
Aus der Zeit fallen
von David Grossman
Übersetzung aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer
"Wie kann ich weitergehn in den September, und er bleibt im August zurück?"
Ein Mann und eine Frau sitzen beim Abendessen. Unvermittelt steht der Mann auf, sagt, er müsse gehen. Wohin, will die Frau wissen. Zu ihm, sagt der Mann. Zu ihm, das ist der Tote. Der gemeinsame Sohn, gestorben vor fünf Jahren. Nicht enden will beider Trauer um ihn, doch während die Frau ans Jetzt erinnert, auf dem Leben beharrt, bricht der Mann auf. An den Ort, den es nicht gibt. Umkreist erst seinen Hof, dann das Haus, dann die Stadt. Und seine Stimme vermischt sich mit den Stimmen der vielen anderen, die er trifft, auch sie die Eltern gestorbener Kinder. Der Herzog. Die Hebamme. Der Schuster. Der Zentaur. All die Gehenden, Trauernden, unterwegs zu den Toten, unterwegs zu einer notwendigen, unmöglichen Begegnung.
David Grossman erhielt 2010 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Während der Arbeit an dem Roman 'Eine Frau flieht vor einer Nachricht' starb 2006 sein zweiter Sohn im Libanonkrieg.
"Wie kann ich weitergehn in den September, und er bleibt im August zurück?"
Ein Mann und eine Frau sitzen beim Abendessen. Unvermittelt steht der Mann auf, sagt, er müsse gehen. Wohin, will die Frau wissen. Zu ihm, sagt der Mann. Zu ihm, das ist der Tote. Der gemeinsame Sohn, gestorben vor fünf Jahren. Nicht enden will beider Trauer um ihn, doch während die Frau ans Jetzt erinnert, auf dem Leben beharrt, bricht der Mann auf. An den Ort, den es nicht gibt. Umkreist erst seinen Hof, dann das Haus, dann die Stadt. Und seine Stimme vermischt sich mit den Stimmen der vielen anderen, die er trifft, auch sie die Eltern gestorbener Kinder. Der Herzog. Die Hebamme. Der Schuster. Der Zentaur. All die Gehenden, Trauernden, unterwegs zu den Toten, unterwegs zu einer notwendigen, unmöglichen Begegnung.
David Grossman erhielt 2010 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Während der Arbeit an dem Roman 'Eine Frau flieht vor einer Nachricht' starb 2006 sein zweiter Sohn im Libanonkrieg.
Regie Andreas Kriegenburg
Bühne Olga Ventosa Quintana
Kostüme Andrea Schraad
Dramaturgie Juliane Koepp
Uraufführung 13. Dezember 2013
Matthias NeukirchMann/Gehender Mann
Katrin KleinFrau/Frau auf dem Glockenturm

Bernd MossChronist der Stadt

Natali SeeligFrau des Chronisten

Jürgen HuthSchuster

Janina SachauHebamme
Barbara HeynenFrau im Netz

Daniel HoevelsHerzog

Jörg PoseZentaur

Markwart Müller-ElmauGreiser Rechenlehrer

Mann/Gehender Mann
Frau/Frau auf dem Glockenturm
Chronist der Stadt
Frau des Chronisten
Schuster
Hebamme
Frau im Netz
Herzog
Zentaur
Greiser Rechenlehrer
Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln
Forever Yin Forever Young
Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40
Das ist ein passendes Bild für die immer gleichen Gedanken, die in den Köpfen der Figuren kreisen: Warum musste mein Kind vor mir sterben? Wie kann ich daran denken, ohne zu leiden? Und ist nicht jedes Weiterleben ein Verrat?
Andreas Kriegenburg findet Bilder für diese Trauer, und einige davon sind so voller Poesie, voller Liebe für die Menschen, dass man niederknien möchte. […] Andreas Kriegenburgs Phantasie scheint unerschöpflich zu sein, und er versteht es,seine Einfälle perfekt zu choreografieren. Der Mann will den Sohn suchen, aber nicht dort,wo er starb oder wo er begraben liegt, sondern einfach nur „dort“ – vermutlich imTod. Er beginnt zu laufen. Matthias Neukirch spielt diesen namlosen Mann. Über weite Strecken des dreistündigen Abends wird er im Kreis laufen: Die Schultern nach vorne gebeugt, die Arme schlenkernd, barfuß im Sand. Und weil die Drehbühne sich in die entgegengesetzte Richtung dreht, sieht es im ersten Moment so aus, als komme er kein Stück vom Fleck.
Das ist ein passendes Bild für die immer gleichen Gedanken, die in den Köpfen der Figuren kreisen: Warum musste mein Kind vor mir sterben? Wie kann ich daran denken, ohne zu leiden? Und ist nicht jedes Weiterleben ein Verrat?
Andreas Kriegenburg findet Bilder für diese Trauer, und einige davon sind so voller Poesie, voller Liebe für die Menschen, dass man niederknien möchte. […] Andreas Kriegenburgs Phantasie scheint unerschöpflich zu sein, und er versteht es,seine Einfälle perfekt zu choreografieren.