
Das Feuerschiff
nach der Erzählung von Siegfried Lenz
"Ich würde sie noch einmal reinholen. Ich würde keinen auf See lassen, auch nicht, wenn ich weiß, wer es ist."
Es sind Schiffbrüchige, die Kapitän Freytag aus einem seeuntüchtigen Boot retten und an Bord seines Schiffes bringen lässt – einem Feuerschiff, Fixpunkt und Lotsenzentrale in schwierigen Gewässern. Die Geretteten erweisen sich jedoch als Kriminelle auf der Flucht. In ihrem Boot haben sie Waffen versteckt, mit Gewaltausübung sind sie nicht zimperlich und sie wollen um jeden Preis weiter mit einem neuen Motor, einem neuen Boot, notfalls aber auch mit dem Feuerschiff selbst. Doch das Feuerschiff darf seine Position nicht verlassen, und Kapitän Freytag ist bei seinem letzten Einsatz nicht bereit, die Sicherheit auf See zu opfern. Zwischen ihm und dem Anführer der Bande Dr. Caspary kommt zu einer Auseinandersetzung, die weit mehr ist als ein Machtspiel und Streit um das Kommando. Es ist ein existentieller Kampf um die Fragen von Sicherheit oder Freiheit, Kontrolle oder Risiko, Ordnung und Anarchie. Diese Fragen entzweien auch Kapitän Freytag und seinen Sohn Fred, der ganz anderer Meinung darüber ist, wie man mit der Bedrohung umzugehen hat und seinen Vater für einen Feigling hält. Während der Kapitän auf Besonnenheit setzt, will Fred mit Gewalt auf Gewalt antworten. Er will, dass etwas geschieht. Aber was?
Es sind Schiffbrüchige, die Kapitän Freytag aus einem seeuntüchtigen Boot retten und an Bord seines Schiffes bringen lässt – einem Feuerschiff, Fixpunkt und Lotsenzentrale in schwierigen Gewässern. Die Geretteten erweisen sich jedoch als Kriminelle auf der Flucht. In ihrem Boot haben sie Waffen versteckt, mit Gewaltausübung sind sie nicht zimperlich und sie wollen um jeden Preis weiter mit einem neuen Motor, einem neuen Boot, notfalls aber auch mit dem Feuerschiff selbst. Doch das Feuerschiff darf seine Position nicht verlassen, und Kapitän Freytag ist bei seinem letzten Einsatz nicht bereit, die Sicherheit auf See zu opfern. Zwischen ihm und dem Anführer der Bande Dr. Caspary kommt zu einer Auseinandersetzung, die weit mehr ist als ein Machtspiel und Streit um das Kommando. Es ist ein existentieller Kampf um die Fragen von Sicherheit oder Freiheit, Kontrolle oder Risiko, Ordnung und Anarchie. Diese Fragen entzweien auch Kapitän Freytag und seinen Sohn Fred, der ganz anderer Meinung darüber ist, wie man mit der Bedrohung umzugehen hat und seinen Vater für einen Feigling hält. Während der Kapitän auf Besonnenheit setzt, will Fred mit Gewalt auf Gewalt antworten. Er will, dass etwas geschieht. Aber was?
Regie Josua Rösing
Bühne Mira König
Kostüme Katharina Bruderhofer
Musik Thies Mynther
Video Phillip Hohenwarter
Dramaturgie John von Düffel
Premiere am 5. März 2016
Ulrich MatthesFreytag, Kapitän

