
100 Sekunden (wofür leben)
Eine Versuchsanordnung
Ein Märtyrer ist jemand, der sich für seine Sache opfert. Ein Held ist jemand, der im Kampf für seine Sache stirbt. Menschliche Fackeln, Menschen, die sich zur Waffe machen, Widerständler, die sich keiner Folter, keiner Todesdrohung beugen, bevölkern die mediale Welt. Jeder von ihnen ist eine Geschichte. Und diese Geschichten wollen erzählt werden. Oft geschehen sie sogar, um erzählt zu werden. Sie wollen sichtbar, wollen Beispiel sein. Und wie sie bewertet werden, ob als terroristischer Akt, fehlgeleiteter Extremismus oder große Heldentat scheint oft nur eine Frage der Perspektive.
Der Mensch ist das einzige Tier, das Sinn über Selbsterhaltung stellt. Während die Evolution alles Leben auf der Erde auf Überleben und Fortpflanzung programmiert hat, fragt das mutmaßlich intelligenteste dieser Tiere nach dem „Wofür“. Ein Leben ohne Sinn erscheint wertlos, ein Sinn unter bestimmten Umständen mehr wert als das nackte Überleben. Für das Projekt 100 Sekunden haben Christopher Rüping und sein Ensemble Geschichten von Menschen zusammengestellt und zusammengeschrieben, die einen Sinn über ihr Leben stellen oder gestellt haben, die bereit sind oder waren, für etwas zu sterben – wahre Geschichten und erfundene, literarische Vorbilder und urbane Legenden. Jede dieser Geschichten bekommt 100 Sekunden Zeit, erzählt oder gespielt zu werden. Dann ist die Deadline erreicht.
Der Mensch ist das einzige Tier, das Sinn über Selbsterhaltung stellt. Während die Evolution alles Leben auf der Erde auf Überleben und Fortpflanzung programmiert hat, fragt das mutmaßlich intelligenteste dieser Tiere nach dem „Wofür“. Ein Leben ohne Sinn erscheint wertlos, ein Sinn unter bestimmten Umständen mehr wert als das nackte Überleben. Für das Projekt 100 Sekunden haben Christopher Rüping und sein Ensemble Geschichten von Menschen zusammengestellt und zusammengeschrieben, die einen Sinn über ihr Leben stellen oder gestellt haben, die bereit sind oder waren, für etwas zu sterben – wahre Geschichten und erfundene, literarische Vorbilder und urbane Legenden. Jede dieser Geschichten bekommt 100 Sekunden Zeit, erzählt oder gespielt zu werden. Dann ist die Deadline erreicht.
Regie Christopher Rüping
Kostüme Anna Maria Schories
Bühne Anne Ehrlich
Musik Camill Jammal
Dramaturgie John von Düffel
Uraufführung am 18. Oktober 2015
Michael Goldberg

