauspielern jedenfalls macht es sichtlich Spaß, wenn sie immer und immer wieder abrupt den Hebel vom Charakterdarsteller zum Pantomimen umlegen dürfen, der zur lautstark eingespielten Musik – von Hildegard Knef bis Jessica, von Udo Jürgens bis Herrmann van Veen, von Rio Reiser bis Rammstein – seine Figur mit jedem Muskel zur Karikatur schrumpfen darf. Die Playbacks zu eingängigen Mitsingmelodien und mal schmachtenden, mal wütenden, das Gemütsinnere nach außen stülpenden Texten wachsen sich auf der Theaterbühne gelegentlich zu varietéartigen Choreografien aus, bei denen die Herren Politiker ihre Glieder verrenken. Der Saal soll lachen. Und er lacht. Den Schauspielern jedenfalls macht es sichtlich Spaß, wenn sie immer und immer wieder abrupt den Hebel vom Charakterdarsteller zum Pantomimen umlegen dürfen, der zur lautstark eingespielten Musik – von Hildegard Knef bis Jessica, von Udo Jürgens bis Herrmann van Veen, von Rio Reiser bis Rammstein – seine Figur mit jedem Muskel zur Karikatur schrumpfen darf. Die Playbacks zu eingängigen Mitsingmelodien und mal schmachtenden, mal wütenden, das Gemütsinnere nach außen stülpenden Texten wachsen sich auf der Theaterbühne gelegentlich zu varietéartigen Choreografien aus, bei denen die Herren Politiker ihre Glieder verrenken. Der Saal soll lachen. Und er lacht.

Podcast

Außerdem im Spielplan

Mit englischen Übertiteln
von Rainald Goetz
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40