Hans LöwDr. Caspary
Timo WeisschnurFred, Sohn des Kapitäns

Božidar KocevskiEugen / Edgar

Freytag, Kapitän
Dr. Caspary
Fred, Sohn des Kapitäns
Eugen / Edgar
Bozen/Italien
8. November 2017
Meran/Italien
9. November 2017
8. November 2017
Meran/Italien
9. November 2017
Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln
Forever Yin Forever Young
Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40
Matthes verkörpert den eher mürrischen, angegrauten standfesten Kapitän. Er entwickelt seine große erzählerische Energie in der Schilderung seiner Sicht auf jene weit zurückliegenden Ereignisse, in denen der Sohn seinen Vater als risikoscheuen Feigling ausmachen will. Timo Weisschnur spielt diesen Jungen ohne Eifern, fast sachlich. Und Hans Löw gibt den Häuptling der Bande als geschmeidig eleganten Snob. Dessen, von Lenz reizvoll ausgeführte, Philosophie, dass genaugenommen jedem Menschen ein Verbrechen nachzuweisen sei, tritt eher in den Hintergrund. Die Theatralisierung, mit Matthes und Löw als Wortführern, garantiert der Geschichte ihre eigene gedankliche Spannung. Buchstäblich mit einem Knalleffekt gibt die Inszenierung der Sache schließlich eine doch etwas andere und womöglich aktuellere Wendung, als sie der Deutschunterricht handhabt. Das muss man sich aber schon selbst ansehen. "Es ist dies die erste Inszenierung des 34-jährigen Josua Rösing, der seit knapp drei Jahren als Regieassistent am Deutschen Theater arbeitet. Eine Inszenierung, die nicht auf gesteigerte Action setzt, sondern das Gedanken-Spiel herausstellt - und das gewissermaßen auf szenischer Sparflamme. Es wird auf der Vorderbühne gespielt. Das Bühnenbild von Mira König, wenn man es denn so nennen will, arbeitet mit allerlei Zubehören, die eher assoziativ den Schauplatz "Schiff" andeuten als ihn nachbauen - mit Metallrosten und großen Ventilatoren. Und in einer gepolstert wirkenden Rückwand gibt es ein paar Fenster, die keinesfalls an die von Lenz immer wieder erwähnten Bulleyes erinnern. Darin sieht man schon mal Wellen wogen oder einzelne Handlungsdetails illustriert. Aber gegenüber der allseitig grassierenden Video-Inflation ist dieser filmische Einsatz geradezu puristisch, wie Rösings Inszenierung überhaupt. Der Regisseur hat das bei Lenz vorgegebene Personal auf nur vier Figuren verknappt: auf Kapitän Freytag und seinen Sohn Fred, zwischen denen als besondere Form des Generationskonflikts die Auseinandersetzung um unbeirrtes gewaltloses Sicherheitsdenken und heroischen Widerstand ausgetragen wird; und auf den als "Doktor Caspary" figurierenden Anführer der Verbrecher, einen Hochstapler und professionellen Erpresser.
Matthes verkörpert den eher mürrischen, angegrauten standfesten Kapitän. Er entwickelt seine große erzählerische Energie in der Schilderung seiner Sicht auf jene weit zurückliegenden Ereignisse, in denen der Sohn seinen Vater als risikoscheuen Feigling ausmachen will. Timo Weisschnur spielt diesen Jungen ohne Eifern, fast sachlich. Und Hans Löw gibt den Häuptling der Bande als geschmeidig eleganten Snob. Dessen, von Lenz reizvoll ausgeführte, Philosophie, dass genaugenommen jedem Menschen ein Verbrechen nachzuweisen sei, tritt eher in den Hintergrund. Die Theatralisierung, mit Matthes und Löw als Wortführern, garantiert der Geschichte ihre eigene gedankliche Spannung. Buchstäblich mit einem Knalleffekt gibt die Inszenierung der Sache schließlich eine doch etwas andere und womöglich aktuellere Wendung, als sie der Deutschunterricht handhabt. Das muss man sich aber schon selbst ansehen."
Die Berliner Inszenierung verzichtet auf plakative Bezüge. John von Düffel, der die 120-Seiten-Prosa für die Kammerspielbühne des Deutschen Theaters in Berlin adaptiert hat, verlässt sich weitestgehend auf die kraftvollen Dialoge von Lenz. (…) Regie führt der Max-Reinhardt-Absolvent Josua Rösing, der schon Kafkas "Verwandlung" in Wien und Dostojewskis "Brüder Karamasow" in Hamburg inszeniert hat.
Mit Ulrich Matthes steht ihm ein Ausnahmeschauspieler zur Verfügung. Matthes ist mit seiner fragilen Erscheinung nicht gerade ein Seebär, umso eindringlicher ist seine widerständige, geradezu sture Haltung einem Mann (Hans Löw) gegenüber, der seine Existenz als Abenteuer begreift. Es ist ein aufregendes Duell. Zwei Männer verhandeln über das Ordnungssystem. In seinem Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein graugesichtig und fast schon langweilig der eine, lebenshungrig, rücksichtslos, anarchisch, aber durchaus charmant der andere. (…)
Nicht Kämpfer seien die wichtigsten Gestalten von Siegfried Lenz, hat Marcel Reich-Ranicki einmal gesagt, sondern passive Naturen, die sich gegen die auf sie einstürmenden Mächte verteidigten. Genau darin liegt die Relevanz dieser Inszenierung. "Die Frage, wie sich eine aufgeklärte Gesellschaft zur Gewalt verhalten soll, wie weit sie um des lieben Friedens willen gehen darf, ohne sich selbst und ihre demokratischen Werte aufzugeben, ist angesichts islamistischen Terrors ungebrochen aktuell.
Die Berliner Inszenierung verzichtet auf plakative Bezüge. John von Düffel, der die 120-Seiten-Prosa für die Kammerspielbühne des Deutschen Theaters in Berlin adaptiert hat, verlässt sich weitestgehend auf die kraftvollen Dialoge von Lenz. […] Regie führt der Max-Reinhardt-Absolvent Josua Rösing, der schon Kafkas "Verwandlung" in Wien und Dostojewskis "Brüder Karamasow" in Hamburg inszeniert hat.
Mit Ulrich Matthes steht ihm ein Ausnahmeschauspieler zur Verfügung. Matthes ist mit seiner fragilen Erscheinung nicht gerade ein Seebär, umso eindringlicher ist seine widerständige, geradezu sture Haltung einem Mann (Hans Löw) gegenüber, der seine Existenz als Abenteuer begreift. Es ist ein aufregendes Duell. Zwei Männer verhandeln über das Ordnungssystem. In seinem Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein graugesichtig und fast schon langweilig der eine, lebenshungrig, rücksichtslos, anarchisch, aber durchaus charmant der andere. (…)
Nicht Kämpfer seien die wichtigsten Gestalten von Siegfried Lenz, hat Marcel Reich-Ranicki einmal gesagt, sondern passive Naturen, die sich gegen die auf sie einstürmenden Mächte verteidigten. Genau darin liegt die Relevanz dieser Inszenierung."