
Am Königsweg
von Elfriede Jelinek
"Eine Zukunft, die jetzt keine mehr ist, sondern Gegenwart."
Inspiriert von der Präsidentenwahl in den USA, widmet sich die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek in ihrem aktuellen Stück Am Königsweg den "Königen" dieser Welt. "Gewählt ist gewählt", doch wie konnte es dazu kommen? Wie kommt es, dass Kapitalismus und Macht stets gleichbedeutend sind mit immer wiederkehrenden veralteten Männlichkeitsbildern? Warum ist der Rechtspopulismus immer auch mit der Blindheit seiner Wähler verbunden? Hängt die Blindheit mit dem Ödipus-Komplex zusammen? Und wenn ja, warum hat sich dieses Phänomen auch 2000 Jahre später noch nicht erledigt? Oder sind es letztlich Miss Piggy und Kermit der Frosch, die hier ihr Unwesen treiben? Und alles ist nur ein Puppenspiel mit tödlichem Ausgang? Miss Piggy, "als blinde Seherin hergerichtet", wird mit uns in die Zukunft blicken.
Elfriede Jelineks Am Königsweg wurde in der Kritikerumfrage von Theater heute 2018 als "Stück des Jahres" gewählt.
Inspiriert von der Präsidentenwahl in den USA, widmet sich die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek in ihrem aktuellen Stück Am Königsweg den "Königen" dieser Welt. "Gewählt ist gewählt", doch wie konnte es dazu kommen? Wie kommt es, dass Kapitalismus und Macht stets gleichbedeutend sind mit immer wiederkehrenden veralteten Männlichkeitsbildern? Warum ist der Rechtspopulismus immer auch mit der Blindheit seiner Wähler verbunden? Hängt die Blindheit mit dem Ödipus-Komplex zusammen? Und wenn ja, warum hat sich dieses Phänomen auch 2000 Jahre später noch nicht erledigt? Oder sind es letztlich Miss Piggy und Kermit der Frosch, die hier ihr Unwesen treiben? Und alles ist nur ein Puppenspiel mit tödlichem Ausgang? Miss Piggy, "als blinde Seherin hergerichtet", wird mit uns in die Zukunft blicken.
Elfriede Jelineks Am Königsweg wurde in der Kritikerumfrage von Theater heute 2018 als "Stück des Jahres" gewählt.
Regie Stephan Kimmig
Bühne Katja Haß
Kostüme Anja Rabes
Musik Michael Verhovec
Dramaturgie Ulrich Beck
Premiere
28. April 2018, Deutsches Theater
28. April 2018, Deutsches Theater
Božidar Kocevski