Camill Jammal

Katharina Matz

Wiebke Mollenhauer

Außerdem im Spielplan
PREMIERE
Künstlerische Leitung: Sofie Hüsler, Kristina Stang
Im Anschluss Nachgespräch mit Nils Mohl, Autor von Henny & Ponger. Moderation: Annette Wostrak von LesArt
Anschließend: Premierenparty in der Bar
Anschließend: Premierenparty in der Bar
Box
19.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
VORSTELLUNGSÄNDERUNG
Regie: Hanna Rudolph
Aufgrund eines Krankheitsfalls im Ensemble muss die heutige Vorstellung von Liebe, einfach außerirdisch von René Pollesch (Regie: René Pollesch) leider entfallen. Stattdessen zeigen wir Tagebuch eines Wahnsinnigen von Nikolai Gogol (Regie: Hanna Rudolph). Bereits gekaufte Karten für Liebe, einfach außerirdischkönnen Sie ab sofort umbuchen oder innerhalb von 14 Tagen an der Theaterkasse zurückgeben.
DT Bühne.
20:00 - 21.15
Mit großer Leichtigkeit gelingt es dem 30-jährigen Rüping, zusammen mit seinem fabelhaft sanften Ensemble, die spirituelle Dimensionen seiner Stoffvielfalt ernst zu nehmen, sie anrührend, aber doch nicht rührselig zu machen – und dabei auch die Art und Weise in Frage zu stellen, wie das Publikum über die eigenen Lebens- und Sterbensperspektiven nachdenkt. Am Ende nämlich steigt es hinauf in die Reihen, blickt auf die Plätze hinab, auf denen es eben noch gesessen hat und auf dem nun traurige Trauerkerzen flackern. Unsere eigenen Geschichten als kleine Flammen, aus einem freundlichen, andächtigen Theaterjenseits aus betrachtet. Ja, so ist der ganze Abend: ein stiller, kluger, kostbarer Triumph. "Rüpings Abend schreitet all diese Preziosen in gemessener Geschwindigkeit ab, mit einer ungewöhnlich sensiblen Menschenliebe, einem Rhythmus, der den behutsam kombinierten Lebensschnipseln, all den großen Pathos- und den kleinen Verzweiflungsgesten ein Höchstmaß an theatraler Würde zugesteht, ohne dabei verkniffen ernst oder gar anklägerisch zu werden.
Mit großer Leichtigkeit gelingt es dem 30-jährigen Rüping, zusammen mit seinem fabelhaft sanften Ensemble, die spirituelle Dimensionen seiner Stoffvielfalt ernst zu nehmen, sie anrührend, aber doch nicht rührselig zu machen – und dabei auch die Art und Weise in Frage zu stellen, wie das Publikum über die eigenen Lebens- und Sterbensperspektiven nachdenkt. Am Ende nämlich steigt es hinauf in die Reihen, blickt auf die Plätze hinab, auf denen es eben noch gesessen hat und auf dem nun traurige Trauerkerzen flackern. Unsere eigenen Geschichten als kleine Flammen, aus einem freundlichen, andächtigen Theaterjenseits aus betrachtet. Ja, so ist der ganze Abend: ein stiller, kluger, kostbarer Triumph."
Der Vorhang geht auf, und die Schauspieler wandern hinüber in den Zuschauerraum - offenbar das Jenseits, wo sie in Glitzer- und Astro-nautenkostüme steigen und viel vom sorglosen Leben singen, in dem der Tod so gern verdrängt wird: 'Always look on the bright side of life', 'It's a wonderful, wonderful life'. "Rüping benötigt für seine Inszenierung nur vier Schauspieler: Katharina Matz, bei der sich 60 Jahre Bühnenerfahrung und jugendliche Ausstrahlung zu einer einmaligen Präsenz verbinden, die junge, wunderbar klare Wiebke Mollenhauer, Michael Goldberg, der auf ulkiges Overacting spezialisiert ist, aber auch großes Drama kann. Und Camill Jammal, der nicht nur als Musiker und Sänger eine Entdeckung ist. (...) Die Texte wechseln im Ton, mal nüchtern, mal eher märchenhaft wird da ein Leben nach dem anderen verdichtet auf 100 Sekunden, nur selten werden große Dichter zitiert (Schillers Jungfrau von Orléans, Goethes Werther). Das hat schon eine Wucht, und nur das leise Lied, das Mollenhauer und Jammal zwischendurch immer wieder anstimmen, lässt einen ab und zu zum Durchatmen kommen in dieser streng getakteten Hetzjagd des Todes. Und gerade als man denkt, der sonst gern vor Regieeinfällen überbordende Regisseur habe sich diesmal absichtlich beschränkt zugunsten der ernsten, klaren, wenn auch nicht sonderlich originellen Frage nach dem Sinn des Lebens, kommt die ironische Brechung.
Der Vorhang geht auf, und die Schauspieler wandern hinüber in den Zuschauerraum - offenbar das Jenseits, wo sie in Glitzer- und Astro-nautenkostüme steigen und viel vom sorglosen Leben singen, in dem der Tod so gern verdrängt wird: 'Always look on the bright side of life', 'It's a wonderful, wonderful life'."