Marcel Kohler

Linn Reusse

Anja Schneider

Holger Stockhaus

Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln
Forever Yin Forever Young
Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 22.40
Während Jelinek den Aufstieg und das sonderbare Gebaren Donald Trumps mit (selbstreflexiven) Fragen nach der Möglichkeit des Schreibens darüber verbindet, der Blick auf das konkrete politische Geschehen also zugleich ein Blick auf das Sprechen und Schweigen darüber ist – verzichtet diese Zwei-Stunden-Inszenierung größtenteils auf die Trump-Verweise und Selbstreflexionen.
Es bleiben: Show, Slapstick und Spielereien – allerdings von einem dunkel-trüben Geist durchdrungen: Für Kimmig ist alles, was irgend Politik oder Kunst genannt zu werden verdient, längst zum bloßen Business geworden. Wenn das kein hübsches Symbol auf unsere ach so abgeschmackte Gegenwart ist: In einer Monsterküche (entworfen von Katja Haß) wird ein unappetitliches Etwas zusammengerührt und als seltene Köstlichkeit serviert. [...]
Während Jelinek den Aufstieg und das sonderbare Gebaren Donald Trumps mit (selbstreflexiven) Fragen nach der Möglichkeit des Schreibens darüber verbindet, der Blick auf das konkrete politische Geschehen also zugleich ein Blick auf das Sprechen und Schweigen darüber ist – verzichtet diese Zwei-Stunden-Inszenierung größtenteils auf die Trump-Verweise und Selbstreflexionen.
Es bleiben: Show, Slapstick und Spielereien – allerdings von einem dunkel-trüben Geist durchdrungen: Für Kimmig ist alles, was irgend Politik oder Kunst genannt zu werden verdient, längst zum bloßen Business geworden.
Klare Rollenzuschreibungen gibt es nicht. Zum Stück muss ihn erst die Regie machen. Regisseur Stephan Kimmig hat die Textmenge mehr als halbiert und macht daraus eine knapp zweistündige Slapstick-Küchen-Party.
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Das Ensemble ist stark. Elfriede Jelineks Text ist vor allem ein Text über Ohnmacht, die Verunsicherung, über die Hilflosigkeit angesichts des Zustands der Welt, auch über Jelineks eigene Rolle darin. Außerdem: der Rechtspopulismus, die Banken, die seltsame Elite herrschender Egomanen. Einmal heißt es sogar, Heidegger sei schuld. Und der Schwarzwald. So braust der Text auf der jelinektypischen Assoziationsachterbahn hin und her und rauf und runter in einem Tempo, dass einem ganz schwindelig wird.
Klare Rollenzuschreibungen gibt es nicht. Zum Stück muss ihn erst die Regie machen. Regisseur Stephan Kimmig hat die Textmenge mehr als halbiert und macht daraus eine knapp zweistündige Slapstick-Küchen-Party.
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Das Ensemble ist stark.
Der Kerngedanke dieses Stücks, das Stephan Kimmig so stimmig als Slapstick-Abfolge inszeniert, ist die totale Orientierungslosigkeit. Wenn die Schauspieler sich immer wieder die Augen reiben, Fremdkörper daraus entfernen, sich Masken überstülpen, in fremde Häute schlüpfen oder ganz und gar als Blinde daherkommen, dann spielt das zunächst einmal darauf an, dass Trump gewählt wurde, weil seine Fans nicht sehen konnten, was für ein Politclown in ihm steckt. Darin, darauf, darunter und darüber agieren fünf Schauspieler. Und was für welche! Allen voran Anja Schneider [...] Aber auch die hoch virtuosen Holger Stockhaus und Božidar Kocevski führen ein fulminantes Körpertheater vor. In atemberaubenden Tempo wechseln sie vom Kammerspiel zur Kochshow, verbinden Karneval der Kulturen mit akrobatischen Attraktionen. Sind in der Hip-Hop-Nummer ebenso sattelfest wie im Gesang von Gute-Nacht-Liedern. [...]
Der Kerngedanke dieses Stücks, das Stephan Kimmig so stimmig als Slapstick-Abfolge inszeniert, ist die totale Orientierungslosigkeit. Wenn die Schauspieler sich immer wieder die Augen reiben, Fremdkörper daraus entfernen, sich Masken überstülpen, in fremde Häute schlüpfen oder ganz und gar als Blinde daherkommen, dann spielt das zunächst einmal darauf an, dass Trump gewählt wurde, weil seine Fans nicht sehen konnten, was für ein Politclown in ihm steckt.
Am Deutschen Theater werden Trump und Konsorten jetzt einfach lustvoll an die Wand gespielt. Vielleicht ist genau das der Königsweg. Stephan Kimmig macht Comedy mit Splatter-Splittern aus dem auf Kasperle Theater gebürsteten garstigen Stoff. Für den Regisseur ist das ein ziemlicher Bruch mit seiner sonstigen Inszenierungspraxis. Dass der gelingt, liegt am virtuos aufspielenden Ensemble um die gedoppelten Schweinchenfrauen Anja Schneider und Linn Reusse und vor allem auch an Holger Stockhaus. [...]
Am Deutschen Theater werden Trump und Konsorten jetzt einfach lustvoll an die Wand gespielt. Vielleicht ist genau das der Königsweg.
Jelineks Wortdurcheinander hat eine dubiose Heimat gefunden. [...]
Die verlogene Zauberei, das grausige Einkochen, die abgeschottete Wohnwelt, das aufgeregte Paar und der erschreckend coole Koch samt dem mit zahlreichen Brillen ausgestatteten Seher Marcel Kohler sowie der güldene göttliche König oder Götterbote Božidar Kocevski sind ein vielversprechendes Team. [...]
Für die [...] Emotionen sorgen kurz vor Ende zwei musikalische Einlagen: der "Zug nach morgen" aus der "Muppet Show" und Hanns Dieter Hüschs "Abendlied" - mit einem wunderbaren Küchenorchester, das die Botschaft deutlich transportiert: Es gibt wenig Hoffnung. Antike Motive spielen fast keine Rolle, Trump bleibt (zum Glück) außen vor; Szenen um die "Muppet Show" herum, so der Mordversuch am dauerquatschenden Kermit durch die Doppel-Piggys mutierten Damen (Kostüme: Anja Rabes) sind wiederum ziemlich beeindruckend. [...]
Stark wirkt die Sprache in Stephan Kimmigs Berliner Inszenierung, wenn eine männliche Stimme der unsichtbaren Autorin (aus einem Küchenschrank heraus) über die Weltanschauungsprobleme räsoniert. Die Berliner Inszenierung von Stephan Kimmig [...] forscht nach den tieferen Gründen für die kollektive Blindheit im Text. Es beginnt mit magisch-absurdem Varieté, bevor Holger Stockhaus als auffälligster Akteur sich in aller Ruhe ans Kochen macht. Katja Haß hat eine Einabuküchenfront samt scheußlicher Schrankwand ums Rechteck als hintere beziehungsweise seitliche Bühnenbegrenzung gebaut. [...]
Jelineks Wortdurcheinander hat eine dubiose Heimat gefunden. [...]
Die verlogene Zauberei, das grausige Einkochen, die abgeschottete Wohnwelt, das aufgeregte Paar und der erschreckend coole Koch samt dem mit zahlreichen Brillen ausgestatteten Seher Marcel Kohler sowie der güldene göttliche König oder Götterbote Božidar Kocevski sind ein vielversprechendes Team. [...]
Für die [...] Emotionen sorgen kurz vor Ende zwei musikalische Einlagen: der "Zug nach morgen" aus der "Muppet Show" und Hanns Dieter Hüschs "Abendlied" - mit einem wunderbaren Küchenorchester, das die Botschaft deutlich transportiert: Es gibt wenig Hoffnung. Antike Motive spielen fast keine Rolle, Trump bleibt (zum Glück) außen vor; Szenen um die "Muppet Show" herum, so der Mordversuch am dauerquatschenden Kermit durch die Doppel-Piggys mutierten Damen (Kostüme: Anja Rabes) sind wiederum ziemlich beeindruckend. [...]
Stark wirkt die Sprache in Stephan Kimmigs Berliner Inszenierung, wenn eine männliche Stimme der unsichtbaren Autorin (aus einem Küchenschrank heraus) über die Weltanschauungsprobleme räsoniert.